Friedemann Diederichs, Uli Fricker, Maurice Sauter, Nico Talenta und Angelika Wohlfrom

„Ich traue meinen Landsleuten nicht“

Brian Switzer, 50, Bühlertal (Kreis Rastatt), stammt aus Illinois und lebt seit 1994 in Deutschland, er lehrt an der HTWG Konstanz Kommunikationsdesign.

Brian Switzer.
Brian Switzer. | Bild: Joerg P. Bongartz

„Meine Stimme habe ich natürlich Joe Biden und Kamela Harris gegeben. Ich bin in einem Professoren-Ghetto aufgewachsen. Das sind Leute, die Wissenschaft und Fakten für wichtig halten und sich nicht die Welt machen, wie sie ihnen gefällt. Es ist erschreckend für mich, wie viele Leute diesem Denken folgen, übrigens nicht nur in Amerika. Trump spaltet gern, das ist wirklich Gift. So jemanden kann ich nicht wählen. Aber auch inhaltlich bin ich gewiss nicht auf seiner Seite: ,America first!‘ Das ist eine Absage an den Multilateralismus – also an die Dinge, die wir brauchen, um die Probleme der Zeit in den Griff zu kriegen. Der Klimawandel lässt sich nicht mit einer Mauer aufhalten, und ein Virus auch nicht. Für mich ist also klar: Jeden anderen, nur nicht Trump. Joe Biden hat in Gettisburg eine tolle Rede gehalten, bei der er sich gegen die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft ausgesprochen hat. Das ist eine Haltung, die ich unterstützen kann. Was den Wahlausgang angeht, traue ich meinen Landsleuten nicht: Viele sind verunsichert, viele haben ihre Jobs verloren. Die USA sind stark gespalten in Arm und Reich. Wer am wirtschaftlichen Abgrund steht, der will einfache Antworten.“ (rom)

„Trump ist ein Dummschwätzer“

Peter Czerner, 54, ist Tanzlehrer und Inhaber eines Tanzstudios. Der gebürtige Kalifornier lebt mit seiner Familie in der Gemeinde Reichenau (Kreis Konstanz).

Peter Czerner.
Peter Czerner. | Bild: Fricker, Ulrich

„Ich habe Joe Biden meine Stimme gegeben. Am liebsten hätte ich Bernie Sanders gewählt, doch schaffte er es bei den Demokraten nicht in die Endrunde. Mit Joe Biden will ich Donald Trump verhindern helfen. Trump steht nur für sich und für seine wirtschaftlichen Interessen. Er kümmert sich vor allem um seine Geschäfte, er nutzt das Weiße Haus für seine persönliche Bereicherung. Ich halte diesen Präsidenten für unmoralisch und verstehe überhaupt nicht, dass ihn viele religiöse Führer im Wahlkampf unterstützen, weil sie ihn für gläubig halten. Der amtierende Präsident ist ein Dummschwätzer, der für sittliche Verwahrlosung steht. Seine Politik ist in einigen Bereichen unmenschlich. Da ist zum Beispiel die Pandemie. Das Corona-Virus hat er wochenlang kleingeredet und so getan, als ob es harmlos wäre. Das ist unverantwortlich. Joe Biden vertritt eine andere Politik. Er steht zum Beispiel für Obamacare, um mehr US-Bürgern eine Krankenversicherung zukommen zu lassen. Als Künstler weiß ich, wovon ich rede. Ich weiß, wie wichtig ein solches Auffangnetz sein kann. Ich bin gerne US-Bürger, sage Ihnen aber eines in aller Klarheit: Zum Glück lebe ich in Deutschland.“ (uli)

„Er weiß, wie man Deals aushandelt“

Dulcie Dee, 64, Künstlerin aus New York.

