Ingo Feiertag und Julian Widmann

Nach dem Wechselfehler des FC Bayern prüfen die Verantwortlichen des SC Freiburg noch einen Einspruch. Sollten sie Einspruch einlegen?

Pro – von Ingo Feiertag

Ingo Feiertag
Ingo Feiertag | Bild: Tesche, Sabine

Als zwölfter Mann werden im Fußball die Fans bezeichnet, die mit ihrer Unterstützung schon so manche Mannschaft zu Höchstleistungen angetrieben haben. Bei der Freiburger 1:4-Niederlage gegen den FC Bayern standen am Samstag aber plötzlich wirklich zwölf Gästespieler auf dem Feld.

Es dauerte nur etwa 20 Sekunden, ehe der überzählige Kingsley Coman, der seine Auswechslung wegen einer falsch angezeigten Rückennummer nicht wahrgenommen hatte, eilig in den Katakomben verschwand. In der kurzen Zeit war auch nicht wirklich viel auf dem Feld passiert. Also alles halb so wild?

Das könnte Sie auch interessieren

Nein, es ist ein klarer Regelverstoß. In der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB heißt es unter Paragraf 17, Absatz 4: „War in einem Spiel ein Spieler nicht spiel- oder einsatzberechtigt, so ist das Spiel für die Mannschaft, die diesen Spieler schuldhaft eingesetzt hatte, mit 0:2 verloren und für den Gegner mit 2:0 gewonnen zu werten, es sei denn, das Spiel war nach dem Einsatz des nicht spiel- oder einsatzberechtigten Spielers noch nicht durch den Schiedsrichter fortgesetzt.“

Freiburg sollte vom Recht Gebrauch machen

Das jedoch war in Freiburg der Fall, Coman war sogar in jenen 20 Sekunden am Ball. Es ehrt die Freiburger, die das Spiel sportlich verdient verloren hatten, dass sie direkt nach Abpfiff einen Einspruch nicht thematisierten – und doch sollten sie von ihrem Recht Gebrauch machen und die Spielwertung anfechten. Sonst wäre in ähnlichen Fällen dem Betrug Tür und Tor geöffnet.

Das könnte Sie auch interessieren

Warum nicht mit 13 Spielern anfangen und spielen, bis es jemand merkt, wenn die Konsequenz daraus nur ein Schiedsrichterball ist? Was würden die Wolfsburger denken, sollten die Bayern trotz des Fehlers der 4:1-Sieger bleiben? Schließlich schied der VfL am Grünen Tisch aus dem DFB-Pokal aus, nachdem Trainer Mark van Bommel einen Spieler zu viel eingewechselt hatte.

Es kann nur eine Lösung geben

Daher kann es nur eine faire Lösung geben: Die Münchener akzeptieren ihren Fehler, die Freiburger bekommen die Punkte, und Christian Dingert schaut künftig bei jeder Auswechslung ganz besonders genau hin. Der 41-Jährige war sowohl beim Wolfsburger Wechselfehler in der ersten Pokalrunde im Einsatz wie nun auch in Freiburg.

Contra – von Julian Widmann

Julian Widmann
Julian Widmann | Bild: Julian Widmann

Natürlich hätte der SC Freiburg das gute Recht, nach dem 1:4 gegen die Bayern Protest gegen die Spielwertung einzulegen – und somit zumindest eine Chance auf drei Punkte.

Keinen Einfluss auf das Spiel

Doch betrachten wir es mal aus sportlicher beziehungsweise moralischer Sicht. Der SC Freiburg hat das Duell verdient verloren. Daran ändert auch nichts, dass Bayerns Flügelspieler Kingsley Coman kurz vor Schluss noch auf dem Feld stand und der Rekordmeister rund 20 Sekunden mit zwölf Mann spielte. Denn diese Szene hatte schlichtweg keinerlei Einfluss auf den Ausgang der Partie.

Die Niederlage akzeptieren

Würde es sich aus Freiburger Sicht also richtig anfühlen, wenn man in der Tabelle klettern würde durch drei Punkte am Grünen Tisch gegen den Rekordmeister? Punkte, die man sich sportlich nicht erspielt hat?

Es ist gut, dass Trainer Christian Streich am Samstagnachmittag klar gestellt hat, dass man dem Regelwerk unterliege und der SC Freiburg somit keinen Einspruch einlegen werde. Für den Sport-Club kann es auch nur eine Lösung geben: Die Niederlage akzeptieren und Punkte wieder in den kommenden Partien sammeln – durch guten Fußball!