So viel Spannung war bei einer Bundestagswahl im Wahlkreis Waldshut selten. Und wieder einmal zeigte sich, wie eng Freude und Leid am Ende eines demokratischen Prozesses beieinander liegen können. So hatte der Wahlkreis die Chance, mit drei Kandidaten im neuen Bundestag vertreten zu sein.

Schmitt unterliegt knapp Stuttgarter Parteikollegin

Doch am Ende des langen Wahlabends kam dann doch die bittere Erkenntnis für den Waldshuter Grünen-Kandidaten Jan-Lukas Schmitt, dass ihm der Sprung ins Parlament nicht gelingen würde. Und das denkbar knapp. Denn nach Feststellung des Bundesergebnisses durch die Bundeswahlleiterin wurden den Grünen in Baden-Württemberg zwar zwölf Mandate im künftigen Bundestag zugesprochen.

Knapp verpasst: Jan-Lukas Schmitt (Grüne) schaffte den Einzug ins Parlament nicht.
Knapp verpasst: Jan-Lukas Schmitt (Grüne) schaffte den Einzug ins Parlament nicht. | Bild: privat

Schmitt hatte Platz zwölf auf der Landesliste seiner Partei belegt und somit gute Chancen. Er musste letztlich allerdings Simone Fischer den Vortritt lassen, die den Wahlkreis Stuttgart I knapp mit 16 Erststimmen Vorsprung vor ihrer CDU-Konkurrentin für die Grünen gewonnen hat.

Wahlkreis von CDU- und SPD-Abgeordneten vertreten

Der Wahlkreis Waldshut wird künftig weiterhin von den beiden Abgeordneten Felix Schreiner (CDU) und Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) vertreten. Schreiner holte sich souverän das Direktmandat, konnte seinen Stimmenanteil am Ende sogar um mehr als vier Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 2021 steigern.

Und dennoch war aufgrund der Wahlrechtsreform auch bei ihm bis in den späten Abend hinein viel Unsicherheit angesagt – erst recht, weil es bei der Stimmenauszählung und der anschließenden Sitzverteilung zu Verzögerungen kam. „Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit meinem Ergebnis und dankbar für das Vertrauen der Wähler“, erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Er betrachte den Zuspruch auf jeden Fall als „Bestärkung meiner Arbeit“ und als „klaren Auftrag an die Union, einen Politikwechsel vorzunehmen“, so Schreiner weiter.

AfD letztlich bei 18,5 Prozent im Wahlkreis

Getrübt werde seine Freude allerdings durch das starke Abschneiden der AfD im Wahlkreis, sagte der Bundestagsabgeordnete. Insbesondere im Landkreis Waldshut holte deren Bewerberin Andrea Zürcher so viele Erststimmen (21,1 Prozent), dass sie am Ende sogar zweitstärkste Kraft in der Region wurde.

Das Abstimmungsverhalten der Wähler der ebenfalls zum Wahlkreis gehörenden Gemeinden im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald dämpfte den Erfolg der Rechten, die mit einem Gesamtergebnis von 18,5 Prozent im Wahlkreis knapp hinter der SPD (18,7 Prozent) auf Platz drei landeten.

Dieses Ergebnis bedeutete für die AfD eine Steigerung des Wahlergebnisses im Wahlkreis um mehr als zehn Prozentpunkte. Der Bundestrend schlug sich also auch im Wahlkreis 288 nieder.

Schwarzelühr-Sutter wertet Ergebnis als „herbe Niederlage“

Alles andere als Feierstimmung herrschte daher auch bei der wiedergewählten Bundestagsabgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD), die ihren Wiedereinzug ins Parlament ihrer Platzierung auf Rang drei der SPD-Landesliste verdankte: „Es ist eine herbe Niederlage“, lautete ihre Einschätzung des Wahlergebnisses am Sonntagabend. Jetzt müsse die Partei das Beste daraus machen und weiter für die Grundrechte der Demokratie kämpfen – und dafür, verlorenes Wählervertrauen zurückzugewinnen.

Aussichtslos waren die beiden Kandidaten Nathalie Wagner (FDP) und Julian Besemann (Linke). Letzterem gelang es zwar, vom Schlussspurt seiner Partei auf Bundesebene zu profitieren und ein Wahlkreisergebnis zu erzielen, das mit 4,7 Prozent fast doppelt so stark war wie vor drei Jahren. Die FDP erlitt mit einem Stimmverlust von über 50 Prozent auf 3,6 Prozent der Stimmen regelrecht Schiffbruch.

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