Auf die Schockstarre nach dem Insolvenzantrag am Dienstagabend folgt bei der Belegschaft der Alno AG nun verhaltener Optimismus. Gestern informierten das Alno-Vorstandsduo Christian Brenner und Andreas Sandmann hunderte Beschäftigte des angeschlagenen Küchenmöbelherstellers über die aktuelle Lage. "Die Stimmung war gut und wir haben die richtigen Leute an der Spitze", bringt ein langjährig Beschäftigter die Gemütslage seiner Kollegen nach der mit Spannung erwarteten Betriebsversammlung auf den Punkt.
Am Vortag hatte das Amtsgericht Hechingen dem Antrag von Alno auf Sanierung in Eigenverwaltung stattgegeben. Für drei Monate übernimmt nun die Agentur für Arbeit für drei Monate die Lohnzahlung in Form des Insolvenzgeldes. Mit den eingesparten Mitteln will Alno Engpässe bei der Zulieferung überwinden, nachdem in den vergangenen Wochen Materialmangel für eine erhöhte Reklamationsquote gesorgt hatte. Die sogenannte "Fehlteilproblematik" wurde bei der Versammlung von Vorstandschef Brenner ebenso klar angesprochen wie die enorme Schuldenlast, bestätigte Waltraud Klaiber, Betriebsratsvorsitzende am Stammsitz Pfullendorf, wo rund 670 der weltweit 1900 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Die Arbeitnehmervertreter verzichteten gestern auf eigene Wortbeiträge, werden aber im sechsköpfigen Gläubigerausschuss, der im Rahmen des Sanierungsverfahrens gebildet wird, vertreten sein. "Wir müssen die Kosten in den Griff bekommen und dann können wir mit unseren Küchen auch Geld verdienen", ist Klaiber überzeugt. Entscheidend sei, in den nächsten Wochen das teils verloren gegangene Vertrauen von Lieferanten, Kunden und Händlern zurückzugewinnen.
Keine Rede von Personalabbau
Klar ist, dass der Insolvenzantrag kein Schnellschuss war, denn die Liste der Anwälte und Experten, die die im Amt belassene Geschäftsführung im Sanierungsverfahren als Sachwalter, Generalbevollmächtigte und Chef-Sanierer (CRO) begleiten, ist hochkarätig. Dabei sind zwei Vertreter der weltweit agierenden Wirtschaftskanzlei Dentons, der in Hamburg tätige Insolvenzanwalt Stefan Denkhaus und der Insolvenzexperte Martin Hörmann als Sachwalter. Auf sie und das Vorstandsduo wartet viel Arbeit, wobei nach Angaben von Teilnehmern der gestrigen Mitarbeiterversammlung ein Thema keine Rolle mehr spielen soll: In keinem Redebeitrag wurde das Wort "Personalabbau" auch nur erwähnt.