Steffen Rüth

Es gibt ein neues Album von Ed Sheeran. Auf dem einem klassischen Mixtape recht nahekommenden „No. 6 Collaborations Project“ lässt der erfolgreichste Popstar der Gegenwart jede Menge Kollegen, Freunde, Geschäftspartner mitsingen und rappen. Einen stringenten Spannungsbogen sucht man vergeblich, stattdessen trifft man auf ein Bündel unterhaltsamer Hits, zusammengehalten von einem extrem geschäftsversierten Superstar.

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Was es mit dem Namen auf sich hat? Bevor Sheeran mit seinem Song „The A-Team“ und dem Debütalbum „+“ so richtig berühmt wurde, nahm er jährlich ein solches Mitmachalbum heraus, zuletzt 2011 eben „No. 5“. „Ich wuchs mit Folk und Rock‘n‘Roll auf“, so Sheeran, „dann entdeckte und vergötterte ich Rap und Hip-Hop, anschließend verliebte ich mich in akustische Musik.“ Und alle diese Spielarten finden sich auf „No. 6 Collaborations Project“.

Ansammlung von Duetten

Der Clou: Für jedes einzelne Stück dieses unter anderem von Max Martin, Skrillex und Fatboy Slim perfekt produzierten Man-kann-es-Zwischenalbum-nennen, holte sich Sheeran Unterstützung, vorwiegend gesanglicher Art. Ein roter Faden entsteht auf diese Weise natürlich nicht. Sondern eher eine Ansammlung von – potentiellen – Hit-Duetten mit einer Gemeinsamkeit: Ed Sheeran.

Gemeinsamer Song mit Justin Bieber

Das luftige Sommerlied „I Don‘t Care“, längst ein Mega-Erfolg mit wochenlangem Stammplatz auf Rang Eins in UK, aber halt auch ein bisschen belanglos, singt er zusammen mit Justin Bieber, für den er vor vier Jahren ja schon „Love Yourself“ schrieb. „Beautiful People“, eine Feelgood-Pop-Hymne, entstand mit dem amerikanischen Emo-Pop-Sänger Khalid. Auf „Cross Me“ wird es zusammen mit Chance The Rapper und PnB Rock ein bisschen rappiger und urbaner, bleibt aber immer noch gut verdaulich.

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Der originellste der fünfzehn Songs ist „Blow“. Hier singt Sheeran mit Bruno Mars sowie mit Country-Star Chris Stapleton eine Nummer, die sich mit etwas Fantasie dem Genre „Hard Rock“ zuordnen lässt. Irgendwo zwischen Lenny Kravitz und Led Zeppelin haben die drei hörbar verdammt viel Spaß.

Stückchen für Stückchen

„Ich war das ganze vergangene Jahr auf Tour und habe diese Platte Stückchen für Stückchen aufgenommen“, erklärt Ed die tröpfchenweise Entstehung des Projekts während seiner Tagesfreizeit. Aber warum tut er sich den Stress überhaupt an?

Totale Maximierung

Nun, Ed Sheeran strebt die totale Hörermassenmaximierung an. Er will sie alle, wirklich alle. „Mein Stammpublikum ist ein ganz anderes als das Publikum vieler meiner Albumgäste“, sagt er. „Ich hoffe, die anderen Künstler neuen Kreisen von Leuten zuzuführen. Und ich versuche, mich selbst einem neuen Publikum gegenüber zu öffnen, das mich bisher noch nicht so auf dem Schirm hat.“ Etwa den Rap-Fans.

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Anders ausgedrückt: Niemand soll ihm mehr entgehen, Ed Sheeran für alle. Aber vielleicht ist ja auch alles viel weniger durchkalkuliert, als man glaubt. Sheeran jedenfalls teilt mit, dass er lange nichts Schöneres und Spaßigeres mehr gemacht hat als dieses Album mit „lauter tollen Musikern, von denen ich selbst ein Riesenfan bin.“

Ed Sheeran: „No.6 Collaborations Project“, Warner Music, 14,99 Euro