Nicht Weidle, nicht Straßer, sondern Maier: Daniela Maier aus Furtwangen hat Geschichte geschrieben, die erste olympische Skicross-Medaille für Deutschland gewonnen: Bronze. Und das Glanzstück ist gleichzeitig auch die erste Alpin-Medaille bei den Spielen von Peking.
Erst Blech, dann Bronze
Aber die historische Dimension ihrer verrückten Achterbahnfahrt über die Sprünge, durch die Wellentäler und Steilkurven hatte die 25-Jährige vom SC Urach auf die Schnelle noch gar nicht umreißen können, war sie doch erst einmal intensiv mit Frustbewältigung beschäftigt. „Ich habe versucht, mich damit abzufinden, dass ich Vierte bin.“ Daniela Maier ist Letzte, als sie ins Ziel kommt.
Die Schweizerin Fanny Smith ist die Erste, die der Schwarzwälderin Trost spendet. Doch dann bekommt die Sache einen neuen Dreh: Der Rennverlauf wird geprüft, die Jury entscheidet nach etlichen Minuten: Smith wird ans Ende des Feldes gesetzt, Daniela Meier bekommt Bronze, das sie aber im ersten Moment gar nicht haben will – stattdessen tröstet nun sie Fanny Smith.
Langsam setzt im Schneefall über dem Genting Snow Park die Dämmerung ein. Olympiasiegerin Sandra Näslund (Schweden) und die Kanadierin Marielle Thompson (Silber) sind schon weg. Kaum ein Mensch steht noch im Labyrinth aus blauen Absperrungen, doch Daniela Maier muss, nein darf die Geschichte des großen Finales mit der großartigen Wendung immer wieder in Kameras und Mikrofone erzählen.
Mittlerweile kommt die Freude bei Maier
Mittlerweile strahlt sie und behält die Medaille gerne. „So sind die Regeln, das ist Skicross – ich werde noch ein paar Stunden brauchen, bis ich das realisiert habe.“ Mittlerweile hat sie sich gesammelt. Das erste Interview im Ersten, bei dem immer wieder ihre Stimme gestockt hat und die Tränen geflossen sind, liegt fast eine Stunde zurück, das Viertelfinale, in dem sie Vierte und so gut wie ausgeschieden war, sie aber noch die Kurven und Platz eins kriegte, liegt schon Stunden zurück. „Nein“, sagt sie und lacht, „so viele Interviews habe ich noch nie geben.“
Skicross ist seit 2010 olympisch. Dass sie die Erste ist, die es zu olympischem Medaillenruhm gebracht hat, elektrisiert Daniela Maier: „Weltklasse. So, so geil. Einfach mega.“ Die Erkenntnis, dass sie bei diesen Spielen für die erste Alpin-Medaille gesorgt hat, nicht etwa Kira Weidle in der Abfahrt oder Linus Straßer im Slalom – macht sie ein Jahr nach einem Kreuzbandriss stolz: „Das ist für die TV-Zeiten wichtig, das haben wir alle hart erkämpft. Es war unglaublich wichtig, dass mal diese Medaille gefallen ist.“ Und die Powerfrau hofft, dass in vier Jahren „mehr deutsche Frauen am Start stehen und sich mehr Frauen trauen, Skicross zu fahren“.
Daniela Maier nach Juryentscheidung Bronzegewinnerin
Auch Heli Herdt, Sportlicher Leiter Skicross im Deutschen Skiverband (DSV), hat sich mittlerweile etwas beruhigt, freut sich: „Daniela hat alles richtig gemacht, Wahnsinn.“ Die Juryentscheidung sei hart für ein olympisches Finale. „Aber da hatten wir jetzt auch einmal Glück, wir waren oft genug auf der anderen Seite.“ Fanny Smith hat Daniela Maier behindert, was die selbst so gar nicht wahrgenommen hat.

Dass die Urteilsfindung so lange gedauert habe, „ist ein deutliches Signal, dass es sich die Jury nicht leicht gemacht hat“. Was dieser Erfolg für seine Disziplin nun bedeutet? „Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Wir machen so weiter, wir sind auf einem guten Weg. Wir haben heute eine Medaille für die Alpinen geholt!“
Nächsten Winter werden die Skicrosser, die seit 13 Jahren Teil der DSV-Familie sind, noch offensichtlicher zu den Alpinen gehören, nicht mehr nur zur Freestyle-Sparte. „Wir fahren dann mit einem alpinen Rennanzug, mit einem Einteiler, nicht mehr mit einem Zweiteiler“, hat Heli Herdt im Oktober bei der Einkleidung in Schwäbisch Hall gesagt. Es geht was vorwärts. Es gibt einen Unterbau.
In Baden-Württemberg gibt es eine Trainingsgruppe, der Rest kommt aus Bayern. „Das macht Freude auf mehr, die sind alle sehr gut ausgebildet, skifahrerisch als auch athletisch“, sagt der DSV-Funktionär. „Unser Sport ist respektiert, hat innerhalb der internationalen Sportfamilie seinen Platz gefunden. Wir sind nicht mehr ganz so exotisch wie 2010.“ Und diese Bronze-Medaille verleiht dem Skicross ganz neue Strahlkraft – die Medaille von Daniela Maier aus Furtwangen.