Stefan Wagner, in einer Woche startet die neue DEL-Saison. Wie war Ihr Sommer?
Insgesamt konnte ich doch auch ein bisschen entspannen. Es gibt aber immer Unwägbarkeiten. In diesem Jahr war es die Situation um unseren Cheftrainer mit der Krebserkrankung des Sohnes, das hat uns natürlich alle beschäftigt. Dazu fiel der Lizenzierungsantrag genau in die Pfingstferien, weshalb ich meinen Jahresurlaub ändern musste. Ich habe mittlerweile die Illusion aufgegeben, dass es mal ein ruhiger Sommer wird (lacht).
Tatsächlich haben Sie nur sechs Neuzugänge verpflichtet. Ist es einfacher, so wenige suchen zu müssen?
Nein, beides ist herausfordernd. Wir haben auf Grund des Erfolges viele Spieler halten können, aber das kostet eben auch Geld. Das wiederum fehlt bei den Neuzugängen. Wir sind noch wählerischer geworden, haben noch länger gewartet. Ich denke, unsere Taktik ist ganz gut aufgegangen. Alle Spieler, die wir geholt haben, haben für uns Sinn gemacht.
Mussten Sie denn Abstriche machen?
Man muss einfach flexibel bleiben. Nicht immer bekommt man zum gewünschten Zeitpunkt den bis dahin gewünschten Spieler. So war es zum Beispiel bei Jordan Murray. Er kam auf den Markt und war zu dem Zeitpunkt für uns der bestmögliche linksschießende Verteidiger, der die DEL kennt und absolut motiviert war. So haben wir uns gegen einen rechtsschießenden Verteidiger entschieden, dafür aber dann mit Teemu Pulkkinen einen entsprechenden Stürmer geholt. Das Trainerteam und ich haben einen generellen Plan, müssen und können uns aber nach intensiven Gesprächen eben auch anpassen.
War die Verpflichtung neuer Spieler aufgrund des letztjährigen Erfolges einfacher?
Nein, so weit sind wir noch nicht. Natürlich haben wir einen guten Schritt gemacht, aber das müssen wir erst bestätigen. Es wird schon wahrgenommen, was hier passiert. Wir müssen aber beweisen, dass es nicht bei diesem ersten Schritt bleiben soll. Dennoch haben wir Dinge, mit denen wir werben können und unser Ansehen wird zunehmend besser. Das zeigen auch Verpflichtungen wie Murray, Matt Puempel oder eben Pulkkinen. Wir machen unsere Hausaufgaben.
Es spricht sich offensichtlich in der Liga auch der große Zusammenhalt in der Mannschaft herum.
Ja, das ist sicher ein wichtiger Punkt. In meinen Augen war unser größter Bonus in der letzten Saison – bei aller gemeinsamer Arbeit – die Kabine. Die Mannschaft hat von Anfang an auftretende Probleme selbst gelöst. Wir haben bei den Neuzugängen natürlich sehr darauf geschaut, dass sie da hinein passen. Wenn ein Spieler die Wahl hat zwischen zwei oder drei Klubs, kann die bekannt gute Chemie im Team schon zu deinen Gunsten entscheiden. Natürlich muss dabei aber auch immer das Gehalt stimmen, so ehrlich muss man sein.
Waren Sie überrascht, dass Sie doch so viele, auch kräftig umworbene Spieler halten konnten?
Nein. Ich rede ja beständig mit ihnen und kann schon einschätzen, wer bleiben möchte. Sicherlich sind dabei einige Spieler etwas teurer geworden und von einigen muss man sich eben auch trennen. Aber das Gesamtpaket stimmt.
In Beurteilungen des Erfolgs der vergangenen Saison wird gemeinhin Steve Walker der größte Anteil daran zugesprochen. Ist das für Sie eigentlich ein Problem?
Nein. Wir alle wissen, dass das unser aller Erfolg ist. Auch wir haben als Team funktioniert. In der täglichen Arbeit ist der Trainer vorne dran und das gönne ich ihm auch sehr. Aber er weiß und lebt das auch, dass wir nur alle gemeinsam daran arbeiten können.
Werfen wir einen Blick in die Liga: Es wurde bei vielen Klubs geklotzt und nicht gekleckert. Wird es damit sportlich noch enger werden?
Tatsächlich hat man den Eindruck, dass wieder sehr gute Spieler verpflichtet wurden. Andererseits versucht man natürlich auch, der Erwartungshaltung des Umfelds gerecht zu werden und preist vielleicht manch einen Neuzugang mal etwas blumiger an. Ein neuer Dritte-Reihe-Spieler ist halt eher schwer zu verkaufen. Aber ja, es wurde aufgerüstet. Die Liga ist sicher besser geworden, aber dadurch vermutlich auch teurer. Ob es noch enger wird, weiß ich ehrlich gesagt jetzt noch nicht. Es gibt recht viele Spieler, die man in der Liga noch nicht kennt und bei denen man nicht weiß, wie sie zurechtkommen werden. Hochklassig wird es auf jeden Fall.
Steigen nach Platz sechs im letzten Jahr auch bei den Wild Wings die Ansprüche?
Ja, aber das machen wir nicht am Tabellenplatz fest. Wir versuchen uns zu verbessern, aber das heißt ja nicht, dass wir besser platziert sein werden. Dummerweise geht es wieder bei Null los (lacht). Wir müssen wieder schauen, dass wir möglichst früh mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Dann kann von mir aus die Welle gerne wieder los rollen. Ich befürchte aber, dass uns die Gegner gerade auch zuhause nicht mehr unterschätzen werden. Es wird generell nicht einfacher werden.
In den Abschlussgesprächen der vergangenen Saison wurde darüber gesprochen, wer die Wild Wings sein wollen und wie man dahin kommen möchte. Können Sie uns dazu etwas verraten?
Wir besprechen viel (lacht). Es geht zum Beispiel darum, dass die Trainer, die Mannschaft und auch ich an manchen Stellen nicht zufrieden sind, wo vielleicht andere zufrieden wären. Wir sind Schwenningen, wir brauchen nicht mit großspurigen Dingen oder Schickimicki und Bling-Bling daherkommen. Wir werden immer hart arbeiten müssen. Wir brauchen wieder die mannschaftliche Geschlossenheit, müssen unsere Identität wieder neu finden und wollen dabei auf letztes Jahr aufbauen. Das ist auch eine Warnung: Jeder Spieler muss sich wieder neu beweisen, was vorher war, zählt nicht.