Der Essener RWE-Konzern plant gemeinsam mit dem regionalen Versorger Badenova am Hochrhein eine große Produktionsanlage für grünen Wasserstoff. Standort der Anlage soll beim Laufwasserkraftwerk Albbruck-Dogern sein.
Das Wasserkraftwerk liefert den benötigten grünen Strom. Die Fläche befindet sich neben dem Klärwerk und gehört zum Areal des künftigen Gesundheitsparks Hochrhein.
Ob gebaut wird, steht noch nicht fest
Vertreter des Rhein-Westfälischen Elektrizitätswerkes (RWE) und der Badenova haben das Projekt kürzlich im Gemeinderat Albbruck vorgestellt. Mit einer Leistung von 50 Megawatt würde es aktuell zu den größten in Deutschland gehören, sagte RWE-Unternehmenssprecher Olaf Winter auf Nachfrage des SÜDKURIER.
Allerdings: Ob gebaut wird, stehe noch nicht fest, fügte er hinzu. Im Moment befinde man sich erst in der Planungs- und Prüfungsphase. Wasserstoff gilt als einer der wichtigsten Bausteine der Energiewende.
RWE will kein AKW- und Kohle-Dino mehr sein
Was in Albbruck geplant wird, gehört zur RWE-Zukunftsstrategie. Der Energieriese steckt im Transformationsprozess. Der Konzern will weg vom Image des „AKW- und Kohle-Dinos“, wie es RWE-Vertreter Jörg Kerlen diese Woche im Albbrucker Gemeinderat ausdrückte.
Und auf dem Weg zur Energiewende ist die Erzeugung von grünem Wasserstoff einer der Schritte, den das RWE gehen will. Ziel ist es laut Jörg Kerlen unter anderem, die Elektrolyseurkapazität – also die Wasserstofferzeugung mit solchen Anlagen wie in Albbruck geplant – bis 2030 auf zwei Gigawatt Kapazität auszubauen. Insgesamt wolle RWE bis Ende des Jahrzehnts in die Energiewende gesamt 50 Milliarden Euro investieren.
Davon könnte nun auch etwas an den Hochrhein fließen. Das Projekt Albbruck werde nach Worten von Olaf Winter über 100 Millionen Euro kosten. Mit Wasserstoffanlagen dieser Art sammle das RWE derzeit auch erst seine Erfahrungen.
Aktuell betreibe das Unternehmen eine kleine 300-KW-Anlage, ein Pilot mit 14 Megawatt sei in der Entstehung. Die 50-MW-Anlage in Albbruck wäre eine neue Dimension, die auch bundesweit zu den Anlagen mit Top-Kapazität gehörte. „Albbruck könnte in Baden-Württemberg zu einem Leuchtturmprojekt werden“, sagte Jörg Kerlen.

Die wichtigsten Eckpunkte des Projektes
Die Anlage soll die erste industrielle grüne Wasserstoff-Produktion in Baden-Württemberg sein und mit einer Leistung von 50 Megawatt rund 8000 Tonnen grünen Wasserstoff im Jahr herstellen. Für die Produktion braucht es reichlich elektrischer Energie.
Den grünen Strom dazu soll das RADAG-Laufwasserkraftwerk Albbruck-Dogern liefern. Der so erzeugte Wasserstoff wäre für eine industrielle Nutzung vorgesehen und soll nach jetziger Planung mit einer Pipeline abtransportiert werden.
Wie kommt der Wasserstoff zum Kunden?
Dafür will Badenova die entsprechende Leitungsinfrastruktur am Hochrhein erstellen. Diese hätte zwei Komponenten, die Badenova-Projektleiter Harald Wölfle erklärte: Die eine wäre eine Hochdruck-Pipeline bis Waldshut, die Erweiterung als eine hochrheinweite Leitung bis Basel ist in Prüfung. Damit könnten regionale Abnehmer beidseits des Rheines direkt versorgen werden.

Und da dürfte es bei der energieintensiven Chemieindustrie am Hochrhein einige Abnehmer geben. Diese Leitungsinfrastruktur will Badenova in den nächsten Jahren erstellen. Mit durchgängigem Leitungsnetz bis Basel könnten zudem weitere Wasserstoffanlagen vernetzt werden. Unter anderem plant bekanntlich der Energiedienst eine 5-MW-Anlage in Grenzach-Wyhlen. Weitere könnten folgen.
Für einen Anschluss an ein Schweizer Wasserstoffnetz stehen Badenova und RWE im Austausch mit den Industriellen Werken Basel der Basler Energieversorgerin (IWB), die zusammen mit der Fritz Meyer AG planen, den Vertrieb auf der Schweizer Seite zu übernehmen.
Wasserstoff-Abfüllanlage bei der Spedition Eckert
Die zweite Komponente wäre eine kürzere Pipeline zu einer örtlichen Lkw-Abfüllstation, die bei der Spedition Eckert in Albbruck installiert werden soll. Dort würde der grüne Wasserstoff in entsprechende Lkw-Trailer abgefüllt und ausgeliefert.
Abwärme in großem Maße für Wohngebiet und Gesundheitspark
Eine Wasserstoffanlage sondert auch reichlich Wärme ab. Die Albbrucker Anlage würde als Abfallprodukt zehn Megawatt Abwärme erzeugen. Damit könnte nach Worten der RWE-Ingenieure zum einen das künftige Quartier auf dem ehemaligen Papierfabrik-Areal mit Nahwärme versorgt werden, genauso wie das in direkter Nachbarschaft entstehende Klinikum Hochrhein.
Falls sich RWE und Badenova zum Bau entschließen, soll es schnell gehen: Die Anlage könnte Ende 2026 in Betrieb gehen und grünen Wasserstoff liefern, hieß es im Gemeinderat.