Herr Lichter, an Weihnachten feiern Christen die Geburt von Jesus Christus. Glauben Sie eigentlich an die frohe Botschaft?

Ich bin ein gläubiger Mensch, ja. Ich glaube an Gott und ich finde das auch sehr wichtig. Wenn der Mensch den Glauben verliert, wird das Leben schwierig. Mir ist auch die Christmette an Heiligabend wichtig, dass man in die Kirche geht und sich daran erinnert, warum wir eigentlich Weihnachten feiern. Ich denke, dass Eltern ihren Kindern beibringen sollten, dass Weihnachten mehr ist als nur eine nette Gelegenheit zum Geschenke austauschen.

Trotzdem die Frage: Was war das schönste Geschenk, an das Sie sich erinnern können?

An eines habe ich mich wirklich mein Leben lang erinnert. An Heiligabend mussten mein kleiner Bruder und ich in meiner Kindheit immer warten, bis Papa von der Spätschicht nach Hause kam – um 22 Uhr hatte er Feierabend und vorher gab es keine Bescherung. Wir mussten im Fernsehzimmerchen warten, bis das Christkind klingelt.

An dem Abend, den ich meine, dauerte es besonders lange – dann durften wir endlich rein und da stand unterm Weihnachtsbaum meine kleine Märklin-Eisenbahn, dieses typische Oval mit einer Lok und zwei Anhängern. Das war für mich eines der schönsten Geschenke, weil ich gesehen habe, wie Mama und Papa an mich gedacht haben, und ich habe diese Eisenbahn viele Jahre lang sehr wertgeschätzt. Darüber reden wir übrigens auch bei unserer Weihnachtssendung.

Was genau erwartet das Publikum in Ihrer Show, die anstelle des abgesetzten Klassikers „Heiligabend mit Carmen Nebel“ läuft?

Eine wunderbare Zeit mit Menschen, die ich sehr schätze und die das Publikum auch mag. Mit tollen Geschichten, die nicht geschrieben wurden, sondern die wirklich so passiert sind, mit schöner Musik und einer traumhaft weihnachtlichen Stimmung. Wir haben Tränen gelacht und es wurde ein Abend, den man sich mit der Familie wünschen würde, was leider aber nicht immer so funktioniert.

Aber Hand aufs Herz: Kommt wirklich Weihnachtsstimmung auf, wenn man so eine Sendung im Vorfeld aufzeichnet, in diesem Fall im Oktober?

Ja, es wurde tatsächlich besinnlich. Warum? Ganz einfach: Wir hatten eine herrliche Location, nämlich Schloss Drachenburg in Königswinter, es war alles weihnachtlich geschmückt, es war eine wunderbare Stimmung, es war kalt und wir hatten dicke Jacken an, wir alle haben uns wie zeitversetzt nach Weihnachten gefühlt. Am Ende haben alle gesagt: Schade, dass es vorbei ist.

Und wie verbringen Sie die Feiertage?

An Heiligabend sehr gemütlich und ruhig zu Hause mit meiner Frau und unserer fünfjährigen Pudeldame Stella, die natürlich auch ein Geschenk bekommt. Wir machen uns immer einen Spaß daraus, dass etwas Kleines für sie eingepackt wird, das sie essen oder mit dem sie spielen kann. An den anderen Tagen werden wir die Kinder besuchen oder die Kinder uns.

Der „Bares für Rares“-Weihnachtsabend läuft im ZDF an Heiligabend.
Der „Bares für Rares“-Weihnachtsabend läuft im ZDF an Heiligabend. | Bild: Sascha Baumann/ZDF

Womit wir wieder beim Thema Geschenke wären … Kaufen Sie Geschenke auf den letzten Drücker?

