Tilmann P. Gangloff

Sie waren nicht die ersten deutschen Rapper, aber sie waren die ersten, die Erfolg hatten. Im Sommer haben die Fantastischen Vier ihr 30. Bühnenjubiläum gefeiert, nun gibt‘s nachträglich ein Geburtstagsgeschenk, das der Ausnahmestellung der Band in jeder Hinsicht gerecht wird.

Thomas Schwendemann gelingt mit dem Dokumentarfilm „Wer 4 sind“ das Kunststück einer Hommage, die keine Beweihräucherung ist. Sein Porträt erzählt zwar die Geschichte der Stuttgarter, ist aber weit mehr als eine Chronik, weil er die Vergangenheit eher beiläufig einfließen lässt.

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Im Mittelpunkt stehen ohnehin nicht die Lieder, sondern die Musiker: Die Hip-Hopper haben dem Autor Tür, Tor und Herzen geöffnet. Dass „Wer 4 sind“ trotzdem keine distanzlose Homestory geworden ist, liegt nicht zuletzt an einem Werkstattbesuch, der einen Schwerpunkt des Films ausmacht: im Sommer 2017, als sich Michi Beck, Thomas D, And.Ypsilon und Smudo zurückziehen, um ihr zehntes Studioalbum „Captain Fantastic“ aufzunehmen.

Spannend ist auch die Frage, wie es dem Quartett gelungen ist, sich immer wieder neu zu erfinden. Ein Geheimnis dieses Erfolgs sind Impulse von außen. Ein Schwerpunkt ungleich diffizilerer Art ist das Thema Freundschaft.

Jam Session: Smudo (von links), And.Ypsilon, Thomas D und Michi Beck.
Jam Session: Smudo (von links), And.Ypsilon, Thomas D und Michi Beck. | Bild: Kick Film GmbH / dpa

Auch das ist ein Erfolgsgeheimnis der Fantastischen Vier: Es ist offenbar gerade nicht der Erfolg, der sie nach so langer Zeit immer noch in der Originalbesetzung zusammenhält. Die Begegnungen des Quartetts haben heutzutage vor allem Arbeitscharakter. Schwendemann zeigt sie aber auch im Tourbus – die heitere Stimmung erweckt nicht den Eindruck, als sei sie für die Kamera gestellt.

Der Film ist stellenweise sehr witzig, wenn beispielsweise Thomas D und Beck in getrennten Interviews erzählen, wie sie sich kennengelernt haben, und Schwendemann quasi ein Gespräch montiert. Aufnahmen aus den Anfangstagen sind ein weiterer Quell der Heiterkeit. Auch die Schattenseiten des Showbusiness kommen zur Sprache.

Zwischen Spaß und Ernst

Neben der spürbaren Authentizität macht die Mischung aus Spaß und Ernsthaftigkeit den Reiz des Films aus: Die vier können zusammen albern sein, aber wenn es um die Texte geht, hört der Spaß auf. Dass Schwendemann die Hits an den richtigen Stellen und angemessen wummernd einsetzt, rundet „Wer 4 sind“ zu einem guten Musikfilm ab.