Im zweiten Anlauf soll es klappen: Der Gemeinderat hat das Konzept für die Sanierung und Aufwertung der Fricker Hauptstraße zusammen mit einer breit aufgestellten Arbeitsgruppe überarbeitet und legt das Projekt an der kommenden Gemeindeversammlung erneut zur Abstimmung vor. Die Frage ist: Reichen die Anpassungen, damit das Projekt diesmal durchkommt?
Nachfrage bei den Parteien
Nach einer Nachfrage bei den Parteien sieht es gut aus für das Projekt. Denn Fundamentalopposition will diesmal keine Partei betreiben. Allerdings sagen auch alle: Das Projekt ist ein Kompromiss. Und: Das Projekt löst das Verkehrsproblem von Frick nicht.
Die heutige Sicht der Dinge
Den Rückweisungsantrag hatte an der Gemeindeversammlung im Juni 2021 Rolf Hüsser im Namen der Mitte gestellt. Heute sagt Co-Präsident Hans Peter Stäuble: „Wir stehen hinter dem Projekt und dem Antrag des Gemeinderats. Es ist gut, dass die Sanierung der Straße genutzt wird, um zeitgleich den Dorfkern attraktiver zu machen.“
Aus seiner Sicht wurde gegenüber dem ersten Projekt insbesondere die Situation beim Fußgängerstreifen auf Höhe Gemeindehaus verbessert. Dieser sollte Richtung Kaistenberg-Kreuzung verschoben werden, kommt nun aber auf Höhe der Metzgerei Blaser zu liegen.
Es verschwinden nur neun Parkplätze
Stäuble begrüßt ebenfalls, dass nun entlang der Hauptstraße nur neun und nicht, wie ursprünglich geplant, 13 Parkplätze verschwinden. Dies ist auch möglich, weil die Bushaltestelle im Mitteldorf auf Höhe der ehemaligen Papeterie Fricker nicht realisiert wird. Dies ist ein Punkt, den Stäuble bedauert, denn er hätte eine dritte Haltestelle im Dorf begrüßt.
Skeptisch ist Stäuble auch, ob der Fußgängerstreifen im Mitteldorf, der vor das ehemalige „Güggeli“ zu liegen kommt, an der richtige Stelle ist. Aber er weiß: „Es wird ein Monitoring geführt. Wenn er sich nicht bewährt, kann er verlegt werden.“
Das Projekt bringt eher eine Kosmetik
Das Projekt bringe einige Verbesserungen, sagt FDP-Präsident Thomas Stöckli, und man werde es unterstützen. Er fügt aber sogleich an: „Sie sind eher kosmetischer Natur. Das Grundproblem geht das Projekt nicht an.“
Die FDP hat deshalb in der Arbeitsgruppe auch nicht mitgearbeitet. Positiv beurteilt er die Reduktion der Lärmbelastung durch den neuen Belag und der Erhalt von mehr Parkplätzen. Schade findet auch er, dass die Bushaltestelle im Mitteldorf nicht kommt.
Bedauern über die gescheiterte Nordumfahrung
Das Grundproblem sind für Stöckli aber die 15.600 Fahrzeuge, die sich heute durch den Dorfkern zwängen. Oft geht es da nur mit Stop-and-go vorwärts. Stöckli bedauert, dass die einst geplante Nordumfahrung gescheitert ist. Sie hätte den Verkehr aus dem Benkental vor Frick abgefangen und ihn hinter dem Bahnhof zum Bölli-Kreisel bei Oeschgen gebracht.
Tempo 30 wäre eine mögliche Lösung
Und die zweite Maßnahme, die zumindest den Durchgangsverkehr auf die natürliche Umfahrung – die Autobahn – bringen würde, lässt der Kanton (noch) nicht zu: Tempo 30 auf Kantonsstraßen innerorts. „Für die Lebensqualität und die Lärmbelastung im Dorf ist dies der einzig richtige Weg“, ist Stöckli überzeugt. Er fügt an: „Es wird kommen.“
Dafür sprechen für den ehemaligen Gemeinderat auch die zunehmenden Beispiele aus anderen Kantonen. Er weiß aber auch: „Das ist es, ein reiner Glaubenskrieg, denn Zeit verliert man kaum.“ Auf die 600 Meter lange Strecke beträgt der Zeitverlust gerade einmal 30 Sekunden – maximal, denn bereits heute kann man in den Stoßzeiten nicht mehr als 30 Stundenkilometer fahren.
Gegen Tempo 30 im Dorf hätte Rolf Schmid, der neue SP-Großrat, nichts einzuwenden. Er sagt: „Der Langsamverkehr ist auch mit dem neuen Projekt nicht optimal gelöst.“ Faktisch müsse man ja heute schon oft mit Tempo 30 durchs Dorf fahren, „es ist für mich aber grundsätzlich gut vorstellbar, dies als Dauerlösung einzuführen.“
Zu viele Eigeninteressen spielen mit
Schade findet Schmid im Rückblick, dass in der Arbeitsgruppe zu viele Eigeninteressen vertreten wurden und dass gewisse Argumentationen unlogisch sind. So sage man, es brauche möglichst viele Parkplätze, weil die Wege sonst zu weit seien. Im gleichen Atemzug sei beim Bus aber der Weg zwischen den beiden Bushaltestellen nicht zu weit.
Schmid hätte denn auch eine Bushaltestelle im Mitteldorf begrüßt. Die SP könne hinter dem Projekt stehen – „auch weil der Mehrzweckstreifen zwischen Bäckerei Kunz und Metzgerei Blaser zumindest als Versuch bleibt.“
Es soll keine Zeit verschwendet werden
Adrian Speckert von der SVP spricht von einem demokratisch abgestützten Projekt, das man trotz Kompromissen laufen lassen müsse. „Sonst wird das Projekt um Jahre hinaus geschoben – oder der Kanton macht die Sanierung ohne Aufwertungsmaßnahmen.“
Beides wäre, so Speckert, nicht gut für das Dorf. Etwas skeptisch beurteilt auch er die Verlegung des Fußgängerstreifens vor das ehemalige „Güggeli“. Er befürchtet, dass es hier zu gefährlichen Situationen kommen könnte und ist froh, dass ein Monitoring stattfindet und der Streifen bei Bedarf wieder verlegt wird.
Wie Speckert begrüßt auch Unternehmer Markus Kunz, dass die Chance genutzt wird, zusammen mit der Sanierung das Dorfzentrum aufzuwerten. Als Gewerbetreibender bedauert er, dass neun Parkplätze verloren gehen. Gerade für das Gewerbe wäre auch die Bushaltestelle im Mitteldorf gut gewesen, findet er, denn er weiß: „Auf Kleinbetriebe kommt aufgrund der gestiegenen Kosten ohnehin einiges zu.“
Lastwagen brettern zuweilen durchs Dorf
Kunz, der jahrelang den Verkehr von seinem Betrieb aus beobachten konnte, weiß, wie einige Lastwagenfahrer durch das Dorf brettern und hat auch schon einige gefährliche Situationen miterlebt. Auch für ihn ist deshalb Tempo 30 im Dorfzentrum eine Option, damit gerade der Schwerverkehr die Autobahn nimmt und nicht durch das Dorf rollt.
Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.