Die Wasserkraftwerke Rheinfelden und Rhyburg-Schwörstadt werden ab Ende des Jahrzehntes mehr Strom produzieren. Neben zahlreichen Projekten für regenerative Energien in der Region will auch der Energiedienst nochmals aufrüsten. Denn neben Sonne, Wind und Wasserstoff will auch das Wasser künftig seinen Anteil am Klimaschutz ausbauen.
Im Vergleich zum Rheinfelder Kraftwerksneubau vor mehr als zehn Jahren „ist das jetzige Projekt nicht riesig“, sagte ED-Projektleiter Jochen Ulrich bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Dennoch werde es eine bedeutende Leistungssteigerung darstellen. In Zahlen: Insgesamt sollen künftig 20 Millionen Kilowattstunden mehr im Jahr erzeugt werden, so Ulrich. Zum Verständnis: Damit können 6000 Haushalte dauerhaft versorgt werden.
So soll das Projekt funktionieren
„Der Charme des Projektes: Wir erreichen die Leistungssteigerung lediglich durch Felsaushub im Rhein“, sagt Ulrich. Im Klartext heißt das, die technischen Kraftwerksanlagen bleiben unberührt, das Landschaftsbild verändert sich nicht, es wird lediglich der Rheingrund ausgebaggert. Da der Rhein an zwei Stellen vertieft wird, profitiert sowohl das Kraftwerk Rhyburg-Schwörstadt (acht Millionen Kilowattsunden/Jahr zusätzlich) als auch KW Rheinfelden (zehn Millionen Kilowattstunden).

Optimistische Perspektive: Inbetriebnahme 2029
Der Energiedienst ging nun erstmals mit dem Projekt an die Öffentlichkeit. Der Zeitplan sieht vor, dass die notwendigen gutachterlichen Untersuchungen, wie etwa Umweltverträglichkeitsprüfung, nun beginnen und der Genehmigungsantrag 2024/25 gestellt werden kann. Die optimistischste Perspektive für den Baubeginn ist laut Ulrich 2026. Dieser könne sich aber verzögern. Als Bauzeit werde bis zu drei Jahre einkalkuliert. Die Kosten bezifferte Ulrich „ganz grob auf zwölf Millionen Euro“. Auch hier seien je nach Verfahren Schwankungen drin.
Mehr Strom durch Rhein-Ausbaggern – wie geht das?
Projektleiter Ulrich erklärt das Verfahren. An zwei Stellen, jeweils unterhalb der Kraftwerke Rhyburg-Schwörstadt und Rheinfelden, werde die Rheinsohle durch Abtragen von Fels-Erhebungen vertieft. Dadurch entstehe vor dem Kraftwerk automatisch eine größere Fallhöhe des Wasser, was gleichsam zu mehr Leistung führe.
Laut Ingenieur Frank Pelzer handle es sich um Fels-Inseln am Rheingrund, die um zwei bis drei Meter abgetragen werden. Dies werde laut Ulrich voraussichtlich mit Frästechnik geschehen. Dieses Verfahren sei im Vergleich zur Meißel-Technik mit weniger Schall-Emissionen und weniger Erschütterungen verbunden. Allerdings sei die Fräsung aufwendiger und dauere länger.
Die Arbeiten sollen von schwimmenden Pontons aus verrichtet werden. Insgesamt rechnen die Experten mit einem Felsaushub von jeweils 35.000 Kubikmeter an den beiden Stellen. Noch sei unklar, ob der Aushub an anderer Stelle im Rhein wieder eingebaut werden könne oder abgefahren werden müsse. Bei dem Material handelt sich um Kalkfelsen, sagte der Ingenieur.

Nach jetziger Stand sieht der ED die Wirtschaftlichkeit des Projektes als gegeben an. Dies werde aber im Laufe des Verfahrens kontinuierlich überprüft. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass das ebenfalls profitierende Laufwasserkraftwerk Ryburg-Schwörstadt gar nicht zum ED-Unternehmen gehört. Durch die Ausbaggerung kann es künftig um die acht Millionen Kilowattstunden Strom mehr erzeugen. Wo bleibt da der Nutzen für den Energiedienst, der die Aushubarbeiten schließlich finanziert? Der ED muss dann künftig weniger Entschädigung an das Kraftwerk Rhyburg-Schwörstadt leisten. Der Hintergrund: Solchen Kompensationen sind üblich, wenn durch ein flussabwärtsliegendes Kraftwerk soviel Wasser aufgestaut wird, dass das weiter oberhalb liegende Kraftwerk weniger Strom erzeugen kann. Diesen Produktionsverlust muss das untere Kraftwerk dann ausgleichen. Und genau dieser Ausgleich, den ED bislang aufbringen muss, wird dann um den Wert von acht Millionen Kilowattstunden sinken. Zwischen den beiden Kraftwerken Rhyburg-Schwörstadt und Rheinfelden besteht eine Entfernung von 3,5 Kilometern.
Warum ist der Ausbau nachhaltiger Stromversorgung wichtig?
Für die dringend nötige Ablösung fossiler Energieträger wird mehr nachhaltiger Strom benötigt. Am gesamtdeutschen Bruttostromverbrauch hatte die Wasserkraft nach Informationen des Bundesverbandes Deutscher Wasserkraftwerke einen Anteil von 3,5 Prozent. Betrachtet man lediglich die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien so lag der Wasserkraftanteil bei 8,31 Prozent.
Vorteil der Wasserkraft ist die Verlässlichkeit der Stromquelle. Die Stromgewinnung gehört zu den effizientesten Methoden und weist eine hohe Versorgungssicherheit auf. Wasserkraftwerke mit einer kontinuierlichen Stromerzeugung wie am Hochrhein gelten als grundlastfähig.