Manuel Neuer: Der 38-Jährige, der den Vorzug vor Marc-André ter Stegen erhielt und nach dem letzten Testspiel vor der Heim-EM gegen Griechenland in der Kritik stand, spielte ein gutes Turnier. Der Schlussmann des FC Bayern hatte in den fünf Duellen zwar immer wieder den einen oder anderen Wackler im Spielaufbau drin, dafür glänzte er aber auch mit Weltklasse-Paraden. Note: 2,5
Joshua Kimmich: Dass Julian Nagelsmann schon Monate vor dem Turnier festlegt hatte, dass Kimmich nicht mehr im zentralen Mittelfeld, sondern als Rechtsverteidiger agieren werde, tat dem Ersatz-Kapitän der Nationalelf gut. Der 29-Jährige schaltete sich offensiv in allen Partien mit ein. Auffallend gut war seine Leistung im Achtelfinale gegen Spanien – gekrönt von seiner Willens-Kopfball-Vorlage auf Florian Wirtz, die zum 1:1 führte. Auch defensiv konnte Kimmich seine Geschwindigkeits-Defizite meist clever kompensieren. Note: 2
Antonio Rüdiger: Der Champions-League-Sieger von Real Madrid präsentierte sein ganzes Selbstvertrauen. Im Achtelfinale gegen Dänemark überragte er, wurde zum Spieler des Spiels. Auch ansonsten sorgte der 31-Jährige für defensive Stabilität bei der DFB-Auswahl – bis auf das Schweiz-Spiel, als er im Verbund mit Tah in einigen Aktionen Probleme mit Breel Embolo hatte. Dennoch: Der emotionale Anführer der Nationalmannschaft ist enorm wichtig für dieses Team. Note: 2
Jonathan Tah: Für den 28-Jährigen war es das erste Turnier, bei dem er als Stammspieler auflief. Gegen die Schweiz sah er seine zweite Gelbe Karte, weshalb er gegen Dänemark zuschauen musste. Gegen Spanien rückte er trotz des starken Auftritts von Nico Schlotterbeck zurück in die Anfangsformation. Und das spricht für Tah! Der Leverkusener zeigte in Summe solide Auftritte. Note: 2,5
Nico Schlotterbeck: Nach zwei Spielen ohne Einsatz und einer halben Stunde gegen die Schweiz hatte Schlotterbeck seinen besonderen persönlichen Moment gegen Dänemark, als er in seiner Heimatstätte Dortmund bis auf einen katastrophalen Ballverlust neben Rüdiger glänzte. Sein Potenzial ist groß: Wenn der Ex-Freiburger seine Patzer einstellen und konstanter wird, kann der 24-Jährige ein Weltklasse-Innenverteidiger werden. Note: 2,5
David Raum: In der Gruppenphase war der Leipziger noch der Vertreter von Mittelstädt, nach seinem starken Joker-Einsatz inklusive Tor-Vorlage gegen die Schweiz rutschte er in der K.o.-Phase in die Startelf und machte auch da seine Sache in Summe ordentlich. Gegen Spaniens Shootingstar Lamine Yamal war er allerdings bei dessen Vorlage zu Dani Olmo gegen Spanien deutlich zu passiv. Note: 3
Maximilian Mittelstädt: Nach gutem Auftakt gegen Schottland glänzte Mittelstädt gegen Ungarn unter anderem mit einer Torvorlage. Dann kam aber das Schweiz-Spiel, als der Stuttgarter große Probleme hatte. In der K.o.-Phase setzte Nagelsmann auf Raum. Mittelstädt wurde aber gegen Spanien noch einmal eingewechselt und brachte da frischen Wind rein. Note: 3
Toni Kroos: Der Rückkehrer stellte in den ersten beiden Partien direkt neue Pass- und Ballkontakt-Rekorde auf: Gegen Schottland brachte er 101 Pässe von 102 an. Unglaublich! Gegen die Schweiz allerdings hatte er einen durchwachsenen Auftritt. In der K.o.-Phase gab er alles, ging voran. Zum Abschluss seiner Karriere hat er noch einmal allen gezeigt, wie viel er einer Mannschaft geben kann. Note: 2
