Es ist ruhig geworden um „Rheinfelden 20plus“, das Großvorhaben von Naturenergie. Das Energieunternehmen plant, rund 70.000 Kubikmeter Gestein aus dem Rhein zu entfernen – um die Leistung der Wasserkraftwerke Rheinfelden und Ryburg-Schwörstadt zusammen um 20 Millionen Kilowattstunden zu steigern. Strom, mit dem 6000 Haushalte ein ganzes Jahr lang versorgt werden könnten.
Der Probeaushub läuft positiv
Zuletzt informierte Naturenergie im Dezember 2024 über die Ergebnisse des Probeaushubs beim Rheinfelder „Höllhaken“. Ein Bagger auf einem Ponton entfernte oberhalb der alten Rheinbrücke in Rheinfelden 42 Kubikmeter Gestein. Ziel war es erstens, die technische Machbarkeit der Abbauverfahren Fräsen und Meißeln zu testen – und zweitens Erkenntnisse über mögliche Auswirkungen auf die Umwelt zu gewinnen. Gemäß dem Unternehmen verlief der Probeaushub positiv.
Bevölkerung wird im September informiert
Fernab der öffentlichen Wahrnehmung hat „Naturenergie“ das Projekt in den letzten Monaten eifrig vorangetrieben. „Es befindet sich im Abschluss der Genehmigungsphase“, sagt Unternehmenssprecherin Cassandra Buri. Die Umweltverträglichkeitsprüfung werde derzeit finalisiert und das Baugesuch parallel vorbereitet. „Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist so gut wie abgeschlossen“, so Buri. Es fehlten noch einzelne Teilgutachten sowie die Konsolidierung der Ergebnisse in einem Bericht.
Mit der Ausarbeitung des Baugesuchs sind derzeit vier Personen aus dem Bereich Produktion beschäftigt, zusammen mit externen Dienstleistern. Unterstützt wird das Projekt zusätzlich von den Bereichen Finanzen und Unternehmenskommunikation. Naturenergie plant, am 18. September die Bevölkerung im Rahmen einer Veranstaltung über das weitere Vorgehen zu informieren. „Anschließend werden wir das Baugesuch einreichen. Ein genaues Datum steht noch nicht fest, die Einreichung wird aber zeitnah erfolgen“, sagt Buri.
Das Baugesuch wird binational geprüft
Da es sich um ein Projekt im Rhein handelt, wird das Baugesuch mitsamt Umweltverträglichkeitsprüfung binational geprüft. Auf Schweizer Seite ist das Bundesamt für Energie zuständig; auf deutscher Seite das Regierungspräsidium Freiburg.
Erschwerend könnten die unterschiedlichen rechtlichen Anforderungen in der Schweiz und in Deutschland werden. „Die Erteilung der Baugenehmigung unterliegt jeweils nationalem Recht“, erklärt Buri. „Obwohl sich die Genehmigungsbehörden in beiden Ländern sehr eng abstimmen, gibt es doch zahlreiche Unterschiede. In der Regel gilt einfach der strengere Maßstab. Verzögerungen erwarten wir dadurch nicht, aber der Gesamtumfang des Verfahrens ist so groß, dass der Genehmigungsprozess viel Zeit in Anspruch nehmen wird.“
Hoffen auf eine Bewilligung innerhalb von zwölf Monaten
Während Naturenergie die Gesuchsunterlagen wohl im Herbst einreichen wird, sind Prognosen zum Baustart schwieriger. „Wir hoffen, die Baubewilligung innerhalb von zwölf Monaten zu erhalten. Jedoch wissen wir, dass sich das Verfahren verzögern kann“, sagt Buri.
Verzögerungen durch Einsprüche möglich
Zu Verzögerungen könnte es etwa durch allfällige Einsprüche kommen. Gemäß Buri habe man von den Anrainerinnen und Anrainern überwiegend positive Rückmeldungen erhalten – man spüre grundsätzlich Wohlwollen gegenüber dem Projekt. Auch habe man die Umweltorganisationen zur Mitwirkung eingeladen und im Rahmen einer ökologischen Begleitkommission aktiv in den Dialog eingebunden.
Ziel von Naturenergie ist es, die ökologischen Schutzinteressen mit den technischen und wirtschaftlichen Anforderungen des Projekts in Einklang zu bringen. „Wir rechnen daher nicht mit Einsprachen, können diese aber auch nicht gänzlich ausschließen – und planen entsprechend dafür“, so Buri.
Der Autor ist Redakteur bei der „Aargauer Zeitung“. Dort ist der Beitrag zuerst erschienen.