Fußball, südbadischer Verbandspokal: Auf einer Seite des Kabinentrakts waren laute Musik, Gesänge und immer wieder Jubelstürme zu hören, auf der anderen saß der Frust natürlich tief. Was sich durch Tritte gegen verschiedene Gegenstände und Unmutsbekundungen äußerte. Unterschiedlicher hätte die Gefühlswelt nach dem Sieg des FC 08 Villingen im Pokal-Halbfinale über den SV Oberachern kaum sein können. Wenige Minuten zuvor hatten sich die Nullachter im Elfmeterschießen gegen die Ortenauer durchgesetzt.
Enttäuschung
Der Ärger der Gäste sogar verständlich. Sie waren so dicht davor, nach 2020 erneut ins Finale einzuziehen. Zudem war es wieder der FC 08, der ihnen die Tour vermieste. Wie schon vor etwas mehr als fünf Jahren, als Oberachern im Endspiel von Offenburg lange Zeit wie der Sieger aussah. Doch mit drei Toren innerhalb der letzten sieben Minuten drehte Villingen das Spiel.
Durchgetaktet
Das Ganze hatte fast schon professionelle Züge. Von Viertel- bis Halbfinale war über drei Tage bei den Nullachtern alles minutiös durchgetaktet. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Sofern davon nach zwei Krimis im Elfmeterschießen überhaupt gesprochen werden kann. „Ich kann nicht genug Hüte davor ziehen, wie alle Beteiligten hier mitgezogen haben. Von den Spielern angefangen, über das gesamte Trainerteam, die medizinische Abteilung, die Betreuer bis hin zum ganzen Helferteam. Immerhin befinden wir uns nach wie vor im Amateur-Fußball, da ist so etwas nicht selbstverständlich“, betont Chef-Coach Marcel Yahyaijan. Genau diese Einstellung des gesamten Teams habe man auch auf dem Platz gesehen und war deshalb Garant für den Erfolg.
Es fing bei den Einheiten an, in denen sich akribisch mit der entsprechenden Belastungssteuerung auf die bevorstehenden Aufgaben inklusive Gedanken über Schützen für den möglichen Showdown vom Punkt vorbereitet wurde. Ging über das Bereitstellen der in dieser Situation wichtigen Eistonnen bis hin zu gemeinsamen Mahlzeiten. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir acht Monate nicht gespielt oder zusammen trainiert haben. Und dann zwei Mal die volle Distanz innerhalb von nur zwei Tagen“, stellt Yahyaijan nochmals heraus.
Gefragtes Duo
Zwei der gefragtesten Personen in diesen Tagen sind beim FC 08 Alica Cristilli und Hansi Schneider. Kein Wunder, schon nach den 120 Minuten im Viertelfinale gegen Rielasingen-Arlen hatten die beiden Physiotherapeuten alle Hände voll zu tun. Als der erneute Krimi über die volle Distanz gegen Oberachern vorbei war, dauerte es nur kurz, ehe ihren Liegen erneut von Spielern belegt waren. „Das wird speziell in den nächsten Tagen nochmals richtig heftig“, scherzt Schneider, der sich aber über die viele Arbeit nicht beklagen wollte. „Ich bin ja froh darüber, dass die Jungs wissen, wie wichtig solche Behandlungen während der Regeneration sind“, sagt er. Gerade nach zwei solchen Spielen innerhalb kürzester Zeit.
Doppelter Feiergrund
Doppelten Grund zum Feiern hatte am Sonntag Arash Yahyaijan, Sportvorstand beim FC 08. Zum einen natürlich durch den Finaleinzug. Zum anderen durch seinen Geburtstag. Dennoch waren auch ihm die nervlichen Strapazen der vergangenen Tage deutlich anzusehen. Erst als der Druck etwas abfiel, konnte er den Tag genießen.
Finale
Neun Mal hat Villingen bereits den Südbadischen Pokal geholt, ist damit Rekordhalter. Nun soll Titel Nummer zehn folgen, der Hunger ist noch längst nicht gestillt. Gegner in diesem Finale am kommenden Sonntag (Anstoß 15 Uhr) ist der Freiburger FC. Ursprünglich war geplant, das Endspiel im Freiburger Mösle-Stadion auszutragen. Früher einmal war dies die Heimat ausgerechnet des Kontrahenten, inzwischen jedoch von der Reserve des Stadtrivalen. Außerdem ist dort dessen Fußballschule untergebracht. Durch den Aufstieg der zweiten Mannschaft des SC Freiburg in die Dritte Liga sahen die Verantwortlichen jedoch organisatorische Probleme. Dafür sprang der Bahlinger SC in die Bresche. Nun findet das Spiel im Kaiserstuhlstadion statt.
