- Ursula von der Leyen legt einen guten Start hin. Erst holperte es in der neuen EU-Kommission, doch nun übertrifft die neue Kommissionspräsidentin alle Erwartungen. Kaum im Amt, formuliert sie erst einmal ein ehrgeiziges Ziel: Mit dem „Green Deal“ soll Europa zum Vorzeige-Kontinent in Sachen Umweltschutz werden. Klimaneutralität bis 2015 lautet das Ziel. Dabei hat die CDU-Frau noch schwere Brocken vor sich: Polen, Ungarn und Tschechien kündigen bereits Widerstand an, da sie ihre Energie großteils aus billiger Kohle beziehen. Immerhin, die ehemalige Ministerin von der Leyen geht mit gutem Beispiel voran: In Brüssel bewohnt sie keine riesige Dienstvilla, sondern ein 25 Quadratmeter kleines Mini-Appartement neben dem Büro. Also null Emission auf dem Weg zur Arbeit. Vorbildlich. (uli)
- Nicht jeder Bissen ist unbedenklich: Was schmeckt, muss nicht auch unbedingt gut sein. Das ist eigentlich eine Binsenweisheit, die den Deutschen mit der neuen Foodwatch-Studie einmal mehr bewusst wird. Ein Problem sind die unzureichenden Lebensmittelkontrollen allerorten. Den Behörden fehlt schlicht das Personal, um alles zu durchkämmen, was Kakerlaken-, Ratten- und Bakterien-trächtig sein könnte. Und so schmeckt manche Speise besser, als sie zu sein scheint. Allerdings führt auch unser zeitgemäßes Verhalten unweigerlich zum Gammelfleisch. Denn auch beim Essen sind wir wählerisch – und das keineswegs nur in geschmacklicher Hinsicht. Alles muss noch schneller gehen und natürlich noch günstiger sein. Der Blick fürs Gesunde ist uns gänzlich abhanden gekommen. (nik)
- In der SPD muss man weiter mit Kevin Kühnert rechnen. Die Sozialdemokraten haben ihr Führungsproblem gelöst – vorerst. Der Parteitag in Berlin hat zwei Genossen auf den Schild gehoben, die bisher kaum im Rampenlicht standen: Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans sollen es reißen. Manche Delegierte wählten sie um des lieben Parteifriedens willen eher zähneknirschend, aber so haben es die Mitglieder nun einmal entschieden. Auf den Fluren wurden derweil bereits Wetten abgeschlossen, wie lange es die beiden Neuen wohl machen. Viele sagen: Nicht lang. Sollte dieses Führungsduo scheitern, stellt sich die Frage nach Kevin Kühnert neu. Noch ist der Stuhl des SPD-Chefs für den JusoVorsitzenden zu groß. Aber er hat sich in Berlin als Vize schon mal in Stellung gebracht. Also: Abwarten. (dil)
- Aramco ist das neue Apple. 1,88 Billionen Dollar: So hoch ist der Börsenwert des saudischen Öl-Giganten Aramco, der in dieser Woche den Sprung aufs Parkett wagte. Damit überholt Aramco den iPhone-Hersteller Apple, der bisher mit 1,2 Billionen Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt war. Und auch einen zweiten Rekord stellte Aramco ein: Kein Börsendebüt fiel jemals so üppig aus. Selbst der Börsengang des chinesischen Internet-Konzerns Alibaba im Jahr 2014 kann nicht mit dem Emissionsvolumen von Aramco mithalten. Das Vertrauen der Anleger zeigt, dass auch im Zeitalter von Nachhaltigkeit und Greta Thunberg Öl noch eine Zukunft hat. Zwar werden eines Tages die Reserven zu Neige gehen. Doch in den kommenden Jahrzehnten wird der Rohstoff unverzichtbar bleiben. (td)
- Denkmäler sind keine Biertische. In der Freiheitsstatue ist kein Fast-Food-Imbiss, der Eiffelturm ist noch nie zum Freifall-Turm umfunktioniert worden und im Petersdom ist keine Disco. Aber der Lenkbrunnen in Überlingen, der ist für die Weihnachtszeit zum Biertisch umfunktioniert worden. Okay, nur vorübergehend, aber schrecklich sieht das holzverschachtelte Ding jetzt trotzdem aus. Doch wenn die Spaßgesellschaft finster entschlossen ist, sich zu amüsieren, stört so Kunstkrempel halt nur. Verübeln kann man es dem Überlinger Veranstalter selbst nicht, dass er die Möglichkeit nutzt, ein paar Glühweine und Bratwürste mehr zu verkaufen. Ob Städte ihre eigenen Kulturobjekte so zur Verrummelung freigeben müssen, steht aber auf einem ganz anderen Blatt. (dod)
- Kein noch so gefährlicher Ort ist vom Tourismus verschont. Beispiel: Der Vulkankessel auf White Island vor Neuseeland. Wo die Erde kocht, die Lava sprudelt, die Dämpfe einem den Atem rauben – diese Hotspots auf unserem Planeten wurden früher nur von Wissenschaftlern aufgesucht. Die führten Messungen durch und gingen wieder. Heute gehen die Forscher im Strom der Touristen unter. Die Menschen, scheint es, richten ihren Kompass nach dem Nervenkitzel aus, den sie erleben und sich kaufen können. Respekt vor den Naturkräften? Distanz zur Bedrohung von Leib und Leben? Keine Spur! Daheim soll die Polizei möglichst überall präsent sein und der Staat nonstop Sicherheit garantieren. Im Urlaub sucht man Risiko und Selfie-Pose. Fazit: Auf Nummer sicher gehen ist nicht feige, sondern klug. (mic)
Wissenswertes
Wetten um die SPD-Führung, ein Lenk-Brunnen als Biertisch: Was wir in dieser Woche gelernt haben
