Die Stimmen sind noch nicht vollständig ausgezählt, der Wahlausgang in den USA ist noch völlig offen. Doch Amtsinhaber Donald Trump erklärt sich nach seinem überraschend starken Abschneiden schon vorab zum Sieger – und kündigt an, vor das Oberste Gericht zu ziehen, um die weitere Auszählung stoppen zu lassen.

Die USA sind immer noch ein Rechtsstaat

In den Halb- und Scheindemokratien dieser Welt, von Russland bis zur Türkei, wäre eine solche Unverfrorenheit keine Überraschung. In den USA, der Herzkammer der westlichen Demokratie, hingegen schon. Denn auch nach vier Jahren Trump bleibt das Land ein Rechtsstaat. Der Wüterich im Weißen Haus kann die Dinge allenfalls aufhalten, aber nicht ändern: Nicht Donald Trump entscheidet, wer die Wahl gewinnt, sondern der Wähler. Gibt es Zweifel, werden die Gerichte für Klarheit sorgen.

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Auch wenn viele Sorgen rund um diese Wahl berechtigt sind, gibt es daher keinen Grund, sich wieder einmal von Trumps Brachial-Rhetorik ins Bockshorn jagen zu lassen. Selbst in der Stunde des Zitterns und Bangens verhält sich dieser Präsident so, wie seine Anhänger es von ihm erwarten: Er provoziert, bläht sich auf, geht über alle Grenzen.

Seine Wähler überzeugt das

Trump-Wähler ziehen daraus ihre eigenen Schlüsse: Der Mann meint es ernst, er lässt sich von nichts und niemandem unterkriegen, er ist in einer Welt voller Schurken der Richtige, um Amerikas Interessen zu wahren. Mit dieser Masche wurde der 74-Jährige vor vier Jahren Präsident, mit dieser Masche schaffte er in der Schlussphase des Wahlkampfs in vielen Bundesstaaten offenkundig noch einen Stimmungswandel.

Donald Trump, Präsident der USA, spricht am frühen Mittwochmorgen im Ostsaal des Weißen Hauses.
Donald Trump, Präsident der USA, spricht am frühen Mittwochmorgen im Ostsaal des Weißen Hauses. | Bild: Evan Vucci/AP/dpa

So wie bei allen Wahlen wird man also weiterhin geduldig abwarten müssen, bis alle Stimmen ausgezählt sind und der Wählerwille klar ist. Diesem Verfahren wird sich auch Trump unterwerfen müssen. Sollte er seine Drohung wirklich wahr machen und vor Gericht ziehen, um die weitere Auszählung zu verhindern, stehen Legionen von Anwälten bereit, um das Vorhaben zu stoppen. Der Präsident weiß das. Alles was er im Augenblick tun kann, ist twittern. Für einen Staatsstreich braucht es mehr.