Die Fußball-WM in Katar war im Westen vor allem wegen der Kontroversen über die Behandlung von Frauen, Homosexuellen und ausländischen Arbeitern sowie zuletzt durch den Umhang mit dem argentinischen Weltmeister Lionel Messi in den Schlagzeilen.
Doch in einem Punkt hat das arabische Emirat bei westlichen Fans während des Turniers einen durchschlagenden Erfolg erzielt. Tausende Besucher aus Europa entdeckten in Katar eine Errungenschaft des orientalischen Lebensstils und wünschen sich jetzt mehr davon ihn ihren Heimatländern: Popo-Duschen auf den Toiletten.
In vielen muslimischen und asiatischen Ländern sind Toiletten-Duschen Standard. Die Varianten reichen von einfachen Wasserschläuchen bis hin zu Luxus-Toiletten mit vorgewärmtem Wasser und schwenkbarer Düse. Papier wird zum Trockentupfen gebraucht.
Bei der Weltmeisterschaft in Katar benutzten viele Europäer die WC-Duschen zum ersten Mal – und einige waren begeistert. „Ich finde es absolut fürchterlich, dass wir in Großbritannien und Europa nur Papier benutzen“, schrieb David Vujanic aus London während seines Besuchs in Katar.
„Das Beste überhaupt“
Vujanic, der auf YouTube und Twitter hunderttausende Abonnenten hat, lobte das „Toiletten-Popo-Duschen-Ding“ überschwänglich: „Mann, das ist das Beste überhaupt.“ Nach seiner Heimkehr nach London werde er sich nach einer WC-Dusche umschauen, ab sofort sei er bei diesem Thema ein „Fanatiker“.
In der islamischen Welt, die den Westen oft als arrogant wahrnimmt, kommen solche Berichte gut an. Die WM in Katar bringe dem Westen bei, was Zivilisation heiße, kommentierte ein muslimischer Twitter-Nutzer mit Genugtuung.

Die muslimische TikTokerin Sabra Zaraa aus Seattle findet, die Entdeckung der Popo-Dusche durch westliche Fans sei „der größte Erfolg dieser Weltmeisterschaft überhaupt“ und stelle selbst die Halbfinal-Teilnahme von Marokko – immerhin eine Premiere für ein arabisches Land – in den Schatten.
Auch andere ausländische Besucher in Katar berichteten begeistert von den Toiletten in dem Emirat. Richard Kombe, Gründer der britischen Sportleragentur Playmakers, beschrieb die Toiletten in seinem Hotel als luxuriöse Lounges. Zudem seien sie sauberer als anderswo. Andere Gäste in Katar waren weniger angetan. Die ganze Toilette in seinem Hotel stehe unter Wasser, beschwerte sich ein Fan, nachdem er die WC-Dusche ausprobiert hatte.
Was noch gut ankam
Die WM in Katar habe auch auf einem anderen Gebiet Überzeugungsarbeit bei westlichen Besuchern geleistet, sagen manche Fans von außerhalb der arabischen Welt. Das Emirat hatte zwei Tage vor Eröffnung des Turniers den Verkauf von Alkohol in der Umgebung der Stadien verboten.
Lediglich reiche Gäste in den VIP-Logen der Arenen konnten sich mit Blick aufs Spielfeld einen Drink kommen lassen, Normalsterbliche mussten auf Kneipen und Nachtclubs fernab der Stadien ausweichen, wenn sie während eines Spiels ein Bier mit Alkohol trinken wollten.
Die Entscheidung wurde im Westen als religiös motivierte Bevormundung der Besucher kritisiert, doch im Lauf der WM wandelte sich das Bild. Besucherin Bete Basica aus Brasilien sagte der britischen BBC in Katar, sie fühle sich als allein reisende Frau in einem Fußballstadion ohne Alkohol sicherer.
Ex-Boxer und Sportkommentator Tony Bellew schrieb auf Twitter, er habe zum ersten Mal bei einem solchen Großereignis keine einzige Schlägerei gesehen. „Katar hat gezeigt, was mit einem Alkohol-Verbot bei WM-Spielen erreicht werden kann.“ Die britische Polizei teilte mit, zum ersten Mal in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft sei kein einziger Fan aus Großbritannien während des Turniers festgenommen worden.