Christian Kamm

Seit Dezember steht mit Schloss Gottlieben eines der 54 Schlösser auf Thurgauer Boden zum Verkauf. Hier lebte schon Napoleon - und weil es sich um ein Bijou von nationaler Bedeutung handelt, gerät auch der Kanton als potenzieller Käufer in den Fokus.

Die Grüne-Kantonsrätin Karin Bétrisey (Kesswil) hat deshalb mit einer parlamentarischen Anfrage nachgehakt. Sie machte zum Thema, ob sich die Thurgauer Regierung einen Kauf vorstellen könne, verbunden mit dem Wunsch, das historische Gebäude am Seerhein der Bevölkerung zugänglich zu machen.

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Die Antwort des Regierungsrats ist, was seine Schlossherren-Ambitionen betrifft, von Zurückhaltung geprägt. Obwohl er rechtlich möglich sei, stehe „ein Kauf durch den Kanton für den Regierungsrat nicht im Vordergrund“, heißt es dazu. So hat der Kanton laut Regierung keine eigene Verwendung für das Schloss.

Es sei zum Beispiel nicht in seinem Interesse, ein weiteres Museum zu schaffen – was Bétrisey in ihrer Anfrage angeregt hatte. „Zum anderen sprechen die für die kommenden Jahre eingetrübten finanzpolitischen Aussichten gegen einen Schlosskauf“, heißt es weiter. Völlig aus dem Spiel nimmt sich die Kantonsregierung allerdings nicht.

Schloss soll für die Öffentlichkeit zugänglich sein

Sie lässt eine Türe offen für breiter abgestützte Lösungen. Damit könnte man dazu beitragen, „dass das Schloss und seine Ausstattung durch eine geeignete Trägerschaft bestmöglich geschützt und der Öffentlichkeit weitestgehend zugänglich gemacht wird“.

Und der Kanton engagiert sich. Ein erstes Treffen zwischen Kanton, den Gemeinden Gottlieben, Tägerwilen, Kreuzlingen und den städtischen Museen Konstanz habe bereits stattgefunden. Dabei sei bestätigt worden, „dass ein großes öffentliches Interesse am Schloss, am Park und an der Sicherung der öffentlichen Zugänglichkeit besteht“.

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Die Rolle des Kantons freut Kantonsrätin Karin Bétrisey, wie sie auf Anfrage sagt. „Das ist schon ein Fortschritt.“ Nicht verstehen kann die Politikerin die Absage der Regierung an ein zusätzliches Museum. Das Schloss Arenenberg mit seinem Museum sei das einzige, das in seiner Substanz und Nutzung als Schloss erhalten sei.

Inwieweit bei einem Verkauf an Private die Zugänglichkeit von Schloss Gottlieben gewährleistet sein wird, steht in den Sternen. Wer so viel Geld ausgebe – man spricht von einem Kaufpreis von 15 bis 20 Millionen Franken – der wolle das Schloss dann wohl für sich haben. Die Zugänglichkeit aber müsse das Minimalziel sein, fordert die Kantonsrätin.

Christian Kamm ist Redakteur unserer Partnerzeitung, der „Thurgauer Zeitung„.

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