Der Bürgerwindpark Blauen, ein Zusammenschluss von regionalen Energiegenossenschaften ist seinem Ziel ganz nahe: Vom Land Baden-Württemberg hat das Unternehmen jetzt den Pachtzuschlag für mehrere Flächen am Blauen erhalten. „Wir wollen hier zwischen zwei und vier Windanlagen bauen“, sagt Peter Schalajda, Vorstandsmitglied der Genossenschaften Bürgerwindrad Blauen Erneuerbare Energie.

Flächen für Windräder

„Es ist gigantisch, dass wir den Zuschlag erhalten haben“, freut sich sein Mitstreiter Georg Hoffmann, „wir haben elf Jahre dafür gekämpft.“ Spätestens in vier Jahren, so hoffen die beiden, sollen sich auf der 200 Hektar großen Fläche am Blauen Windräder drehen und regenerative Energie liefern. Aber bis dahin, sind noch einige Hürden zu nehmen.

Windradstandort Blauen mit Blick auf den Rohrenkopf nach Gersbach hinüber. Dort stehen bereits fünf Anlagen der EWS Schönau. Sie liefern ...
Windradstandort Blauen mit Blick auf den Rohrenkopf nach Gersbach hinüber. Dort stehen bereits fünf Anlagen der EWS Schönau. Sie liefern zusammen mit den drei Windräder im Windpark Hasel im Jahr soviel Energie, wie die Stadt Bad Säckingen verbraucht. | Bild: Erich Meyer

Aber von Anfang an: Nachdem während der ersten zehn Jahre grüner Regierungszeit nur wenig ging, gibt das Land nun Gas. ForstBW hat im Auftrag der Landesregierung landeseigene Flächen für Windkraftnutzung ausgeschrieben, insgesamt sind es in Baden-Württemberg 2900 Hektar.

Eine Fläche davon ist jene am Blauen. Übrigens: Eine ähnlich große Fläche liegt im Landkreis Waldshut bei Bonndorf/Grafenhausen. Hier läuft jedoch noch das Auswahlverfahren.

Drei Windräder errichtete EnBW im Jahr 2017 auf dem Glaserkopf bei Hasel. Im Hintergrund das Atomkraftwerk Leibstadt.
Drei Windräder errichtete EnBW im Jahr 2017 auf dem Glaserkopf bei Hasel. Im Hintergrund das Atomkraftwerk Leibstadt. | Bild: Erich Meyer

Langzeit-Windmessungen versprechen guten Ertrag

Da ist man am Blauen schon einen Schritt weiter. Der Investor steht fest und will loslegen. Peter Schalajda und Georg Hoffmann waren skeptisch, ob ihr Bürgerwindpark den Zuschlag erhält. Denn es waren starke Mitbewerber wie die Badenova dabei und solvente Pensionskassen, berichtet Hoffmann.

Das könnte Sie auch interessieren

Die erfolgreiche regionale Bietergemeinschaft aus drei Genossenschaften hatte aber offenbar entscheidende Vorteile: Sie kannten das Gelände am Blauen besser als andere, sie haben in den vergangen zehn Jahren mehrere Langzeit-Windmessungen durchgeführt, wussten somit um den guten Windertrag und, so fügt Schalajda hinzu, „wir haben als Genossenschaften eben geringere Rendite-Erwartungen“ – dies alles führte aus Sicht der beiden dazu, dass die Bietergemeinschaft der ForstBW wohl die finanziell lukrativste Pacht-Offerte vorlegen konnte. Schalajda: „Wir haben gut geboten.“

Die Bietergemeinschaft setzt sich zusammen aus drei Genossenschaften. Es ist einmal die Bürgerwindrad Blauen Erneuerbare Energie eG, die BEGS Bürgerenergie Südbaden (Partner der Stadtwerke Müllheim-Staufen) sowie die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), die unter den dreien die größten Erfahrungen im Windkraftwerksbau haben. Die EWS hat unter anderem die fünf Windmühlen bei Gersbach realisiert.

Das könnte Sie auch interessieren

Gesellschaft plant den Windpark

Mittlerweile hat die Bietergemeinschaft der drei Genossenschaften eine gemeinsame Gesellschaft gegründet, die den Windpark planen, bauen und betreiben soll. Der Gesellschaftsvertrag für die Bürgerwindpark Blauen GmbH und Co. KG wurde am 29. Juli 2022 in Schopfheim unterzeichnet.

Ist mit Widerstand zu rechnen?

Als nächste Schritte wollen die Beteiligten mit den Anrainergemeinden Gespräche führen. Die Flächen selber liegen auf der Gemarkung der Gemeinden Malsburg-Marzell im Kleinen Wiesental und Schliengen auf der anderen Bergseite. Die Haltungen zu den Windprojekt beurteilen Hoffmann und Schalajda als bislang positiv, in Badenweiler auch als eher durchwachsen. Rechnen sie mit Widerständen? Das sei nicht ausgeschlossen, meinen Hoffmann und Schalajda. Es hab in den vergangenen zehn Jahren immer wieder vereinzelt Personen und Gruppierungen gegeben. Allerdings haben sie nicht das Gefühl, dass ein Front entstehe. Denn Sie hoffen, dass gerade auch die aktuelle Situation mit Energieknappheit, Energieabhängigkeit und Preisexplosion zu Umdenken geführt habe.

So sieht die Grobplanung aus

Sie rechnen auf den 200 Hektar am Blauen mit zwei, im Maximalfall vier Rädern. Dafür wären um die 30 Millionen Euro nötig, rechnet Schalajda vor. Der Plan sei im Moment, dass die drei Genossenschaften zusammen ein Viertel der Investitionen bringen, drei Viertel wollen sie über ein Kreditinstitut finanzieren, am liebsten über eine Ökobank wie die GLS. Die Kostenseite sei wegen der Verteuerung aktuell zwar ein Risikofaktor, wissen sie. Aber gleichzeitig werde damit auch der finanzielle Ertrag aus dem verkauften Strom höher.

So sieht der Zeitplan aus

Die ehrgeizigste Zielsetzung wären zwei Jahre, aber realistisch sind drei oder vier Jahre, sagen die beiden. In diesem Jahr sollen die Standorte der einzelnen Windräder in Absprache mit den Anliegergemeinden fixiert werden. 2023 sind die entsprechenden Gutachten und der förmliche Bauantrag an der Reihe. Gerade das Artenschutzgutachten könne noch zu einem „Bremsfaktor“ werden, meint Schalajda. Bestenfalls könne 2024 die Baugenehmigung vorliegen. Die Projektierung soll hauptsächlich über die Fachleute der EWS Schönau laufen, berichten sie, denn diese hätten die größten Erfahrungen mit dem Bau von Windparks.

Das könnte Sie auch interessieren