Robert Andrich: Der Abräumer, der Kroos den Rücken frei hielt. Der Leverkusener hat die Rolle im zentralen Mittelfeld übernommen, die bei der DFB-Elf in den vergangenen Jahre eigentlich nicht existierte. Andrich spielte solide, schoss gegen die Schweiz sogar sein erstes Länderspieltor, was allerdings vom VAR einkassiert wurde. Note: 3
Emre Can: Wäre eigentlich gar nicht dabei gewesen und war dann plötzlich ganz schnell mittendrin. Bei seinen Einwechslungen fügte er sich nahtlos ein, bei seinem Startelf-Einsatz gegen Spanien wusste er allerdings nicht zu überzeugen, weshalb Nagelsmann ihn in der Halbzeit durch Andrich ersetzte. Note: 3,5
Jamal Musiala: Der deutsche Unterschiedsspieler, der ab dem Achtelfinale allerdings nicht mehr an seine herausragende Form zu Beginn der Gruppenphase anknüpfen konnte. Dennoch: Der 21-Jährige schoss drei Turniertore, war von etlichen Gegenspielern nur mit Fouls zu stoppen und hat einmal mehr bewiesen, warum die deutschen Fans so große Hoffnungen in den Münchner haben. Note: 2
Florian Wirtz: Leverkusens Shootingstar erlebte eine EM mit Licht und Schatten. Der Offensivmann startete überragend, erzielte gegen Schottland das erste Turniertor. Sein hohes Anfangslevel konnte der 21-Jährige aber nicht halten, gegen Dänemark rutschte er dann sogar auf die Bank – wie auch gegen Spanien. Gegen „La Furia Roja“ kam er aber schon in der Halbzeit und spielte groß auf, traf auch zum zwischenzeitlichen 1:1. Note: 2,5
Ilkay Gündogan: Auf zwei herausragende Spiele folgten durchwachsene Auftritte. Der Kapitän ließ zu Beginn der EM seine Kritiker verstummen. Gegen Ungarn wurde er unter anderem dank starker Vorlage sowie technisch anspruchsvollem Abschluss zum Spieler des Spiels. Dann allerdings fiel er ab, sowohl gegen Dänemark als auch gegen Spanien. Note: 2,5
Leroy Sané: Drei Einwechslungen, zwei Mal Startelf, kein Tor, keine Vorlage. Es war nicht das Turnier des Leroy Sané, der zwar gerade in Defensiv-Aktionen alles reinwarf, viel investierte, mannschaftsdienlich spielte, aber in der Offensive glücklos wirkte. Gegen Spanien nahm Nagelsmann den Münchner schon nach 45 Minuten raus. Note: 4
Kai Havertz: Die Bewertung des Angreifers des FC Arsenal ist schwierig – und irgendwie auch skurril. Denn eigentlich hat der 25-Jährige gezeigt, was für ein überragender Kicker ist. Etliche tiefe Laufwege, stark im Kombinationsspiel – und auch zu Torchancen kam er in jedem Duell. Aber genau da kommen wir zum Problem. Stürmer werden nicht nur, aber eben auch an Toren gemessen. Und Havertz schoss zwei Strafstoß-Treffer, aber aus dem Spiel heraus in fünf Partien kein einziges. Note: 3,5
Niclas Füllkrug: Der Dortmunder akzeptierte seine Joker-Rolle und war nach seinen Einwechslungen immer ein Faktor. Gegen Schottland traf er herrlich, gegen die Schweiz sorgte er mit seinem Tor in der Nachspielzeit für einen neuen Sommermärchen-Moment. Auch gegen Spanien belebte er der Offensivbemühungen der DFB-Elf. Ein Treffer war ihm an diesem Abend aber nicht vergönnt, weil er an den Pfosten schoss oder ganz knapp vorbei köpfte. Note: 2
Julian Nagelsmann: Der Bundestrainer ist maßgeblich verantwortlich für den positiven Trend der Nationalmannschaft. Seine klar kommunizierte Rollen-Verteilung ging auf, seine Kadernominierung erwies sich als nachvollziehbar. Dem 36-Jährigen ist es mit seiner Mannschaft gelungen, Euphorie zu entfachen, die Fans wieder näher an das Team zu bringen. Es war eine klare Idee zu erkennen, wie Nagelsmann spielen wollte. Und wenn es nicht lief, reagierte er meist schnell und richtig! Note: 1,5
*berücksichtigt wurden alle Akteure mit regelmäßiger Spielzeit