Eine vermeintlich klare Lösung favorisiert der Südbadische Fußballverband (SBFV) zur Fortsetzung des Spielbetriebs nach der seit nunmehr zwei Monaten andauernden Corona-Zwangspause. Zwei Varianten bietet der Verband – in Absprache mit dem Württembergischen (wfv) und Badischen Fußballverband (BFV) – den Delegierten der Vereine und Bezirke zum außerordentlichen Verbandstag am Samstag, 20. Juni, zur Abstimmung.
Dabei empfehlen die drei Verbände, die Saison 2019/20 plangemäß und ohne weiteren Spielbetrieb zum 30. Juni zu beenden. Als Alternative steht zur Debatte, die laufende Saison bis mindestens 1. September weiterhin aufzuschieben und sobald es erlaubt ist, im sportlichen Wettbewerb zu beenden.
Die südbadische Verbands-Führung sei im Rahmen der Videokonferenz mit den Vereinen durchaus im Eindruck bestätigt worden, dass die favorisierte Abbruch-Lösung die entsprechende Rückendeckung erhalte: „Es wäre ein klarer Schnitt“, so Pressesprecher Thorsten Kratzner: „Wir hätten dann weder mit Vereinswechseln Probleme, noch mit dem Übertritt in die nächste Alterklasse beim Nachwuchs.“
Doch ganz so einfach, wie es sich die Funktionäre erhofft haben, wird die Entscheidungsfindung wohl nicht laufen. Nachdem publiziert worden ist, dass aus allen Spielklassen nur die – per Quote ermittelten – Meister aufsteigen sollen und es somit keine Relegation beziehungsweise eine Aufstiegschance für die Zweitplatzierten geben wird, regt sich Widerstand bei einem Teil der Vereine, nämlich jenen, die aktuell auf einem Relegationsplatz stehen.
„In der Spielordnung steht klar und deutlich, dass die Tabellenzweiten einen vierten Aufsteiger ermitteln“, pocht beispielsweise Johann Scheible, Vorsitzender des SV 08 Laufenburg, auf die Statuten des Verbands: „Unter dieser Prämisse sind wir in die Saison gestartet. Das kann jetzt nicht ausgehebelt werden.“
TSV Singen droht mit Klage
Der Tabellenzweite der Landesliga, Staffel 2 beruft sich auf den Wortlaut in der Satzung und hat entsprechend Kontakt zum Verband, aber auch zu anderen Zweitplatzierten in Südbaden aufgenommen. In welcher Form diese Vereine ihren Vorschlag einbringen, soll in den nächsten Tagen geklärt werden. Im Bezirk Bodensee hat der Türkische SV Singen, Zweiter der Bezirksliga, bereits angekündigt, juristisch gegen eine verwehrte Aufstiegschance vorgehen zu wollen.
Soweit ist Scheible derzeit noch nicht: „Wir sind keine Revoluzzer. Wir wollen eine einvernehmliche Lösung mit dem Verband. Wird der Meister per Quote ermittelt, dann sollte diese Entscheidungsfindung auch bei der Relegation gelten“, findet Scheible: „Durch den zusätzlichen Aufsteiger kommt kein anderer Verein zu Schaden.“ Seine Idee ist es, einfach die Quoten der Relegations-Teams zu vergleichen: „Relegations-Aufsteiger ist jener Club mit der besten Quote aus den bisherigen Spielen.“ Dass das in der Landesliga der SV 08 Laufenburg wäre, schmälere sein Engagement nicht, so Scheible: „Es geht nicht nur um die Landesliga, sondern um alle Spielklassen in Südbaden.“
Beim Südbadischen Fußballverband gibt sich Thorsten Kratzner gegenüber dieser Forderung zurückhaltend: „An der Beschlussvorlage für den Verbandstag wird sich in Sachen Zweitplatzierte nichts ändern. Allerdings haben die Vereine die Möglichkeit, wie bei jedem Verbandstag, ihre Anträge einzureichen und als Delegierte für ihr Anliegen zu werden.“
Natürlich habe man sich vor der Beschlussfassung mit der Relegation befasst: „Wir sind davon abgekommen, weil die Spielklassen durch den Verzicht auf Absteiger ohnehin aufgebläht werden.“ Zur Debatte stand auch jene Lösung, die der Verband in Schleswig-Holstein beschlossen hat, nämlich zwei Mannschaften pro Spielklasse aufsteigen zu lassen.
Keine Zustimmung beim SBFV
Diese Variante fand beim SBFV keine Zustimmung: „Für die Verbandsliga würde das bedeuten, dass sie sechs Landesligisten aufnehmen müsste und dann 2020/21 mit 21 Mannschaften spielt“, verweist Kratzner nicht nur auf dann nötige 42 Spieltage, sondern auch darauf, dass „heute noch niemand weiß, wann die nächste Saison startet. Jede Woche Verzögerung im Herbst kostet mindestens einen Spieltag.“
Auch mit der von Johann Scheible favorisierten Quoten-Lösung für die Zweitplatzierten mag sich Kratzner nicht richtig anfreunden: „Man kann sich dann durchaus darüber unterhalten, ob Quoten bei unterschiedlichen Staffeln vergleichbar sind“, deutet er an, dass es auch bei so einer Variante „durchaus Widerspruch geben könnte.“
Verbandstag steht im Vordergrund
Vereinen und Verband bleibt in den ausstehenden fünf Wochen noch viel Zeit, eine für alle Clubs halbwegs tragfähige Lösung zu finden. Für Thorsten Kratzner steht aktuell die Ausrichtung des Verbandstags auf virtuelle Weise im Vordergrund. Hier gilt es mögliche technische Hindernisse unter Kontrolle zu bekommen: „Eine große Herausforderung für alle Beteiligten“, gibt er zu.