Die Therme im Schweizer Grenzort Bad Zurzach hat die schwierigen Coronajahre hinter sich gelassen: Die Thermalbad Zurzach Gruppe hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 15,4 Millionen Franken verbucht – den bisher höchsten Wert in der mehr als 50-jährigen Geschichte des Bades.

Im Jahr zuvor erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 12,9 Millionen Franken. Darin waren aber noch Erwerbsausfall-Entschädigungen wegen der Coronapandemie enthalten. Dennoch wird es auch in diesem Jahr keine Dividende für die Aktionäre geben, wie es in einer Mitteilung heißt.

Trotz Betriebsgewinn: Wieso gibt es auch für 2022 keine Dividende?

Für das vergangenen Jahr kann die Thermalbad Zurzach Gruppe 1,54 Millionen Franken mehr Umsatz verbuchen als im Jahr 2019, in dem das Unternehmen den bisher größten Umsatz und einen Rekordgewinn von 1,29 Millionen Franken erzielte. Dass dennoch wie in den vergangenen beiden von Corona geprägten Jahren keine Dividende ausgezahlt wird, hat einen bestimmten Grund.

Denn: Die Thermalbad Zurzach AG als Muttergesellschaft innerhalb der Gruppe hat vor kurzem ihre Mehrheitsbeteiligung an der Airport Fitness und Wellness AG am Flughafen Zürich verkauft, da sie den angestrebten Umschwung nicht geschafft habe. Die Integion Swiss AG aus Seengen übernahm per 1. Januar alle Anteile der Flughafen-Wellness-Oase.

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Aufgrund der Exitstrategie gelingt die im Jahr 2022 angestrebte deutliche Reingewinnsteigerung der Thermalbad-Gruppe nicht. Denn die Abschreibung der Mehrheitsbeteiligung wirkt sich auf die Rechnung aus: Die resultierende einmalige Belastung führt in der konsolidierten Rechnung der Thermalbad Zurzach Gruppe zu einem negativen Ergebnis von 1,24 Millionen Franken.

„Aus diesem Grund wird der Verwaltungsrat der Generalversammlung vom 10. Mai vorschlagen, für 2022 keine Dividende zu bezahlen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Zur Gruppe gehören noch die Thermalbad Zurzach Betriebs AG und die Bad Zurzach Tourismus AG.

Weshalb schreibt die Therme dennoch von einem Jahresgewinn?

Der konsolidierte Betriebsgewinn der Thermalbad-Gruppe betrug im vergangenen Jahr drei Millionen Franken und damit rund 100.000 Franken mehr als 2021. Dieser Betrag beziehe sich lediglich auf das operative Kerngeschäft, also alle Bereiche, die im unmittelbaren Zusammenhang mit den Tätigkeiten eines Unternehmens stehen. Zinsen, Steuern und Abschreibungen wie jene aus dem Verkauf der Airport Fitness und Wellness AG seien darin noch nicht eingerechnet.

Wie viele Gäste entspannten sich 2022 in der Therme?

367.000 Besucher zählte die größte Freilufttherme der Schweiz im vergangenen Jahr. Das ist ein Fünftel mehr als noch 2021, als 282.000 Gäste zu Besuch waren.

Das absolute Rekordjahr war 1977: Damals verzeichnete Zurzach als modernstes Freiluftthermalbad Europas über eine Million Besucher in einem Jahr. Der Eintritt kostete nur 1,50 Franken, auch war die Badedauer auf 30 Minuten beschränkt. Geschäftsführer Dominik Keller ergänzt auf Anfrage: „In diesem Jahr wurde das dritte und mit 25 Metern Länge größte Aussenbecken eingeweiht.“

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Erfreulich war im vergangenen Jahr auch die Erholung im Fitnessbereich. „Während der Pandemie mussten über 100 Fitnesscenter in der Schweiz schließen“, sagt er. „Wir haben uns zum Glück gut geschlagen und haben wieder 960 Mitglieder – fast so viele wie vor Corona, als wir deren 1000 hatten“, sagt er. Im Fitnessbereich habe es aber am längsten gedauert, bis die Mitglieder zurückkamen. „Der November und Dezember waren sehr erfreulich, im Januar und Februar konnten wir sogar Rekordzahlen verbuchen.“

Was hat die Therme in Zukunft vor?

Die Thermalbad Zurzach AG will in den nächsten fünf bis sieben Jahren das Bad umfangreich erweitern. In diesem Jahr soll die Planung vorangetrieben werden, im Frühling 2024 sollen die ersten Bagger auffahren: In einem ersten Schritt wird das Flussbad im Außenbereich komplett erneuert. Ein Jahr später wird die Fläche des Papa-Moll-Kinderbades im Innenbereich verdoppelt.

„Wir möchten das Bad so erneuern und erweitern, dass die Familien das Becken ohne Unterbruch nutzen können“, sagt Dominik Keller. Kostenpunkt dieser Erneuerungs- und Ausbauprojekte: zwischen 12 und 15 Millionen Franken.

„Die Therme Zurzach ist solid verankert und verfolgt eine konsequente Strategie als schweizweit größtes Thermalbad für alle Generationen“, hält Verwaltungsratspräsident Anton Lauber fest. Das Geschäftsmodell der Therme Zurzach biete noch viel Potenzial. Mit den anstehenden Projekten wolle die Therme ihre Attraktivität hochhalten und ihren Führungsanspruch in der Schweizer Thermenbranche untermauern.

Welches Projekt konnte 2022 abgeschlossen werden?

Im vergangenen Jahr investierte die Therme Zurzach rund 1,9 Millionen Franken – dreimal so viel wie noch 2021. Der Hauptanteil entfiel auf den Abschluss der Flachdachsanierung. Dort ist seit Oktober 2022 eine Photovoltaikanlage mit mehr als 1100 Solarpanels auf 4500 Quadratmetern in Betrieb. Damit kann die Therme rund zehn Prozent des Energiebedarfs selbst produzieren und 180.000 Kilogramm CO2 einsparen.

Seit 2016 verwendet die Therme keine fossilen Brennstoffe mehr – 2004 waren noch 1,1 Millionen Liter Heizöl nötig. Insgesamt konnte der CO2-Ausstoß mit allen Maßnahmen um 88 Prozent reduziert werden.

Der Anteil des Eigenkapitals betrug Ende Jahr knapp 50 Prozent, was gemäß Mitteilung für die Thermenbranche einen guten Wert darstellt.

Dieser Artikel erschien zuerst in der ‚Aargauer Zeitung‘.