Wer erinnert sich noch an die nachmittäglichen Sendungen von Jürgen Fliege, in denen allerlei Sorgen, Wehwehchen und Fragen der Zuschauer gemeinsam mit Ärzten, Therapeuten aber auch mit mehr oder weniger seriösen Wunderheilern und Lebensberatern besprochen wurden.
Doch als Fliege in einem Interview mit dem Erotik-Magazin Penthouse Gott als „den Gangster da oben“ bezeichnete, brachte ihm das heftige Kritik ein, heute würde man sagen, er bekam einen deftigen Shitstorm ab. Als dann noch seine Kritik an der Haltung der deutschen Regierung beim Jugoslawienkrieg dazukam, wollte die ARD seine Talk-Sendung beenden.
Starker Protest vonseiten seiner Fans verhinderte das aber vorerst. 2005 war dann trotzdem endgültig Schluss mit seiner Talkshow im Ersten, die Sendung wurde abgesetzt.

Fliege jetzt Teil des politischen Flügels der Querdenker
In letzter Zeit macht Fliege, der nach seiner TV-Karriere vor allem mit seiner Nähe zum Esoterik-Geschäft Schlagzeilen machte, als Querdenker-Sympathisant von sich Reden. Im vergangenen Jahr trat er auf mehreren Querdenken-Versammlungen als Redner auf, unter anderem in München.
Auch für die Konstanzer Querdenker-Demonstration am 3. und 4. im vergangenen Oktober war Fliege als Redner angekündigt, war aber dann doch nicht vor Ort. Inzwischen ist Fliege auch politisch in diese Richtung aktiv geworden. Laut Medienberichten engagiert er sich nun für die Corona-Protest-Partei „Die Basis“.
Der 74-jährige habe seine Mitgliedschaft bestätigt, berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Demnach trat Fliege im Frühjahr in die Partei ein. Er behaupte nicht, dass das Virus eine Erfindung sei, sagte Fliege dem Magazin, es sei auch gefährlicher als die Grippe. Die Lockdown-Maßnahmen seien jedoch nicht gerechtfertigt gewesen.
Zudem fordert er „Sondersendungen, die keine Angst machen“, sondern zeigten, „wie man sein Immunsystem stärkt, zum Beispiel mit Vitamin D und Waldläufen“. Die Zahl von 80.000 Corona-Toten in Deutschland sei nicht seriös, sagte er dem Nachrichten-Magazin.
„Diese Menschen sind mit, an oder durch Covid gestorben. Einige wären auch so gestorben“, lautet seine Einschätzung und kommt zu dem einfachen Schluss: „Es ist doch einfach: Wenn das Virus zu stark ist, bist du zu schwach.“

Fliege weiß, wie man Aufmerksamkeit generiert, wenn auch nicht immer im positiven Sinn. Nach seinem TV-Abgang moderierte Fliege noch einige Jahre eine Show in einem privaten Ratgeber-Sender. 2009 wurde ihm sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Doch danach sorgte er immer öfter für negative Schlagzeilen mit esoterischen, para- oder pseudowissenschaftlicher Mittel, für die er teilweise Werbung machte oder sie sogar selbst vertrieb. So etwa die „Fliege-Essenz“, über die er laut eigenen Angaben betete und dadurch Trost und Kraft beinhalte.
Ob Raumtrockner-Werbung oder Corona-Kritik: Fliege bleibt im Gespräch
Besonders kritisch wurde sein Einsatz für einen Raumtrockner namens Aquapol gesehen, der Feuchtigkeit aus Häusern zuverlässig entfernen sollte – für 4000 Euro das Stück. Eine Wirksamkeit wurde nie nachgewiesen, der TÜV ging gerichtlich gegen dessen Hersteller vor.
Auch von Sektenexperten wurde Fliege in die Nähe von esoterischen Geschäftemachern und der Scientology-Sekte gerückt. Nach einigen Jahren Stille macht er nun eben Stimmung gegen die Corona-Politik der Regierung und tritt einer politischen Partei bei. Kündigt sich da eine Art Comeback an? So oder so, egal ob Pfarrer, zweifelhafter Geschäftsmann oder Lebensberater, bei Jürgen Fliege wird es nie langweilig.