Baumärkte haben geöffnet, Autoverkäufer warten wieder auf Kunden, Museen aber bleiben bislang verwaist. Dabei sind die Musentempel eher nicht für eine Kultur des engen Körperkontakts bekannt. Den erforderlichen Mindestabstand einzuhalten, das dürfte auf den oft großzügig bemessenen Ausstellungsflächen kaum anspruchsvoller sein als zwischen Eisenwaren und Sanitärbedarf. Wann also dürfen Kunstfreunde wieder ins Museum gehen?
Erlaubnis soll bald kommen
In den Häusern unseres Verbreitungsgebiets glaubt man: sehr bald. „Wenn man über Öffnungen der Gastronomie auf Campingplätzen diskutiert, muss das auch für verantwortungsbewusste Museen gelten“, sagt Tobias Engelsing, Direktor der vier Städtischen Museen in Konstanz. Und Christoph Bauer, Leiter des Kunstmuseums Singen, erwartet die nötige Erlaubnis bereits für Ende kommender Woche. „Dann werden wir von unserer Stadtverwaltung auch eine Liste über die einzuhaltenden Sicherheitsbestimmung bekommen.“
Grundlage für diese gute Hoffnung ist eine Aussage aus dem Baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst vom 17. April. Damals erklärte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski, nach der Öffnung von Bibliotheken und Archiven wolle man „im nächsten Schritt Museen und Ausstellungshäuser in den Blick nehmen“. Auch der baden-württembergische Museumsverband formuliert deshalb die Hoffnung, „dass unter der Priorität des Gesundheitsschutzes eine Öffnung der Museen und Ausstellungshäuser im Land nach dem 3.5.2020 möglich wird“.

Wenn auch die offizielle Bestätigung dafür noch aussteht, widmet man sich in Konstanz, Singen und andernorts bereits mit den nötigen Vorbereitungen. Plexiglasscheiben und Schutzmasken müssen her, Museumsmitarbeiter machen sich bereits mit den Abstandsregeln vertraut.
Keine Veranstaltungen
Ein geöffnetes Haus ist allerdings noch kein vollständig wieder hergestellter Museumsbetrieb. Sonderveranstaltungen etwa wird es im Singener Kunstmuseum vorerst nicht geben. Und inwieweit sich die Planung künftiger Projekte lohnt, ist ungewiss. „In Singen haben wir eine Haushaltssperre“, sagt Bauer. „Das bedeutet, dass ich ohne eigene Genehmigung keine größeren Anschaffungen tätigen oder Verpflichtungen eingehen darf.“
Und in Konstanz sieht sich sein Kollege Engelsing mit der Aufgabe konfrontiert, Einsparungen in Höhe von 250.000 Euro zu leisten: „Das entspricht in etwa einem doppelten Ausstellungsetat.“

Erreichen will er das Ziel durch eine Erhöhung der Eintrittsgelder und Lizenzgebühren (“eine Anpassung stand ohnehin an“) sowie „intensiviertes Fundraising“. Doch auch um eine Reduzierung der Ausstellungszahl sowie einen Verzicht auf Kataloge werde er nicht herumkommen.
„Auf die Kultur kommen harte Zeiten zu“, sagt Engelsing. Darüber kann auch eine baldige Öffnung der Museumstüren nicht hinwegtäuschen.