Dulcie Dee.
Dulcie Dee. | Bild: Friedemann Diederichs

„Ich bin mein Leben lang eine Republikanerin gewesen. Ich wähle Trump, weil er kein Politiker ist. Er ist ein kluger, gewiefter amerikanischer Geschäftsmann. Er weiß, wie man Deals aushandelt und verfügt über die Fähigkeiten, erfolgreich internationale Politik mit Europa, China, Asien und Afrika zu betreiben. Obwohl er ein älterer Mann ist, glaube ich, dass er immer noch viel Energie besitzt und die Gesundheit und das Geld, quer durch die USA Wahlkampf zu führen. Ich sehe ihn nicht oft im Urlaub. Er scheint immer zu arbeiten. Wenn er redet, dann spricht er mit seinem Herzen und seinem Hirn – und sagt nicht immer das, was die Partei von ihm hören will. Er klingt glaubwürdig. Weil er aus New York stammt, hat er auch den berüchtigten Humor eines New Yorkers, der sarkastisch sein kann und den die Demokraten und die Medien oft falsch verstehen. Er ist für mich der Präsident, der das Land aus der Pandemie und in die wirtschaftliche Erholung führen wird. Und uns zur führenden Weltmacht machen wird. Ja, Amerika muss wieder Nummer eins werden. Jobs müssen zurückkehren, illegale Einwanderung muss gestoppt werden und wir dürfen nicht anderen helfen, wenn Hilfe zunächst in unserem Land gebraucht wird. Bei Trump hat man nie Zweifel, dass er Amerika liebt. Deshalb muss er Präsident bleiben.“ (did)

„Weniger für Biden als gegen Trump“

Nathaniel „Nate“ Britt, 26, Profi-Basketballer und Verwaltungswissenschaftler, steht seit September bei den Wiha Panthers Schwenningen unter Vertrag. Britt stammt aus Upper Marlboro, Maryland.

Nathaniel „Nate“ Britt.
Nathaniel „Nate“ Britt. | Bild: Wiha Panthers Schwenningen

„Ich bin nicht allzu interessiert an der Politik in meinem Land, weil ich denke, dass sie ein Affront gegenüber dem ist, was wirklich passiert. Ich wähle jedoch regelmäßig, weil ich es für wichtig halte, unser demokratisches Recht auszuüben. Es ist ein kleines bisschen Macht, die die Bürger haben, um zu bestimmen, wie und von wem unser Land geführt wird. Ich werde ganz sicher für Joe Biden abstimmen. Es ist weniger eine Entscheidung für ihn, sondern gegen Trump. Ich hätte mir andere Optionen gewünscht. Ich habe einige gemeinsame Standpunkte mit Biden. Er setzt sich für den Umweltschutz ein und will das Rechtssystem reformieren, um sich für Minderheiten einzusetzen. Das halte ich für dringend notwendig. Außerdem will er Obamacare und eine Mittelklasse erhalten. Ich habe das Gefühl, dass sich die Gesellschaft in den vergangenen Jahren in eine Ober- und Unterschicht getrennt hat. Wir benötigen jedoch auch eine Mittelschicht, unabhängig von der Herkunft und des Geschlechts der Menschen. Ich wäre zwar enttäuscht, aber nicht überrascht, würde Trump wieder gewinnen. Er hat mit seiner Politik als Präsident Ressentiments wie Rassismus provoziert.“ (ms)

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„Ich beziehe Position gegen Rassismus“

Dagne Fisher, Rentnerin, 63, San Antonio (Texas).

Dagne Fisher.
Dagne Fisher. | Bild: Friedemann Diederichs

„Ich werde Joe Biden wählen, und das ist eine einfache Entscheidung für mich gewesen. Indem ich gegen Donald Trump stimme, beziehe ich auch eine Position gegen Rassismus, der durch Trumps Sieg 2016 wiederbelebt worden ist. Ich unterstütze unsere Polizei, aber glaube fest daran, dass die Ordnungshüter mehr für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Ich beziehe mit meinem Votum auch Position gegen Frauenfeindlichkeit und die Kontrollversuche der Regierung, was den weiblichen Körper angeht. Frauen müssen das Recht haben, selbst zu entscheiden. Und sie haben auch das Recht auf erschwingliche Gesundheitsfürsorge und eine saubere Umwelt sowie eine zielgerichtete Klimapolitik. Wir brauchen wieder einen stärkeren Schutz für Migranten, die Asyl suchen und legal in die USA kommen. Es gibt vieles, mit dem Biden aufräumen muss: Familientrennung an der Grenze, Kinder in Käfigen, Wahlmanipulationen, unser zerstörtes internationales Ansehen, tägliche Lügen und das so folgenreiche Missmanagement in der Corona-Pandemie. Biden ist ein ehrlicher Mann mit einem großen Schatz an politischer Erfahrung, mit Charakter und Intelligenz, der unser Land – eine von Freiheit und Gerechtigkeit geprägte Nation – wieder auf die richtige Fahrbahn bringen kann.“ (did)

„Harris ist eine Frau mit Format“

Kathleen Morrison-Schilffarth, 52, Salem, ist von Beruf Religionspädagogin und Klinikseelsorgerin, sie lebt seit 30 Jahren in Deutschland.

