Jenna Santini und Walther Rosenberger

Ein juristisches Nachspiel der Alno-Pleite wird immer wahrscheinlicher: Nach dem endgültigen Aus für den Küchenmöbelhersteller prüft nach Informationen des SÜDKURIER nun die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen in Stuttgart, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Dabei gehe es um den Verdacht einer "möglichen Insolvenzverschleppung", sagte Staatsanwalt Jan Holzner unserer Zeitung. Dabei würden die Alno AG und mehrere Tochtergesellschaften in Augenschein genommen.

Der Fall wurde dafür von der Staatsanwaltschaft Hechingen, bei der das Insolvenzverfahren angesiedelt war, an die Staatsanwaltschaft Stuttgart übergeben. "Wir sind die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen in Württemberg", begründet Holzner diesen Schritt, der zunächst damit einhergeht, dass Unterlagen und Aktenordner von Hechingen nach Stuttgart gebracht werden. Detaillierte Angaben zu dem Fall machte der Staatsanwalt nicht. Holzner zufolge wird es voraussichtlich bis Ende des Jahres dauern, bis klar ist, ob ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Entsprechende finanzielle Verstrickungen, die Ermittlungen nötig machen könnten, hatte bereits Insolvenzverwalter Martin Hörmann wiederholt angedeutet. Schon vor Wochen sagte er, bei der Aufarbeitung der Alno-Insolvenz werde ein "Blick in den Rückspiegel" nötig sein.

Wenige Wochen nachdem das Unternehmen Mitte Juli diesen Jahres Insolvenz angemeldet hatte, erhoben ehemalige Lieferanten und Vorstände des Küchenbauers den Vorwurf, der bestimmende Alno-Groaktionär Tahoe Investors, der seit Jahresbeginn bei dem Küchenbauer das Sagen hatte, habe sich im Zuge des Insolvenzprozesses zulasten der übrigen Gläubiger bereichert. Beispielsweise seien Anwaltskosten und Zinszahlungen an dem Investor verbundene Firmen zu einem Zeitpunkt genehmigt worden, als Rechnungen anderer Gläubiger nicht mehr beglichen wurden.

Alno führte damals eine Insolvenz in Eigenregie durch, bei der das Tahoe-Management, hinter dem die bosnische Unternehmerfamilie Hastor steht, die Fäden weiter in der Hand behielt. Nachdem die angestrebte Sanierung aber keine Fortschritte machte, wurde auf Druck der Gläubiger ein ordentliches Insolvenzverfahren eingeleitet. Dadurch wurde Tahoe und mit ihr die Hastor-Familie de facto aus dem Unternehmen gedrängt. Als Gläubiger des Küchenbauers sitzen sie nun dem Vernehmen nach auf Forderungen im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Auch die Hastors sehen sich getäuscht und führen an, beim Einstieg in die Firma vom damaligen Management um Max Müller und Finanzchefin Ipek Demirtas über das wahre Ausmaß der Probleme bei Alno getäuscht worden zu sein. Die Aufarbeitung der Geschehnisse rund um die Alno-Insolvenz könnte einige Jahre dauern. Am vergangenen Freitag hatte Alno den Betrieb eingestellt und nahezu alle Mitarbeiter entlassen.