Am kommenden Sonntag wird Julian Schuster eine doppelte Premiere erleben. Wenn der 39-Jährige seinen Kader um elf Uhr zum ersten Aufgalopp zur neuen Saison bittet, leitet er sein erstes Training als neuer Coach des SC Freiburg – und damit seine erste Einheit als eigenverantwortlicher Trainer überhaupt.
Dementsprechend überrascht waren viele Außenstehende, als nach dem feststehenden Abschied von Langzeit-Coach Christian Streich wenig später Schuster als dessen Nachfolger nominiert wurde. Hingegen hatten ihm Kenner der Freiburger Szenerie von vornherein gute Chancen eingeräumt. Schließlich ist Schuster durch und durch SC-sozialisiert.
242 Pflichtspiele für Freiburg
Und das seit 2008, als der in Löchgau (Kreis Ludwigsburg) aufgewachsene Mittelfeldspieler vom Nachwuchs des VfB Stuttgart in den Breisgau wechselte und sich im familiär geprägten Vereinsumfeld sofort wohlfühlte. Vieles habe ihn an das intensive Vereinsleben in Löchgau erinnert, sagt der Naturmensch Schuster, der es noch heute „sehr genießt“, dass „man hier in 20 Minuten völlig allein und mitten im Grünen sein kann.“
Schon als Spieler dachte der vierfache Familienvater wie ein Trainer, berichtet sein ehemaliger Mitspieler und Freund Nils Petersen. „Ich war als Spieler nie schnell und nie kräftig“, sagt er selbst. „Deswegen war das Analytische mein Weg, um besser zu sein als andere.“ Zudem ähnelt Streich auch fernab des Fußballs seinem Vorgänger Streich, unter dem er die meisten seiner 242 Pflichtspiele für den SC absolvierte.
Vergleiche mit Vorgänger Streich
Auch Schuster ist ein reflektierter Zeitgenosse, mit dem man auch über andere Themen als Fußball reden kann. Man darf dennoch davon ausgehen, dass er sich zunächst weitaus eher als Streich zurückhalten wird, wenn es um politische Statements gilt.
Die Gefahr, ständig mit seinem Vorgänger verglichen zu werden, will er nicht auch noch durch eigenes Zutun erhöhen. Zumal man davon ausgehen kann, dass er aufgrund seiner fehlenden Erfahrung als Cheftrainer eines Profiteams skeptisch beäugt wird, falls der Saisonstart mit dem SC misslingt.
In Freiburg, wo man traditionell großen Wert auf Kontinuität legt, genießt Schuster hingegen einen großen Vertrauensvorschuss. Sowohl bei den Fans als auch im Verein, der 2018 die Stelle des „Verbindungstrainers“ auch deshalb schuf, um Schuster nach dessen Karriereende an den Klub binden zu können.
Seither moderiert Schuster den Übergang zahlreicher Talente von der U19 und der U23 in den Profibereich. Keeper Noah Atubolo oder Nationalspieler Nico Schlotterbeck unter anderem profitierten von seiner Expertise.
Zusammenarbeit mit Bruns und Vossler
Als Streich-Vertreter saß er schon einige Male gemeinsam mit den beiden Co-Trainern Florian Bruns und Lars Vossler auf der Trainerbank der Breisgauer, unter anderem im Oktober 2022 beim Europa-League-Spiel gegen Nantes. Ob die beiden ebenfalls Ambitionen auf den Cheftrainer-Posten hatten, ist nicht überliefert. Klar ist jedoch, dass der bisherige Trainer der soeben aus der dritten Liga abgestiegenen U23 Streich gerne beerbt hätte.
Dass es anders gekommen ist, war dann auch der entscheidende Grund, warum der Schweizer in diesen Sommer zu Dynamo Dresden gewechselt ist. Mit Bruns und Vossler wird Schuster loyal zusammenarbeiten, auch die beiden kennt er schließlich seit vielen Jahren. Vossler war schließlich schon Co-Trainer, als Schusters Vorgänger Christian Streich seinen ersten Tag als Freiburger Cheftrainer hatte. Vor zwölfeinhalb Jahren.
Der Saison-Auftakt
Der SC Freiburg muss zum Saisonstart am 24./25. August beim Vizemeister VfB Stuttgart ran. Bereits eine Woche zuvor fordern die Stuttgarter am 17. August den Double-Gewinner aus Leverkusen im Supercup heraus. Auch der Auftakt der 2. Bundesliga hat es in sich. Am 2. August (20.30 Uhr) kommt es zum Traditionsduell zwischen Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln und dem Hamburger SV. Für HSV-Trainer Steffen Baumgart wird es die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte, für den neuen FC-Coach Gerhard Struber ein heißer Start. Das Spiel wird von Sat.1 und Sky übertragen. (dpa)Das lesen Sie zusätzlich online
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