Kathleen Morrison-Schilffarth.
Kathleen Morrison-Schilffarth. | Bild: Fricker, Ulrich

„Ich komme aus Virginia, einem Swing State, wo das Wählen besonders wichtig ist. Ich habe bereits Anfang Oktober gegen Trump gewählt – nicht für Biden. Wenn ich für jemanden abstimme, dann für Kamala Harris. Sie ist die einzige Person bei dieser Wahl, die mich begeistert. Eine Frau mit Format und moralischem Rückgrat, sie repräsentiert ein Amerika, das für mehr steht als Selbstbereicherung und Eigennutz. Sie hat sich als Bezirksstaatsanwältin dafür eingesetzt, dass Hassverbrechen gegen Homosexuelle bestraft werden. Sie ist eine Frau, die für Gerechtigkeit einsteht. Sie ist das Gegenteil von Trump nicht nur, weil sie eine junge, schwarze Frau ist. Joe Biden sehe ich zwiespältig, weil er sich immer offen für Krieg ausgesprochen hat und für die Todesstrafe. Andererseits war er ein wichtiger Partner von Obama, von dem ich begeistert war. Ich denke, dass es ein knappes Rennen wird. Es könnte wieder die Situation entstehen, wo die Wahlmänner eine Entscheidung treffen, die nicht der des Volkes entspricht. Tendenziell ist es so, dass die Republikaner am Wahltag wählen gehen und die Demokraten eher Briefwahl machen. Zuletzt wurden in den USA ja Briefkästen abmontiert, ich hoffe nicht, dass sich das auf die Wahl auswirkt.“ (rom)

„Trump hält seine Versprechen“

Karin Strehlow, 79, ist Klavierlehrerin. Sie stammt aus Illinois, hat in Freiburg Schulmusik studiert und lebt seit 2000 mit ihrem Mann in Allensbach (Kreis Konstanz).

Karin Strehlow.
Karin Strehlow. | Bild: Fricker, Ulrich

„Ich habe wieder Donald Trump gewählt – wie schon vor vier Jahren. Natürlich wirkt er manchmal wie ein Trottel, weil er so tolpatschig ist. Aber er ist der bessere der beiden Kandidaten. Ich denke auch, dass er ein gläubiger Mensch ist und seine Versprechen hält. Zum Beispiel hat er alle US-Soldaten nach Amerika zurückgeholt. Er tritt konsequent gegen die Abtreibung ein und macht darin keine Kompromisse. Deshalb hat er auch Amy Coney Barrett als Bundesrichterin durchgebracht, was eine sehr gute Wahl ist. Ich verstehe auch gut, dass Trump immer wieder Kanzlerin Angela Merkel attackiert – diese Frau ist einfach zu leise in ihrer politischen Agenda. Da ist Präsident Trump aus anderem Holz geschnitzt, er spricht immer klar. Er hat der WHO (Weltgesundheitsorganisation) die Unterstützung entzogen, und das war vollkommen richtig. Dieser Mann ist stolz auf Amerika und er zeigt jedem einzelnen, dass man dieses Land lieben kann. Ich bin Patriotin und stolz auf die US-Bürgerschaft. Ich bin froh, dass Trump die US-Flagge liebt und hochhält. Deshalb war Joe Biden nie eine Alternative für mich. Er ist nicht ganz gesund. Zwei meiner Kinder leben in Kalifornien, sie werden Biden wählen.“ (uli)

„Ein Sack Kartoffeln hätte es auch getan“

Markus Tannenholz, 38, Lehrer und Musiker aus Waldshut. Er lebt seit etwa zehn Jahren in Deutschland:

