Es ist eine wohl kalkulierte Spannung. Über Monate hinweg wird sie angeheizt, damit die Ausstellung als ein unumgängliches Event erscheint, als das Kulturereignis im Herbst. Wer mitreden und sicher sein möchte, ein Ticket für den Zeitraum zwischen dem 24. Oktober 2019 und 24. Februar 2020 zu bekommen, hat es am besten schon im Juni reserviert.

Denn in dreieinhalb Wochen zeigt der Pariser Louvre eine Retrospektive von Leonardo da Vinci (1452-1519) anlässlich von dessen 500. Todestag. Seine „Mona Lisa“ gehört zu den Publikumsmagneten des Museums.

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Außerdem können Besucher das Bild mithilfe einer Virtual-Reality-Brille aus der Nähe und laut Louvre „wie nie zuvor“ betrachten. Gezeigt werden darüber hinaus vier Gemälde, 22 Zeichnungen und fast 100 weitere Hinterlassenschaften – Manuskripte, Kunstobjekte, Skulpturen.

Die Meisterwerke „Anna selbdritt“, „La Belle Ferronnière“ und „Johannes der Täufer„ wurden restauriert und wissenschaftlich untersucht, um die Technik des Renaissance-Künstlers besser begreiflich zu machen, heißt es.

Museum verspricht Aufklärung

Auch über die Biografie des italienischen Universalgelehrten, der Maler, Bildhauer und Architekt, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph war, verspricht der Louvre Aufklärung, um „das Porträt eines Mannes und Künstlers von außerordentlicher Freiheit“ zu zeichnen.

Der Andrang ist schon vorab groß. Kurz nach der Eröffnung des Online-Ticketverkaufs im Juni brach die Internet-Seite des Louvre unter Ansturm zusammen. Als das Problem behoben war, wurden innerhalb von 30 Stunden fast 33.500 Karten verkauft.

Touristen vor der Pyramide des Louvre in Paris.
Touristen vor der Pyramide des Louvre in Paris. | Bild: Ludovic Marin / AFP

Beim Bestellen muss ein präzises Zeitfenster ausgewählt werden, um die Besucherflut so gut wie möglich zu verteilen. „Leonardo ist wie ein Rockstar“, kommentierte Arnaud Averseng, verantwortlich für die Ticket-Reservierungen auf dem Internetportal der Handelskette Fnac.

Die Besucher sollten sich an Gedränge nicht stören. So war es auch bei gerade zu Ende gegangenen Tutanchamun-Schau in der Pariser Grande Halle de la Villette, die 1,3 Millionen Besucher anzogt. Der Louvre erreichte 2018 mit 10,2 Millionen Besuchern einen Rekord. Die Jagd nach immer neuen Superlativen geht weiter – nun mit da Vinci.

Leihgaben waren umstritten

In Frankreich hat er nur seine letzten drei Lebensjahre verbracht: Auf Einladung von König Franz I. residierte er in Amboise, wo er auch begraben wurde. Dennoch war es in Italien zunächst umstritten, Frankreich Leihgaben zu überlassen – die Diskussion kam im Kontext einer diplomatischen Krise auf.

Erst nach einem Appell von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, einer Einladung von Italiens Präsident Sergio Mattarella nach Amboise und einem Treffen der Kulturminister der Länder willigte Italien in ein. Die Spannungen machten aus dem kulturellen Ereignis ein politisches – und vergrößerten den Hype um Leonardo im Louvre.