Eine Frau am Schlagzeug – das ist doch noch immer eher ungewöhnlich! Dessi Kepenerova zögert kurz, wenn man sie drauf anspricht. Sie hat eine feste Stelle als Schlagzeugerin bei der Südwestdeutschen Philhamonie. Aufgewachsen ist sie in Bulgarien. „Als ich mit 6 Jahren anfing, Schlagzeug zu spielen, gab es ein berühmtes Percussion Quintett namens Polyrhythmia. Darin spielten zwei Schwestern“, erzählt sie. „Deren Stücke liefen im kommunistischen Fernsehen rauf und runter. In Bulgarien war allen klar, dass auch Frauen Schlagzeug spielen.“ Auch ihre eigenen Schlagzeug-Lehrerinnen seien immer Frauen gewesen. Erst als sie nach Deutschland kam, erlebte sie, dass man darüber staunte: „Da hieß es dann plötzlich: Oh, eine Frau am Schlagzeug, wie ungewöhnlich!“
Kepenerova kam 1999 nach Deutschland. Während ihres Studiums lernte sie die Fagottistin Maria Wildhaber kennen, damals noch Maria Jeleztcheva, ebenfalls eine Bulgarin. Sie trafen sich in der französischen Schweiz, wo sie beide für vier Wochen in einem Jugendorchester beim Verbier Festival spielten. Danach ging jede zurück an ihren Studienort – die eine nach München, die andere nach New York. Der Kontakt aber brach nie ab.
Der Zufall wollte es, dass beide eines Tages beinahe Nachbarinnen wurden. Dessi bekam 2009 die Stelle als Orchesterschlagzeugerin in Konstanz, Maria heiratete einen Schweizer und zog nach Zürich. Dort hat sie sich eine Existenz als Freiberuflerin aufgebaut. Irgendwann beschlossen die beiden Musikerinnen, sich zu einem Duo zusammenzuschließen: Das Duo Bassoon Beats war geboren. Und der Name sagt bereits, worum es dabei geht: Um tiefe Töne und um Rhythmus.
Beim Classical Slam am 7. Juli im Lustschloss etwa spielen sie mit Fagott und Marimba Musik von Astor Piazzolla – aber auch einige bulgarische Volkslieder. „Die bulgarische Volksmusik kennt viele unregelmäßige Metren wie Fünf-Achtel- oder Elf-Achtel-Takte. Das ist einmalig in Europa.“ Beide Musikerinnen sind damit aufgewachsen. Und das bedeutet auch, dass sie in der Schule nicht nur die Metren geübt, sondern auch die zugehörigen Tänze gelernt haben. „Die Tanzschritte musste man auch für die Prüfungen lernen“, erzählt Kepenerova.
Ja, Volksmusik kann eben auch ziemlich komplex sein. Zumindest für deutsche Ohren. Für ihren Beruf als Schlagzeugerin hat ihr das natürlich schon oft geholfen. Wo andere angesichts eines Sieben-Achtel-Taktes in leichte Panik geraten, greift Kepenerova also entspannt zu den Schlegeln.
In unserer Reihe „Kammermusik im Gespräch“ porträtieren wir Formationen innerhalb der Südwestdeutschen Philharmonie, die beim Classical Slam auftreten. Dieser Konzertmarathon findet am 7. Julizwischen 11 und 22.30 Uhr im Lustschloss neben dem Bodenseeforum Konstanz statt. Das Duo Bassoon Beats spielt um 13.30 Uhr. Unmittelbar davor ist Kepenerova auch in einem Hörrätsel für Kinder zu hören.