Markus Tannenholz.
Markus Tannenholz. | Bild: privat

„Ich komme aus dem Bundesstaat Oregon. Natürlich gehe auch ich wählen – und zwar für Joe Biden und damit gegen Donald Trump. Es ist mir egal, wer oder was als Kontrahent gegen Donald Trump aufgestellt wird. Ein Sack Kartoffeln hätte es mir auch getan. Trump ist psychisch einfach nicht ganz auf der Höhe. Klar bin ich nicht überzeugt von Biden, aber wenn niemand Besseres zur Wahl steht, zählt meine Stimme eben für ihn. Unter anderem spricht er sich immer wieder offen für Krieg aus und ist für die Todesstrafe, aber Hauptsache Trump gewinnt die Wahlen nicht. In den USA wird der Präsident leider nicht direkt von der Bevölkerung gewählt. Da kann ich nur hoffen, dass die Wahlmänner die richtige Entscheidung treffen. Um die Präsidentschaftswahl zu gewinnen, braucht ein Bewerber auf jeden Fall mindestens 270 Stimmen und da ist Biden nach aktuellen Umfragen momentan nah dran. Trump dagegen etwas abgeschlagen mit etwas mehr als 100 Stimmen. Die Wahlmänner aus Oregon sind meines Wissens nach auch für Joe Biden. Trotzdem denke ich, dass es wieder ein knappes Rennen wird. Die Statistiken vor den Wahlen küren ja bekanntlich noch lange nicht den Präsidenten. Auch wenn es im Moment gut aussieht: Es bleibt nur Wählen zu gehen und Daumen zu drücken.“ (nta)

„Stimme für Trump, weil ich ihn liebe“

Nichole Noyer, 48, pensionierte Forstwirtin aus der Stadt Mount Chasta, Kalifornien.

Nichole Noyer.
Nichole Noyer. | Bild: Friedemann Diederichs

„Die Vereinigten Staaten von Amerika sind das Land, über das jeder redet und wo die meisten Menschen gerne leben würden. Amerika wurde stets als Weltmacht angesehen. Bevor Präsident Donald Trump gewählt wurde, hat Barack Obama diese Nation in eine pathetische und schwache Nation verwandelt. Trump hat uns hingegen umstrukturiert – so wie wir eigentlich sein sollten.

Er managt das Land im Stil eines Geschäftsmanns. Seine Liebe für dieses Land ist unverbrüchlich – trotz der Hetze, die ihm täglich auch von den Medien entgegen schlägt. Er hat Friedensabkommen ausgehandelt, die kein anderer erreichen konnte. Er unterstützt die Polizei und das Waffentragen. Sollte Amerikanern jemals das Tragen von Waffen verboten werden, wird es einen Bürgerkrieg geben.

Donald Trump arbeitet sich kaputt für dieses Land, das wieder großartig werden muss. Er verzichtet auf sein Präsidentengehalt und hat die Tür dafür geöffnet, dass wichtige Produkte wieder in den USA hergestellt werden. Er beschützt Landwirte, Veteranen und das ungeborene Leben. Die Menschen und auch ich stimmen für Trump, weil sie ihn lieben. Menschen stimmen für Biden, weil sie Trump hassen. Mehr muss dazu eigentlich nicht gesagt werden.“ (did)

„Biden kämpft gegen den Klimawandel“

Sarah Johnson, 56, Designerin, Hollis (New Hampshire).

Sarah Johnson.
Sarah Johnson. | Bild: Friedemann Diederichs

„Ich habe per Briefwahl für Joe Biden und Kamala Harris gestimmt. Warum? Ich bin eine alleinerziehende Mutter und lebenslange Demokratin. Mir liegt besonders der Klimaschutz am Herzen. Wir müssen neue Technologien für saubere Energieformen beschleunigen, und Biden hat sich dem Kampf gegen den Klimawandel verpflichtet. Ich bin zornig, weil Präsident Trump Umweltschutz-Bestimmungen für unsere schönen Nationalparks, die Tierwelt und jede Menge Land aufgehoben hat, damit seine ölbohrenden Freunde davon profitieren können. Ich glaube an die Pariser Klimaverträge und freue mich deshalb, dass ein Präsident Biden dieser wichtigen Gruppe wieder beitreten wird.

Außerdem muss das Recht der Frauen geschützt werden, über ihren Körper selbst zu bestimmen. Und auch das Recht, eine Schwangerschaft zu beenden. Und warum würde jemand für einen Präsidenten Trump stimmen, der die Wahlrechte der Bürger zu unterdrücken versucht, der die Menschen spaltet, der das Militär gegen die Menschen hier einsetzt, der weiße Nationalisten unterstützt und eine Veranstaltung abhält, von der sich das Coronavirus unter vielen Teilnehmern ausbreiten konnte? Donald Trump ist nicht für den wichtigsten Job geeignet, den das Land zu bieten hat.“ (did)