Fußball-Verbandsliga: Beim SC Pfullendorf war nach der 2:3-Heimpleite gegen den FC 08 Villingen II die Luft zum Schneiden dick. Fans und Funktionäre reagierten aufgebracht über den nächsten herben Dämpfer auf dem Stadionrasen. SCP-Trainer Adnan Sijaric sprach von einem „Nackenschlag“. Einen Tag später, am Samstagabend, wurde bereits die Reißleine gezogen: Beide Seiten trennten sich mit sofortiger Wirkung im gegenseitigen Einvernehmen, wie es so schön heißt.
Die beiden sehenswerten Treffer von Silvio Battaglia und Marco Straub hatten nicht gereicht, um aus der seit Rückrundenbeginn anhaltenden vertrackten Situation herauszufinden. Sijaric hob in seiner Analyse auf sich wiederholende individuelle Aussetzer ab. So beim frühen 0:1, verursacht durch Abwehrmann Stefan Zimmermann. Oder beim 1:2, als die Deckungsreihe in einer Standardsituation Pate stand. Im euphorischen Jubel über den 2:2-Ausgleich war faktisch im Gegenzug die nächste Überrumpelung erfolgt – das dritte Gegentor besiegelte einmal mehr eigenes Unvermögen.
Doch schon vor dem Anpfiff hatte sich für Adnan Sijaric die Großwetterlage spürbar geändert. Nicht wenige Kenner der Materie prognostizierten, dass der wackelnde Trainerstuhl des 46-Jährigen am Kippen ist. Sauer aufgestoßen waren nicht nur die „nervenden“, von Adnan Sijaric beklagten fehlenden Personalreserven. Für nachhaltige Verstimmung hatte auch sein eigenmächtig mit dem Villinger Trainerkollegen Daniel Miletic vereinbartes Flutlichtspiel gesorgt. Der Gegner sei, ob ungewollt oder nicht, dabei begünstigt worden: Es wirkten drei Oberligakaderspieler mit, die am Samstag wohl zuhause geblieben wären. Insider wisperten, dass es deshalb eine interne Krisensitzung gab, die Trainerablösung bereits erörtert wurde.
Aufgeregt wurde unter den Zuschauern über Sijarics Ungleichbehandlung von Spielern debattiert. Augenfällig wurde dies gegenüber einem Jungtalent. Obgleich dieser im Team gut integriert und mit enormem Trainingsfleiß bei der Sache ist, waren ihm immer kürzere Einsatzzeiten vergönnt. Dem jungen Mann nahe stehende Personen machten ihrer Empörung lauthals Luft. Dabei hat die Youngsterriege um David Fritz, Mitchell Connor bewiesen, dass sie das Zeug hat, um in der Verbandsliga mitzuhalten. Dem Dritten im Bunde, Marco Straub, gelang per Kopfballtor sogar ein bravouröser Einstand.
Nachwuchs im Fokus
Der neue Sportliche Leiter Helgi Kolvidsson verteidigte das Konzept des Vereins, künftig mehr auf eigenen Nachwuchs zu setzen. Es mache Sinn, ein stabiles Fundament über den Aufstieg der SCP-U-21 in die Bezirksliga zu schaffen. „Die A-Jugend muss unsere erste Anlaufstation sein. Die Jungs sollen ihre Chance kriegen und über gute Leistungen ganz oben hineinschnuppern können“, erläuterte Kolvidsson. Sobald er mit den Nachwuchskräften über deren perspektivische Zukunft gesprochen habe, würde es auch Konkretes zu Neuverpflichtungen geben – zwei davon besäßen Oberligaformat, heißt es aus gut informierten Kreisen. Schlagzeilen produzierte der Isländer, als über ihn kolportiert wurde, dass er als hoher Favorit für den Trainerjob beim Oberligisten FV Ravensburg gelte. Kolvidsson dementierte: „Mich reizt die neue Aufgabe beim SCP, ich stehe zu meinem Wort!“
„Mich reizt die neue Aufgabe beim SCP, ich stehe zu meinem Wort!“Helgi Kolvidsson, neuer Sportlicher Leiter beim SC Pfullendorf
Nach der nun zum zweiten Mal nach 2013 erfolgten vorzeitigen Trennung von Adnan Sijaric ruhen beim SCP alle Hoffnungen auf dessen Assistenten Hakan Karaosman. Mit ihm als Impulsgeber soll die anhaltende Misserfolgsserie gestoppt, das Abrutschen in die Abstiegszone verhindert werden. Im Verein wird dieser Abwärtstrend mit wachsender Sorge registriert.
Zufriedene Villinger
Krasser kann ein Stimmungsbild nicht sein: Die Villinger bejubelten ausgelassen ihren Sieg in Pfullendorf. „Das war ein richtig geiles Fußballspiel, in dem um jeden Zentimeter gekämpft wurde“, schwärmte Trainer Mustafa Gürbüz nicht nur über die Flutlichtatmosphäre. Seine Elf hatte im Abstiegskampf ihre Chance beim Schopfe gepackt, das Optimum herausgeholt. Gürbüz lobte die Effizienz im Torabschluss, die sich beim 0:1 durch Fabio Chiurazzi, beim Flugkopfball von Tim Zölle zum 1:2 und beim Siegtor durch den eingewechselten Batuhan Bak auszahlte. Stolz macht ihn, dass die Nullachter mit sechs A-Junioren das mit Abstand jüngste Team der Verbandsliga stellen.