Frederick, Sie sind beim FC 08 Villingen Geschäftsführer sowie Spieler und Trainer der Verbandsliga-Mannschaft. Hand aufs Herz: Welche Rolle macht Ihnen am meisten Spaß?

Frederick Bruno: Gleich die schwierigste Frage zu Beginn (lacht). Aber es ist wahrscheinlich schon noch die Spieler-Rolle. Der Fußball ist mein Leben und hat mich seit meiner Kindheit immer begleitet. Ich werde, solange es mein Körper zulässt, immer gerne spielen.

Seit Mai agieren Sie mit Marcel Yahyaijan in einer Doppelspitze, er fokussiert sich auf das Amt des Geschäftsführers Sport, Sie sind Organisations-Chef. Wie haben Sie sich in dieser Rolle eingelebt?

Frederick Bruno: Es macht Spaß, wir ergänzen uns gut. Natürlich waren die ersten vier Monate auch herausfordernd, es sind viele neue Dinge auf mich zugekommen, aber das wusste ich. Es gab Themen, die mir den Einstieg nicht leicht gemacht haben, ich sehe uns grundsätzlich aber auf dem richtigen Weg. Ich werde versuchen, motivierte Personen mit ins Boot reinzuholen, damit wir den Verein wieder breiter und auf mehr Beinen aufstellen, aber natürlich auch wieder in deutlich ruhigere Gewässer bekommen.

Warum hat es Sie gereizt, diese Aufgabe im Vorstand auch noch anzunehmen, obwohl Ihnen als Spieler und Trainer ja sicher auch nicht langweilig war?

Frederick Bruno: Zunächst einmal habe ich BWL mit Spezialisierung Sportmanagement studiert. Der FC 08 liegt mir am Herzen und es schmerzt mich schon, wenn sich die Leute im Städtle und in der Region fragen, was beim FC 08 Villingen los ist. Ich würde gerne meinen Teil dazu beitragen und dabei mitwirken, diese Ziele zu erreichen. Ich bin ein Villinger Junge und wenn ich mit den Menschen hier spreche, dann bekomme ich viel Wertschätzung entgegengebracht. Das möchte ich nutzen und mit meiner offenen Art dem Verein etwas zurückgeben.

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Wie viel Stunden investieren Sie für den Club – alle Rollen mit einberechnet?

Frederick Bruno: Sehr, sehr viele, ohne es genau zu wissen. Ich bin unter der Woche so gut wie jeden Abend am Sportgelände, am Wochenende sowieso. Entweder es stehen Trainings und Spiele an, Sponsoren-Meetings oder interne Gespräche. Es gibt immer etwas zu tun.

Was sind Ihre Aufgaben in der Geschäftsführung?

Frederick Bruno: Das Marketing, Sponsoring, Organisationsthemen sowie die Abläufe während der Saison und der Spieltage. Die Außendarstellung, wie wir uns als Verein präsentieren, habe ich mir auf jeden Fall groß auf die Fahne geschrieben. Die Verbundenheit des Clubs, der Mannschaft, der Spieler zur Stadt und zur Region wollen wir wieder intensiver herstellen. Noch mehr Nähe und Austausch mit den Menschen und insbesondere unseren Fans.

Was müssen aus Ihrer Sicht die entscheidenden Ziele für den FC 08 Villingen für die kommenden Jahre sein?

Frederick Bruno: Sicherlich müssen wir bei unserer Kostenstruktur und unseren Ausgaben einiges verändern. Hier haben wir auch schon einige Prozesse, wie Kaderzusammenstellung oder auch Organisation von Heimspielen, neu aufgesetzt. Außerdem wollen wir uns insgesamt noch bodenständiger aufstellen. Es geht für uns aus sportlicher Sicht darum, dass wir uns in der Ober- und Verbandsliga etablieren. Dafür müssen wir nach dem Abstieg beider Herren-Mannschaften eine gesunde Basis schaffen. Wir wollen das Vereinsleben wieder aufleben lassen, Identifikation und Verbundenheit schaffen. Die Menschen aus der Region sollen gerne zum FC 08 Villingen kommen.

Wechseln wir mal auf Ihre Doppelrolle auf dem Platz: Seit dieser Saison agieren Sie als Trainer-Duo mit Ralf Hellmer. Wie ergänzt Ihr euch beide?