Nein, ich finde das doof. Für manche Menschen scheint Weihnachten jedes Jahr ganz überraschend am 24. Dezember zu kommen, und die kaufen dann alles am letzten Tag. Wenn man jemanden wirklich lieb hat, macht man sich frühzeitig Gedanken, worüber der- oder diejenige sich freuen würde. Das kann man sogar im Sommer schon kaufen und zur Seite legen.

Verschenken Sie auch Ihr Buch, das Sie neulich veröffentlicht haben, „Zeit für Freundschaft?!“?

Ja, aber nicht nur zu Weihnachten. Das bekommen Menschen, die ich mag.

Sie zeichnen „Bares für Rares“ nahezu im Akkord auf, neulich lief schon die 2000. Folge. Ist Weihnachten da eine willkommene Gelegenheit für Sie, die Batterien wieder aufzuladen?

Lieber Gott, nein! Die Sendung ist doch wie mein Kind, ich habe damals dafür gekämpft. Vorher hatte ich Aussagen gehört wie: „Horst, du bist kein Trödel-Onkel, du bist Koch-Comedian, und überhaupt: Trödel hat im deutschen Fernsehen noch nie funktioniert.“ Aber ich habe an diese Sache geglaubt, ich habe unheimliche Freude damit, und wie man sieht, gefällt es auch unseren Zuschauern. Außerdem lerne ich jeden Tag neue Leute kennen, ich habe bis heute über 18.000 Menschen begrüßen dürfen, und alle sind immer wahnsinnig nett.

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In der Weihnachtssendung blicken Sie unter anderem auf Highlights aus der Geschichte von „Bares für Rares“ zurück. Was waren für Sie besondere Momente?

Ach, das sind so viele, das kann ich gar nicht alles aufzählen. Aber wer mich kennt und meine Affinität zu Autos und Motorrädern, der weiß natürlich, dass der Jaguar E-Type, der 2024 in der Sendung verkauft worden ist, für mich eines der größten Highlights war. Das ist eines der schönsten Automobile, die je gebaut wurden, und mit 60.000 Euro der teuerste Verkauf, der jemals bei „Bares für Rares“ stattgefunden hat.

Sie gelten selber als passionierter Sammler, sollen früher alle möglichen Dinge regelrecht gehortet haben …

Gehortet? Das stimmt so nicht ganz. Ich hatte früher ja mein Lokal, die Oldiethek, das war ein riesiges Gebäude, und da haben mir die Leute sehr viele Geschenke mitgebracht, die wurden natürlich von mir ausgestellt. Dadurch sind Sammlungen zusammengekommen, die ich so nie gesammelt hätte.

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Kaffeekannen zu sammeln, hatte aber am Ende über 3500 Exemplare, weil viele Leute dachten, ich freue mich darüber. Privat habe ich immer schon ganz anders gewohnt, ich kann mich gut von Dingen trennen – von mir könnte ein Aufräumcoach noch was lernen.

Dem breiten Publikum sind Sie vor Jahren als Fernsehkoch bekannt geworden, inzwischen sind Sie nicht mehr in Kochshows zu sehen. Könnten Sie sich ein Comeback am Herd vorstellen?

Ich koche tatsächlich nicht mehr. Ich habe ja mit 14 Jahren die Lehre als Koch begonnen und es weit gebracht in dem Beruf. Mein Ziel war es immer, Menschen an einen Tisch zu bekommen. Ich bin ein Menschenliebhaber, und als Kind habe ich immer gesagt: Entweder baue ich den Tisch, werde also Schreiner, oder ich koche das, was auf dem Tisch steht, damit die Menschen zu mir kommen.

Dass ich es geschafft habe, die Goldene Kamera als bester deutscher Fernsehkoch zu bekommen, war für mich eine riesengroße Auszeichnung. Ich würde aber erst dann wieder in einer Sendung kochen, wenn ein Konzept käme, das mich spontan begeistert. Ein eigenes Lokal ist ausgeschlossen, das werde ich nicht mehr machen. Ich werde im Januar 63, und in diesem Alter ist es ja auch mal gut.