50.000 Logiernächte pro Jahr, ein Thermalbad, 40 Millionen Franken Gesamtinvestition: Die Zahlen und Fakten zum geplanten Kreuzlinger Reka-Feriendorf sind beeindruckend. Das Projekt ist zehn Jahre seit der ersten Idee und langen Verzögerungen nun auf gutem Weg, wie die Verantwortlichen jetzt ausführten. Der neue Reka-Direktor Roland Ludwig und sein Vize und Projektverantwortlicher Damian Pfister kamen persönlich nach Kreuzlingen, um über den Stand zu informieren.
„Wir betreten hier am Bodensee in dreierlei Hinsicht Neuland“, sagte Ludwig. Das zwölfte Reka-Feriendorf der Schweiz sei das erste im Mittelland, das erste in einer Stadt und das erste direkt am See. „Wir wollen für Familien etwas bieten, was sie sich sonst nicht leisten können“, erklärte der Direktor der Schweizer Reisekasse das Engagement der Genossenschaft. Das Feriendorf soll ein Treffpunkt für Familien in der Region Bodensee darstellen.

Schon seit 2020 in Planung
Lange musste sich die Reka in Geduld üben, bis sie über den aktuellen Meilenstein in der Projektentwicklung informieren konnte. Die jüngere Geschichte des touristischen Leuchtturm-Projekts begann 2020, als die Stadt Kreuzlingen einen neuen Gestaltungsplan für das Gebiet Seezelg – das Gelände zwischen See und Bahnlinie und zwischen Freibad Hörnli und der Ortsgrenze zu Bottighofen – erließ.
Nach Einsprachen und Beschwerden wegen baulicher Überlängen und befürchteten Lärm- und Lichtimmissionen kam das Thurgauer Verwaltungsgericht im vergangenen Sommer nun zum Schluss, dass diese unbegründet seien.
„Das Gericht hat uns eine seriöse Planung attestiert“, stellte der zuständige Stadtrat Ernst Zülle zufrieden fest. Auch einen Weiterzug ans Bundesgericht müsse man nicht mehr fürchten, erklärte er. Die Fristen seien ungenutzt verstrichen. Der Stadtrat werde den Gestaltungsplan Seezelg II voraussichtlich auf das neue Jahr in Kraft setzen. Auch die ähnlich gelagerte Beschwerde gegen einen Teil der Kreuzliner Ortsplanungsrevision sei mit einem Entscheid des Verwaltungsgerichts nun vom Tisch.
Der Gestaltungsplan Seezelg II ebnet nicht nur den Weg für den Bau des Reka-Dorfs, sondern definiert noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten in dem Gebiet. „Eine Tennishalle dürfte gebaut werden.“ Für die Erweiterung der Außen-Tennisanlage Hörnli seien die planerischen Grundlagen nun geebnet, ebenso wie für zusätzliche Fußballplätze oder die Erweiterung des Freibads Hörnli. Doch in naher Zukunft rechnet man erst mit einem Baugesuch für das Reka-Dorf.

Die Erarbeitung von Betriebskonzept und Bauprojekt sowie Baueingabe stünden für die kommenden zwölf Monate auf dem Zeitplan, berichtete Damian Pfister. Es sei schwierig, genau zu sagen, wie lange Bewilligungsverfahren, Ausschreibungen und Vergabeprozess dauerten, sagte er. Für die Bauphase rechne man mit 18 bis 24 Monaten. „Frühestens 2028 können wir eröffnen.“
Roland Ludwig und Damian Pfister gaben aber schon Einblicke, wie das Kreuzlinger Reka-Dorf dereinst aussehen soll. Drei Gebäude sollen entstehen, zwei-, drei- und vierstöckig, „verdichtet gebaut, aber sehr, sehr hochwertig“. Rund 70 Ferienwohnungen, Gemeinschaftsräume, ein Multifunktionssaal und ein Hallenbad mit Innen- und Außenbereich sind vorgesehen.
Familienurlaub zu jeder Jahreszeit
„Ein Ganzjahresbetrieb ist das ganz klare Ziel“, betonte Ludwig, „auch wenn das kein Sonntagsspaziergang wird.“ Gerade im Winter will man auch andere Zielgruppen ansprechen als nur Familien. Die Investitionssumme soll gegen 40 Millionen Franken betragen, wie Roland Ludwig aktuell schätzt. Bislang war kommuniziert worden, dass die Bottighofer Seeleben AG, die Landeigentümerin, als Bauherrin zum Zuge kommen wird.
Aktuell geht man davon aus, dass die Seeleben AG und die Reka Genossenschaft investieren werden. Fabian Munz, Vertreter des Familienunternehmens, berichtete vom Nachhaltigkeitsgedanken, welcher in dem Projekt stecke. „Mensch und Natur sollen hier zusammenkommen.“
Die rund 70 Meter Freiraum zwischen Gebäuden und Seeufer würden naturnah gestaltet, Biodiversität solle hier Raum erhalten. Seethermie und Geothermie sollen dafür sorgen, dass die Anlage mit 100 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden kann und dass das Bad zum Thermalbad wird. „Wir wollen das Erlebnis Natur inszenieren.“
Für Stadtrat Ernst Zülle ist der Aspekt der Nachhaltigkeit von großer Bedeutung. „Das Seeufer bleibt frei, die natürliche Uferzone erhalten.“ Und er betonte, dass auf dem Gelände keine Zäune entstehen werden. „Ein Roger Federer hätte bei uns keine Chance“, sagte Zülle mit einem Augenzwinkern und meinte damit, dass das ganze Gebiet öffentlich zugänglich bleibe und sogar noch mit Spazierwegen ergänzt werde.
Bereits in einer früheren Phase für Kritik sorgte die verkehrstechnische Erschließung des Reka-Dorfs. Der heutige Veloweg zwischen der Badi Kreuzlingen und Bottighofen wird für das Feriendorf von drei auf fünf Meter verbreitert werden müssen. Die Zufahrt zur Tiefgarage des Feriendorfes mit rund 75 Stellplätzen wird über diese Straße erfolgen, ist jedoch nur von Kreuzlingen her möglich. Für die Fußgänger entsteht zusätzlich ein Kiesweg.
Urs Brüschweiler ist Reporter unserer Partnerzeitung, der „Thurgauer Zeitung“, in der dieser Beitrag zuerst erschien.