Über die Gültigkeit des Neun-Euro-Tickets in unserer Region gab es in den vergangenen Wochen einige Unklarheiten. Die Informationen in diesem Artikel entsprechen dem Stand 1. Juli 2022.

Seit dem 1. Juni gilt es – das Neun-Euro-Ticket. Das von der Bundesregierung aufgelegte Paket soll drei Monate lang gelten. Wer es vollumfänglich nutzen will, zahlt demnach 27 Euro in diesem Zeitraum. Eigentlich einfach.

Aber am Hochrhein mit einem Anteil an Schweizer Bahnkilometern tauchten Fragen auf. Gilt das Ticket auch für diese Strecken und Linien? Etwa für Fahrten zum Bahnhof Basel SBB oder durch und nach Schaffhausen? Die Tarifverbünde in Waldshut und Lörrach beantworteten auf Nachfrage des SÜDKURIER diese und weitere Fragen rund um das Neun-Euro-Ticket Mitte Mai.

Welchen Zweck verfolgt die Regierung?

„Die Bundesregierung hat, vorbehaltlich der Zustimmung von Bundestag und Bundesrat, beschlossen, zur Entlastung der Bürger aufgrund steigender Energiekosten unter anderem 90 Tage lang dieses Rabatt-Ticket für den ÖPNV zum Preis von monatlich neun Euro einzuführen“, schreibt der Waldshuter Tarifverbund (WTV) auf seinen Internetseiten. Bundestag und Bundesrat stimmten dem Sparangebot wenige Tage später zu, wie es WTV-Geschäftsführer Lothar Probst und Frank Bärnighausen, Geschäftsführer des Regio Verkehrsverbunds Lörrach (RVL), zuvor bereits vermutet hatten.

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Wo ist das Ticket gültig?

Mit dem Neun-Euro-Ticket können Reisende mit Bus und Bahn (nur 2. Klasse) kreuz und quer durch Deutschland und so oft sie wollen fahren. Das Ticket gilt aber nur im Nahverkehr, auf der Schiene also nur in Nahverkehrszügen, im Volksmund Bummelzüge genannt. Nicht im Fernverkehr in Euro-, Intercity- und ICE-Zügen.

Man kann zum Beispiel für ganze neun Euro vom Hochrhein bis an die Nordseeküste reisen, sofern man die Nahverkehrszüge nutzt. Allerdings würde laut Fahrplanauskunft auf Bahn.de beispielsweise eine Reise von Waldshut nach Cuxhaven zwischen 19 und 20 Stunden dauern.

Was gilt für Fahrten auf Schweizer Gebiet?

In den Landkreisen Waldshut und Lörrach fahren Züge im Gebiet des Waldshuter Tarifverbunds und Regio Verkehrsverbund Lörrach teilweise durch und in die Schweiz. Vom Jestetter Zipfel etwa über Schaffhausen nach Singen oder Waldshut, von Erzingen nach Schaffhausen, weiter nach Singen. Auf der Wiesentalbahn von Zell zum SBB-Bahnhof in Basel. Gilt das Neun-Euro-Ticket auch auf diesen Linien?

Die S9 im Bahnhof Jestetten.
Die S9 im Bahnhof Jestetten. | Bild: Thomas Güntert

Laut den Geschäftsführern Lothar Probst (WTV) und Frank Bärnighausen (RVL) gilt das Neun-Euro-Ticket auch auf folgenden Strecken:

  • Auf der Strecke zwischen Singen und Schaffhausen (IRE/RB).
  • Auf der Strecke zwischen Schaffhausen und Erzingen (IRE), auch auf der S-Bahn-Linie von Schaffhausen nach Erzingen.
  • Auf der IRE-Strecke von Singen bis zum Badischen Bahnhof in Basel.
  • Auf der Wiesentalbahn (Linie S6) zwischen Zell und bis zum Bahnhof Basel SBB. Aber: Nicht auf der Tram 8 zwischen Basel und Weil (das Neun-Euro-Ticket gilt auf der Tram 8 nicht in der Schweiz).
  • Laut der Meldung vom 1. Juli konnte für die SBB-Strecke zwischen Schaffhausen und Jestetten doch noch eine Einigung erzielt werden: Ab 9. Juli gilt das Neun-Euro-Ticket auch für Bahnfahrten im Jestetter Zipfel.
Eine Fahrt mit der Wiesentalbahn (S6) bis zum Bahnhof Basel SBB.
Eine Fahrt mit der Wiesentalbahn (S6) bis zum Bahnhof Basel SBB. | Bild: Monika Olheide