Frederick Bruno: Ralf ist schon lange ein guter Freund. Ich bin sehr froh, dass wir das gemeinsam machen, wobei wir auch mit unserem Co-Trainer Paul Röll einen super Austausch haben. Mir ist es wichtig, dass ich während der Spiele, in denen ich auf dem Platz stehe, draußen Trainerkollegen habe, denen ich vertraue und die von außen mit einem anderen Blickwinkel einwirken können.

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Was ist Ralf Hellmer für ein Trainertyp – und was für einer sind Sie?

Frederick Bruno: Ich würde sagen, dass wir beide sehr spielernah arbeiten. Ich bin ein riesiger Fan von Carlo Ancelotti und glaube, dass es ganz entscheidend ist, dass du als Trainer die Spieler für dich gewinnst. Ralf und ich ticken da ähnlich. Vielleicht ist er mit seiner väterlichen Mentalität eher der Sachlichere und ich mehr der Emotionale, wobei wir beide oft einen sehr direkten Weg wählen.

Nach dem Abstieg gab es einen Umbruch, Sie haben nun eine junge Mannschaft, mit der Sie sich in der Verbandsliga halten wollen. Wie nehmen Sie die Entwicklung wahr?

Frederick Bruno: Die Jungs sind sehr lernwillig und hungrig. Man spürt in den Einheiten, dass sie die nächsten Schritte machen wollen. Aber so ein Umbruch braucht einfach seine Zeit. Diese junge Truppe muss ihre Erfahrungen machen und wird und darf auch Fehler machen. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns in der Liga etablieren und weiterentwickeln werden.

Als Innenverteidiger sind Sie weiter gefordert: Fällt es Ihnen schwer, Spielertrainer zu sein oder verspüren Sie keinen zusätzlichen Druck?

Frederick Bruno: Nein, wirklich nicht. Wenn ich auf dem Platz stehe, bin ich einer von elf Spielern. Bis kurz vor dem Anpfiff ist es durch die Ansprache oder letzten Besprechungen wie zum Beispiel Standard-Situationen etwas stressiger, aber auf dem Platz ist es gleich. Ich werde immer alles dafür tun, um mit dem Team zu gewinnen und versuche mit Leistung voranzugehen, daran ändert das Trainerdasein nichts.

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Trainieren Sie in den Einheiten eigentlich komplett mit oder schauen Sie sich Übungen auch mal von außen an?

Frederick Bruno: Sowohl als auch. Ich hatte vor der Saison einen Muskelbündelriss, durch den ich gezwungenermaßen ausschließlich Trainer war. Es kann aber auch mal sein, dass ich eine Übung weglasse, weil ich sie mir von außen anschauen möchte. Gerade wenn es Richtung Spieltag geht und wir als Trainerteam uns bezüglich System oder einzelner Spieler abstimmen wollen.

Immer mal wieder waren Sie in der vergangenen Saison ja auch bei der ersten Mannschaft um Trainer Steffen Breinlinger dabei, wenn der Kader dünn war. Gibt es bei Ihnen nie zu viel Fußball?

Frederick Bruno: Doch auch das gibt es, ich brauche auch mal einen Ausgleich. Aber, wenn in der Oberliga-Mannschaft „Not am Mann“ ist, helfe ich wenn möglich aus.

Sie haben schon in der E-Jugend das Nullacht-Trikot getragen, kennen den Club aus dem Effeff: Wie würden Sie ihn in drei Worten beschreiben?

Frederick Bruno: Zweites Zuhause, Leidenschaft, Identifikation. Der Verein hat mir viel gegeben und ich glaube, ich konnte auch schon einiges zurückgeben. Und das will ich auch weiterhin.

Zuletzt noch kurz zum Spiel, am Sonntag (14.30 Uhr) geht es gegen den 1. FC Rielasingen-Arlen, für den Sie zwischen 2019 und 2021 am Ball waren. Ein besonderes Duell für Sie? Was erwarten Sie für eine Partie?

Frederick Bruno: Es ist immer schön, gegen seinen Ex-Club zu spielen, zumal Michael Schilling ja damals mein Trainer war. Wir tauschen uns auch immer wieder über die Gegner in der Verbandsliga aus. Auch wenn es durch Corona und Verletzungen nicht meine erfolgreichste Zeit war, erinnere ich mich gerne. Das Duell wird auf jeden Fall herausfordernd. Rielasingen-Arlen ist spielstark, Michael wird mit seinem Team einen zielstrebigen Fußball spielen. Ich bin sehr gespannt, was er sich für einen Plan zurechtlegen wird.