Mit einem Brief fing für ihn alles an. Anfang Januar erfuhr Pepe Leggio, dass er als Wahlhelfer für die Bundestagswahl einberufen wurde – als einer von 80.000 in Baden-Württemberg. Der 21-Jährige absolviert ein duales Studium des Public Management und arbeitet bei der Gemeindeverwaltung Küssaberg.
Bei der Wahl war er als Beisitzer bei der Briefwahl im Dienst. Kurz vor 16 Uhr geht es für ihn am Sonntag zur Arbeit. Er begrüßt seine Kollegin, die hinter dem Eingang auf den letzten Ansturm von Präsenzwählern wartet. Die Stimmung ist ruhig, der Kuchen schmeckt.
Man hört nur das Rascheln von Papier
Leggios Truppe besteht aus drei Angestellten der Gemeinde, zwei Erzieherinnen aus dem örtlichen Kindergarten und einer freiwilligen Helferin. Nach einer kurzen Einweisung schüttet die Teamleiterin 600 Briefumschläge aus der grauen Wahlurne auf dem Tisch aus.
Leggio schnappt sich einen Brieföffner und beginnt die pinken Umschläge aufzuschneiden. In diesen sind lose der Wahlschein, auf dem die Wahlhelfer die Unterschrift prüfen, und der Umschlag mit dem Stimmzettel enthalten. Um das Wahlgeheimnis zu gewähren, trennt das Team zunächst alle Wahlscheine von den verpackten Stimmzetteln.

Die meiste Zeit arbeiten alle wortlos vor sich hin, nur das Rascheln von Papier und das Geräusch der Klingen ist zu hören. Nach den ersten ungültigen Umschlägen kommentiert die Teamleiterin: „Die Briefwahl ist schon immer fehlerbehaftet, aber diesmal hält es sich noch in Grenzen.“ Bei der vergangenen Europawahl, auf die gleichzeitig die Kommunalwahlen fielen, sei die Briefwahl chaotischer gewesen. „Das schreit nach Digitalisierung“, merkt eine der Erzieherinnen an.
Als alle Briefe geöffnet sind, geht es ans Auszählen. Es müssen exakt so viele verschlossene Stimmzettel wie Wahlscheine auf dem Tisch liegen. Leggio verzählt sich um einen, muss nochmal von vorn anfangen.
Stimmauszählung ist erst ab 18 Uhr erlaubt
Erst um 18 Uhr dürfen Leggio und sein Team mit der Stimmenauszählung beginnen. Sie sortieren nach gleichen und ungleichen Erst- und Zweitstimmen. „Wer macht denn sowas?“, scherzt Leggio als er einen Wahlzettel mit Erststimme für den grünen Direktkandidaten und Zweitstimme für die CDU in der Hand hält.
Um 19.22 Uhr sind alle Stimmen dokumentiert. Die Wahlhelfer verabschieden sich. Noch fühlt es sich an, als wäre nichts passiert, dabei wurde auch hier gerade über die nächste Bundesregierung entschieden. Die Teams leiten ihre Zahlen an Wahlleiterin Franziska Sackmann weiter. Wenig später übermittelt die Gemeinde ihre Ergebnisse an die Kreiswahlleitung Waldshut. Kurz vor acht steht fest: Felix Schreiner (CDU) hat mit 38 Prozent die Direktwahl in Küssaberg für sich entschieden. Die Küssaberger Wahlbeteiligung ist um fünf auf 82,5 Prozent gestiegen.
Der monotonen Aufgabe als Wahlhelfer konnte Leggio etwas abgewinnen: „Es war interessant aus erster Hand zu sehen, wie die Leute abstimmen.“ Er würde den Dienst auch nochmal übernehmen. „Allerdings dann lieber mit Bürgerkontakt anstelle der Briefwahl.“