Im Jahr 1986 hat sich Roland Neuenschwander einen Traum erfüllt: Die erste „Delphin“ konnte im Kreuzlinger Schifffahrtshafen stationiert werden. Neuenschwander hatte Hochseeerfahrung, und so war klar: Es zog ihn danach auf den Bodensee und er heuerte bei Max Grüninger in Ermatingen auf der bekannten „Wolfsberg“ als Matrose und Maschinist an. Grüninger war es auch, der Roland Neuenschwander auf seine erste „Delphin“ aufmerksam machte.
„Das Schiff mit Jahrgang 1937 stand in einem Schopf in Allensbach“, erinnert er sich. Es sei noch einiges zu tun gewesen, bevor es wieder seetüchtig gewesen sei. „Vor allem mussten wir das Innere auf unsere Bedürfnisse umrüsten, ursprünglich war das Schiff für 90 Personen ausgelegt, mit Sitzbänken und einem engen Zwischengang.“ Roland Neuenschwander wollte aber mehr Platz für die Passagiere – und er wollte eine Küche für Gastro-Fahrten.
Nach dem Umbau verfügte die „Delphin“ noch über 32 Plätze, wenn die Küche in Betrieb war. Ein großes kulinarisches Angebot war nicht möglich, legendär wurden aber bald die Chretzer-Fahrten mit frittiertem Fisch. Auch die sonstigen Ausflugs- und Gesellschaftsfahrten waren beliebt. Auf der alten „Delphin“ absolvierte Roland Neuenschwander dann auch sein erstes Kapitänspatent.
Neue „Delphin“ kommt 1996 nach Kreuzlingen
Zehn Jahre nach dem Beginn der Schifffahrt ab Kreuzlingen war es für Neuenschwander dann Zeit, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Die alte „Delphin“ habe eine Größe mit „engen wirtschaftlichen Möglichkeiten“ gehabt. Mit damals 52 Jahren „war es die richtige Zeit für ein neues, größeres Schiff“. Neuenschwander ließ die neue „Delphin“ in Oberwinter am Rhein bauen.
„So ein Schiff gibt es nicht ab Stange“, erklärt Erika Neuenschwander. Die „Delphin“ sei eine Zusammenarbeit mit Max Grüninger, der die Bedürfnisse auf dem Bodensee perfekt kannte, der Werft und den Neuenschwanders gewesen. Verschiedene Faktoren hätten berücksichtigt werden müssen, ganz wichtig sei es gewesen, dass die „Delphin“ sowohl auf dem Ober- als auch auf dem Untersee fahren könnte – deshalb musste sie auch unter der Konstanzer Rheinbrücke durchpassen.

Die neue „Delphin“ kam im Juni 1996 nach Kreuzlingen. „Im Vorfeld mussten wir noch die Finanzierung gewährleisten, keine einfache Aufgabe, weil den Banken die Erfahrungswerte fehlten“, blickt Roland Neuenschwander zurück. Was dann im Juni in den Kreuzlinger Hafen einlief, war ein Schiff, das nur mit dem Nötigsten ausgestattet war. Der Innenausbau mit den Tischen und Sitzplätzen, die Küche und viele Instrumente wurden installiert; im Juli ging es dann erstmals auf den See.
Um die neue „Delphin“ fahren zu dürfen, musste Roland Neuenschwander noch das Kapitänspatent bis 300 Personen absolvieren. „Etliche Stunden haben mich zwei Schifffahrtsexperten in die Mangel genommen.“ „Mann über Bord“ habe es nur in den sogenannten Rollenübungen gegeben, sagt Erika Neuenschwander. Regelmäßig müssten kritische Situationen wie Feuer, Leck oder Seenot geübt werden. Ohnehin seien die 40 Jahre auf dem Bodensee fast problemlos gewesen.

Kritisch seien ab und zu Hochwasser gewesen, ganz einstellen mussten die Neuenschwanders die Fahrten aber nur während der Corona-Pandemie von März bis Juni 2020. Und natürlich müssen Schiffe ständig gepflegt und gewartet werden. Ein Schiff sei erst fertig, wenn es abgewrackt werde, so Erika Neuenschwander. „Und was uns auch immer beschäftigte, waren die Anpassungen an ständig neue Vorschriften.“
Nach der Saison 2025 ist allerdings Schluss
In der Saison 2025 werde noch gefahren, die Schifffahrt Neuenschwander AG soll aber den Besitzer wechseln. „Unser Wunsch ist natürlich, dass das Schiff in Kreuzlingen bleibt.“ Roland Neuenschwander spricht von einem sturmsicheren Hafen in einer besonderen Lage. „Seeburgpark, Tierpark, Spielplatz und genügend Parkplätze machen den Stammplatz äußerst attraktiv.“
Auch die Stadt habe ein Interesse daran, dass die „Delphin“ in Kreuzlingen bleibe und der Öffentlichkeit weiterhin zur Verfügung stehe. Eine wichtige Bedingung gibt es für die neuen Besitzer: „Ein Patent muss vorhanden sein, ausbilden wollen wir niemanden mehr.“