Auf einer Höhe von 20 bis 22 Metern hängt es. So die Schätzung von Bieneninspektorin Renate Stäuble. Das Nest der Asiatischen Hornisse im Rheinfelder Roberstenquartier wurde im August endlich gefunden.
Der Entdeckung gingen tagelange Suchaktionen voraus, dabei liessen Bieneninspektorinnen und Bieneninspektoren sogar eine Drohne steigen, um das Nest der invasiven Art aufzuspüren. Weil aufmerksame Imkerinnen vermehrt Exemplare der Asiatischen Hornisse entdeckt haben, wusste man, dass irgendwo im Quartier ein Nest sein muss. Doch Ende August hängt es noch hoch oben an einem Baum im Gebiet zwischen der Reha Rheinfelden und dem Kindergarten.

Denn: Das aktuell etwa fußballgroße Nest einfach so schnell wie möglich zu entfernen, ist in der aktuellen Jahreszeit nicht die richtige Lösung. Um zu verstehen, warum die Entfernung noch hinausgezögert wird, braucht es einen Blick auf den Jahresrhythmus der Asiatischen Hornisse.

„Nachdem die Tiere in einer Fuge oder einer Ritze überwintert haben, baut die Königin ein Nest – das sogenannte Primärnest“, erklärt Stäuble. Das Primärnest kann sich an unterschiedlichen Stellen befinden. Beispielsweise an Gebäudestrukturen oder in einer Hecke.
Arbeiterinnen bauen das Sekundärnest
Wird es im Primärnest im Lauf des Jahres zu eng oder werden die Hornissen gestört, ziehen sie in ein Sekundärnest um. Dieses errichten sie in der Regel hoch oben in den Bäumen. „Es sind die Arbeiterinnen, die ungefähr im Juli mit dem Bau des Sekundärnestes beginnen“, sagt Stäuble. Erst nach einer gewissen Zeit verlässt die Königin das Primärnest und lässt sich im Sekundärnest nieder.
„Wir wissen nicht, ob die Königin bereits vom Primärnest ins Sekundärnest gezogen ist“, sagte Lisa Burger von der Koordinationsstelle Neobiota im August dieses Jahres. Die Stelle koordiniert die Entfernung der Nester. Gemäß Burger werde das noch junge Sekundärnest voraussichtlich Anfang September, entfernt. „Wir rechnen damit, dass bis dahin die Königin ins Sekundärnest gezogen ist“, sagt sie. „Wichtig ist, dass die Königin entfernt wird, da sie im Herbst die Eier mit den Jungköniginnen legt, die dann nächstes Jahr neue Nester bilden“, sagt Burger.
Genau das ist im vergangenen November im Roberstenquartier passiert: Man konnte damals zwar ein Nest der Asiatischen Hornisse von einem Baum entfernen, doch ein Großteil der Brut war da bereits ausgeflogen, um sich ein Plätzchen für den Winter zu suchen. Doch auch wenn das Sekundärnest bis Anfang September entfernt werden kann, könne gemäß Burger die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse in der Schweiz nicht verhindert werden. „Durch die Vernichtung der Nester wird die Ausbreitung jedoch gebremst, sodass die Ausbreitung nicht so schnell vorangeht“, so Burger. Bei invasiven Organismen wie der Asiatischen Hornisse verlaufe die Ausbreitung ohne Gegenmaßnahmen exponentiell.
Feuerwehr unterstützt bei der Entfernung
Die Entfernung des Rheinfelder Nestes wird durch einen Schädlingsbekämpfer mit einem speziellen Schutzanzug durchgeführt. „Die Feuerwehr Rheinfelden hat sich bereit erklärt, mit der Drehleiter bei der Nestentfernung mitzuhelfen“, sagt Burger.
Die Autorin arbeitet für die „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag zuerst erschienen.