Immer mehr Schweizer Immobilienportale bieten Wohnungen diesseits der Grenze an. Wer auf entsprechenden Portalen etwa nach Wohnungen in Konstanz und Umgebung sucht, wird schnell fündig – und trifft dort auch auf Angebote von Maklern, die eigentlich in Deutschland ansässig sind.
Tatsächlich wird der deutsche Immobilienmarkt in der Grenzregion zunehmend attraktiver für Schweizer. Das bestätigt der Marktforscher Stephan Kippes vom Immobilienverband IVD Süd. Ein Grund dafür sei die Nachfrage. „Eine Immobilienfinanzierung ist bei der aktuellen Entwicklung für deutsche Eigennutzer praktisch nicht mehr möglich.“
Dadurch sinke die Nachfrage, erklärt Kippes. „Die Schweizer Klientel hat aber einen sagenhaft starken Franken im Rücken und kann deshalb besser agieren.“ Generell sei das Verdienstniveau in der Schweiz höher. Zudem sei es für Schweizer juristisch problemlos, Immobilien in Deutschland zu kaufen. Andersrum sei es deutlich schwieriger.
Schweizer kaufen Konstanzer Wohnungen: Nur als Investment oder auch zum Wohnen?
Für die Schweizer sind laut Kippes nicht nur die Preise in Deutschland attraktiv: Käufer aus dem Nachbarland interessieren sich nicht nur für deutsche Immobilien als Investment, sondern auch für die Eigennutzung. Die guten Verkehrswege, niedrigeren Lebenskosten und die Anbindung in die Schweiz könnten dazu einladen, in Deutschland zu leben und in der Schweiz zu arbeiten. „Je nachdem, wie nah man an der Grenze arbeitet, lohnt sich das für die Schweizer.“
Der Konstanzer Immobilienmakler Carlos Horta hält das Phänomen bislang für unwesentlich. „Es gibt Schweizer Rentner, die nach Deutschland auswandern, weil sie mit ihrer Rente hier besser leben können als in der Schweiz“, sagt Horta. Das sei aber nicht auf Konstanz beschränkt. Im Hegau, in Singen oder in Villingen-Schwenningen – in der Region gebe es „jede Menge Schweizer, die entlang der Grenze wohnen.“
Auch Hortas Angebote werden auf Schweizer Immobilienportalen ausgespielt. Unter der Kundschaft des Immobilienunternehmens liege der Anteil an Schweizern aber weit unter fünf Prozent. Und Horta geht noch weiter: Meistens seien die Schweizer, die eine Wohnung in Konstanz kaufen, ehemals Deutsche, die in die Schweiz ausgewandert seien und nun wieder die Möglichkeit haben wollen, nach Deutschland zurück zu kommen.
Wie viele Schweizer ziehen nach Konstanz?
Aber wie viele Schweizer ziehen denn überhaupt nach Konstanz? Statistiken der Stadt zufolge kommen die meisten Zuzüge vom Ausland nach Konstanz aus der Schweiz: Im Jahr 2020 machten Schweizer rund 18 Prozent der gesamten Zuzüge aus dem Ausland aus.
Allerdings steht der Zahl der Zuzüge aus der Schweiz eine deutlich größere Zahl an Wegzügen in das Nachbarland gegenüber. Denn die Schweiz ist mit Abstand das häufigste Auswanderungsziel der Konstanzer. Konstanz verliert demnach wesentlich mehr Menschen an das Nachbarland, als die Stadt Neubürger aus der Schweiz gewinnt.