Eishockey: Die Gesichter sprachen Bände am späten Donnerstagabend in der gut besetzten Helios Arena. Die Erleichterung war bei Mannschaft und Fans sicht-, spür- und beinahe greifbar. Die Wild Wings hatten nach drei Heimniederlagen in Folge endlich wieder gewonnen und dabei die Partie gegen die Iserlohn Roosters nach 0:1-Rückstand noch gedreht. Nach dem 2:1 durch einen überragenden Spielzug über die Spink-Zwillinge und dessen Vollendung durch Zach Senyshyn rund vier Sekunden vor dem Ende der Verlängerung lagen sich nicht nur die Protagonisten auf dem Eis in den Armen.
Der Frust hatte die Tage zuvor tief gesessen bei den Schwenningern. Knappe Niederlagen gegen Augsburg, Straubing oder Wolfsburg schmerzten, zumal man besonders gegen die Augsburger über weite Strecken die überlegene Mannschaft war. So stellte sich das Geschehen auch gegen die Roosters aus dem Sauerland über beinahe 50 Minuten dar. Die Gastgeber hatten deutlich mehr vom Spiel, produzierten gute bis sehr gute Chancen en masse. Doch der Sonntagsschuss von Zach Osburn, der „unterwegs“ noch das Schienbein von Tyson Spink streifte und deshalb für Torhüter Joacim Eriksson nicht zu halten war, führte wieder einmal zu einem Rückstand.
„Dieses Drittel ist ein Sinnbild unserer bisherigen Saison. Ich hoffe, dass die Läden noch aufhaben, um die Ketchupflasche zu kaufen. Wir suchen sie tatsächlich immer noch. Wir müssen weiter an uns glauben und weiter hart arbeiten“, resümierte Geschäftsführer Stefan Wagner mit einem guten Schuss Galgenhumor. Den er auch im zweiten Drittel noch deutlicher gebrauchen konnte. Denn in diesem hatten Alexander Karachun und Mirko Höfflin zwei sogenannte „Hundertprozentige“. Beide Male war aber Iserlohns großartiger Keeper Andreas Jenike zur Stelle.
Erleichterung nach Erfolg
Umso wichtiger ist es, dass es am Ende – auch dank eines fulminanten Tores von Teemu Pulkkinen zum 1:1-Ausgleich – für die zuletzt doch sehr genervt wirkenden Wild Wings doch noch gut ausging. „Das ist schon eine Erleichterung und gut für das Selbstvertrauen. Wir haben nicht aufgegeben. Jeder Punkt und jeder Sieg bringen uns ein Stück weiter“, fasste SERC-Kapitän Thomas Larkin den vierten Saisonsieg im zehnten Spiel zusammen.
Zum sechsten Mal mussten die Schwaben in die Verlängerung, zum vierten Mal gewannen sie noch. Heißt aber eben auch: Es fehlt nach wie vor der „Dreier“. Immerhin war der Auftritt gegen Iserlohn ein Schritt nach vorne. Schwenningen zeigte zumindest ansatzweise das Eishockey, das es in der vergangenen Saison so stark gemacht hatte. Es wurde mehr gelaufen, die neutrale Zone gut überbrückt, auch das Unterzahlspiel sah besser aus.
Der Weg ist noch weit, die Spielzeit aber auch noch lang. „Dieser Sieg nimmt uns zwar etwas Last von unseren Schultern, aber er ist quasi jetzt schon wieder abgehakt“, meinte Larkin nach der Partie. Dennoch hatte auch der 33-Jährige das gewisse Gefühl, dass dies der Wendepunkt für seine Mannschaft sein könnte. „Es gilt wieder von Spiel zu Spiel zu schauen. Wir müssen die Vergangenheit vergessen. Das betrifft die letzte Saison, aber eben auch die letzten Wochen und das jeweils letzte Spiel. Wir müssen einfach Stück für Stück auf den guten Dingen aufbauen“, so Larkin.
Damit blickte der Kapitän dann auch quasi schon voraus auf das Spiel am Sonntagnachmittag bei den Löwen Frankfurt. „Es wird sicher hart. Wir haben sie in der Vorbereitung ja 7:0 geschlagen. Das zählt jetzt natürlich nicht mehr, aber bleibt vielleicht schon ein bisschen im Kopf“, erinnerte der Verteidiger an das letzte Aufeinandertreffen mit den Hessen.
Die Wild Wings werden sich gegen das Team um den Ex-Schwenninger Daniel Pfaffengut sicherlich noch einmal steigern müssen. Und es sind zunächst einmal die „alltäglichen“ Dinge, die man besser machen muss. „Wir müssen mehr Schüsse zum Tor bringen und den Körper vor dem Tor stärker einsetzen“, lautet die Vorgabe von Larkin.