Was die Wiesentalbahn betrifft, erklärt Bärnighausen: „Die SBB Deutschland GmbH ist als deutsche Tochter der SBB Partner und Gesellschafter im RVL. Damit gilt das Neun-Euro-Ticket auf dieser Strecke bis zum Endbahnhof Basel SBB.“

Wo gilt das Ticket nicht?

Ursprünglich ist Probst davon ausgegangen, dass das Neun-Euro-Ticket auch auf der von der SBB betriebenen Linie S9 über Lottstetten, Jestetten nach Schaffhausen gilt. Die Aussage war: Überall dort, wo auch das Baden-Württemberg-Ticket, beziehungsweise der BW-Tarif gilt.

Das stellte sich schließlich als Irrtum heraus. Die Menschen im Jestetter Zipfel werden einmal mehr ausgebremst. Das Neun-Euro-Ticket gilt dort nicht für Zufahrten mit der S9. Was für viel Verärgerung sorgte. Es besteht noch Hoffnung. Aktuell bemühen sich Bundes- und Landtagsabgeordnete bei den Verkehrsministerien derzeit um eine schnelle Lösung, um die Gültigkeit des Tickets auch auf der S9.

Mit Erfolg: Wie das Landesverkehrsministerium am 1. Juli mitteilte, haben sich Ministerium, Schweizer Verbund Ostwind und die SBB darauf geeinigt, dass da Neun-Euro-Ticket auch im Korridorverkehr zwischen Schaffhausen und Lottstetten gilt.

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Wo gibt es das Neun-Euro-Ticket?

Laut Auskunft von Probst gibt es das Neun-Euro-Ticket im Bereich des WTV in den DB-Fahrkartenautomaten, online (bahn.de/DB-Navigator), in den SBG-Bussen, Mobilitätsagenturen in Bad Säckingen und St. Blasien sowie im SBG-Kundencenter in Waldshut.

Im RVL kann das Neun-Euro-Ticket an den DB-Fahrscheinautomaten an den Bahnhaltepunkten, in allen DB-Reisezentren, im SBG-Kundencenter, in den Bussen von SWEG und SBG Südbadenbus beim Fahrer, in Verbindung mit einem RVL-Jahresabo, das automatisch zum 9-Euro-Ticket wird. Überdies digital mit der App „DB Navigator“ als Handy-Ticket für das Smartphone oder über die bundesweite Kampagnenseite (www.besserweiter.de).

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Was gilt für die Abo-Kunden?

Die normalen WTV-Abos werden laut Auskunft deutschlandweit beziehungsweise in anderen Verbünden zum Neun-Euro-Ticket. Die Zusatznutzen wie Personenmitnahme gelten aber nur im WTV-Gebiet.

WTV-Abo-Kunden müssen nicht kündigen. Der WTV bucht den reduzierten Preis, die neun Euro, automatisch ab. Bei Kunden mit Pendler-Abos oder zwei Abos in angrenzenden Verbünden (zum Beispiel volle Abos beim WTV und RVL) werden die 9 Euro nach aktuellen Stand vom Verbund der das Abo ausgegeben hat, abgebucht.

Ausgenommen vom Angebot sind die Hochrheintickets. Probst: „Weil hier Schweizer Verbunds-/Verkehrsunternehmensanteile enthalten sind.“

Bestandskunden, die ein Abo für die erste Klasse gebucht haben, bekommen zwei Mal neun Euro abgebucht. Die Gültigkeit für die 1. Klasse beschränkt sich laut Angaben aber auf den Heimatverbund (hier: WTV).

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