Zu den schwierigen Besuchern, die Georg Gänswein zur Privataudienz mit dem Papst führt, zählt Prinz Charles sicher nicht. Auf seiner Reise durch einige Länder Europas stattete der Thronfolger auch Franziskus einen Besuch ab. Dem Vernehmen nach verlief die Visite im Apostolischen Palast ziemlich entspannt. Prinz Charles war dieses Mal zurückhaltend und geizte mit Kostproben des berüchtigten Windsor-Humors. Auch der Brexit soll keine Rolle gespielt haben. Schließlich ist der Vatikan kein Mitglied der EU.

Wo Charles auftritt, ist auch die gut gelaunte Lady Camilla nicht fern. Auf zahlreichen Agenturbildern sieht man, wie sie dem Papst das Mitbringsel erläutert. Auf dem großen Gabentisch liegt ein Picknickkorb, der den Kofferraum eines Land Rover leicht füllen kann. Herzogin Camilla führt die Feinheiten des gehobenen Freßkorbs vor, öffnet Innentaschen und enthüllt Futterale. Die eingelagerten Produkte sind alle Bio, ergänzt der graue Thronfolger; Käse und Brot stammen aus eigenem Anbau am Landsitz Grove.

Die Geschenke des Papstes fielen sparsamer aus, franziskanisch. Der Pontifex überreichte den Royals einen Olivenzweig aus Bronze sowie drei seiner Schriften. Letzteres ist hintersinnig und humorvoll. Denn es ist mehr als fraglich, ob Pferdefreundin Camilla und ihr Gatte diese Bücher auch lesen werden. Streng genommen, ist es für beide aus politischen Gründen nicht ratsam.

Charles wird – so Gott will – eines Tages König sein. Damit steht er in der Nachfolge von König Heinrich VIII., der in Großbritannien unvergessen ist. Heinrich war ein Machtmensch und auch privat umtriebig. Sechs Ehen schloss der Monarch, zwei ehemalige Ehefrauen ließ er hinrichten. Den Henker konnte Heinrich selbst bestellen und besiegeln, für die Annulierung seiner Ehebünde benötigte er allerdings die Kirche. Der Papst tat ihm den Gefallen nicht. Daraufhin trieb es Heinrich zum Äußersten: Er löste die Insel-Katholiken von Rom und gründete eine eigene Kirche. Das war 1534 – die Geburtsstunde der anglikanischen Konfession.

Die Anglikaner gibt es bis heute. Das zeigt, wie nachhaltig der Entschluss des Königs bis heute wirkt. Praktischerweise setzte sich Heinrich VIII. gleich selbst als Oberhaupt der insularen Kirche ein. So musste er den Papst nie wieder um Rat oder Zustimmung fragen. Seitdem amtieren auch alle seiner Nachfolger als Oberhaupt der englischen Christen. Auch Prinz Charles wird eines Tages die formelle Aufsicht über die nationale Kirche zufallen. Ob er sie wahrnimmt, steht auf einem anderen Blatt. Dem Vernehmen nach interessiert er sich vor allem für biologischen Ackerbau, das Landleben und den Charme der reizenden Camilla.