Hildegard Linssen, Walther Rosenberger und Thomas Domjahn

Baden-Württemberg ist einer der stärksten Wirtschaftsstandorte der Republik. In Südbaden machen vor allem der Maschinenbau, Automobilzulieferer, die Medizin- und Luft- und Raumfahrttechnik glänzende Geschäfte. Aber wie profitieren eigentlich die Arbeitnehmer von den vollen Auftragsbüchern? In einer Umfrage unter Firmen in der Region gehen wir der Frage nach, wer eigentlich vom seinem Arbeitgeber noch Weihnachtsgeld bekommt.

  • Automobilzulieferer: Bei ZF erhalten alle 9000 Mitarbeiter rund um den Bodensee Weihnachtsgeld. Die Höhe orientiert sich nach Angaben eines Unternehmenssprechers an der Betriebszugehörigkeit und reicht „von 25 bis maximal 60 Prozent des Bruttogehalts“. Die Weihnachtsgeldzahlungen von ZF entsprechen den im Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie festgelegten Werten. Werkverträgler und Leiharbeiter unterliegen anderen Regelungen, etwa dem einschlägigen Tarifvertrag der Leiharbeitsbranche. Beim Automobilzulieferer IMS Gear aus Donaueschingen sind die Regelungen ähnlich. „Als tarifgebundenes Unternehmen zahlt IMS Gear seinen Mitarbeitern ein Weihnachtsgeld von bis zu 60 Prozent eines Brutto-Monatseinkommens“, sagt ein Sprecher. Auszubildende erhielten ein Weihnachtsgeld in Höhe von 60 Prozent ihrer monatlichen Brutto-Ausbildungsvergütung.
    IMS Gear wartet zudem mit einem besonderen Schmankerl zum Fest auf: Die Betriebsrentner des Unternehmens erhalten ein symbolisches Weihnachtsgeld in Höhe von 50 Euro.
  • Energiebranche: Die überwiegende Anzahl der Mitarbeiter der Stadtwerke Radolfzell bekommen Weihnachtsgeld. Sie werden nach dem recht sperrig daherkommenden „Tarifvertrag für Versorgungsbetriebe (TVV) im Bereich der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA)“ vergütet, wie ein Sprecher sagt. Danach bekommen die Mitarbeiter ein „volles 13. Bruttogehalt“ im November eines jeden Jahres. Leicht anders sieht es bei Führungskräften aus. Für sie gelten zum Teil außertarifliche Regelungen, die aber mindestens dem TVV-Niveau entsprechen. Bei den Stadtwerken Konstanz sind die Regeln entsprechend. Hier werden „je nach Tarifregelung 100 Prozent des monatlichen Bruttogehalts ausbezahlt, bei Teilzeitkräften natürlich nur anteilig“, heißt es von dem Konstanzer Versorger. Als Beschäftigte im Öffentlichen Dienst bekommen auch die Singener Stadtwerke Weihnachtsgeld, allerdings zeigt hier die Tendenz nach unten. Der Eigenbetrieb der Stadt Singen unterliege den Bestimmungen des TVöD, sagt ein Sprecher. Und dessen Rahmenbedingungen haben sich jüngst verschlechtert.
    Bekamen die Beschäftigten 2015 noch 90 Prozent eines Bruttogehalts als Jahresleistung, verringern sich die Bemessungssätze nun kontinuierlich, so dass im Jahr 2018 grade noch mal etwas mehr als 80 Prozent des Bruttos ausgezahlt werden.
  • Luftfahrt und Maschinenbau: Der Friedrichshafener Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems mit knapp 6000 Mitarbeitern in Friedrichshafen bezahlt Weihnachtsgeld nach den geltenden Tarifverträgen für alle tariflich Beschäftigten. Das sind je nach Betriebszugehörigkeit „zwischen 30 und 60 Prozent eines Monatsgehalts“, wie ein Sprecher sagt. Auch Airbus Defence and Space in Immenstaad zahlt ein üppiges Weihnachtsgeld, denn am Standort gelten die tarifvertraglichen Vereinbarungen mit der IG Metall. Das Weihnachtsgeld für die fest angestellten Mitarbeitenden ist bei Georg Fischer abgestuft nach der Länge der Betriebszugehörigkeit. 50 Prozent eines Monatsgehaltes werden an alle Mitarbeitenden ausbezahlt, die länger als 36 Monate im Betrieb tätig sind. Wer weniger als 36 Monate im Betrieb tätig ist, erhält ein je nach Länge der Zugehörigkeit abgestuftes Weihnachtsgeld. Hinzu kommen 25 Euro Weihnachtsgeld pro Kind bis 14 Jahre.
  • Lebensmittel: Die Firma Hügli, die in Radolfzell 600 Menschen beschäftigt, zahlt seinen Mitarbeitern zum 1. Dezember ein Weihnachtsgeld von 110 Prozent eines Monatsgehalts.
    Alle Beschäftigten, die seit mindestens sechs Monaten im Unternehmen sind, kommen in den Genuss dieser Zahlung, sagt der Deutschland-Chef von Hügli, Endrik Dallmann.
  • Sanitär: Geberit ist an den Chemie-Tarifvertrag gebunden. Demnach gibt es für die Mitarbeiter eine Jahresleistung von 95 Prozent des Einkommens. Gleichzeitig gibt es eine Betriebsvereinbarung. Dort ist geregelt, dass sich die Zahlung für einen Mitarbeiter auf bis zu 125 Prozent erhöhen kann. Dieser Zuschlag ist abhängig vom Erfolg des Unternehmens und der eigenen Leistung. Unter die tariflichen 95 Prozent kann die Jahresleistung aber nicht fallen. Geberit in Pflullendorf beschäftigt keine Leiharbeiter, sondern hat ausschließlich eine Stammbelegschaft. Und die beläuft sich dort auf 1600 Mitarbeiter.
  • Medizin: Auch die Aesculap AG ist tarifgebunden. Entsprechend dem Tarifvertrag für Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie erhalten die Mitarbeiter, die im November bereits mindestens 6 Monate im Unternehmen tätig waren, eine Weihnachtsgeldzahlung. Die Zahlung beträgt nach 6 Monaten Betriebszugehörigkeit 30 Prozent eines Bruttomonatsverdiensts, nach 12 Monaten 40 Prozent, nach 24 Monaten 50 Prozent und nach 36 Monaten Prozent. Auszubildende erhalten grundsätzlich 60 Prozent der monatlichen Ausbildungsvergütung.
  • Transport: Beim Transportunternehmen Transco mit Sitz in Singen ist das Weihnachtsgeld für die meisten Beschäftigten eine freiwillige Leistung. Deren Höhe bemisst sich zum einen am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens und zum anderen an individuellen Zielvereinbarungen. Davon abweichend ist für einen kleineren Anteil von Mitarbeitern ein 13. Gehalt vertraglich festgelegt. „Gemäß unseren Erfahrungen nimmt die Bedeutung des Weihnachtsgelds bei jüngeren Mitarbeitern ab. Sie denken zum einen in der Kategorie von Jahresgehältern und zum anderen bevorzugen sie eine stärker leistungsabhängige Bezahlung“, erklärt eine Sprecherin.
  • Kliniken: Laut dem Tarifvertrag für Ärzte bekommen diese im Schwarzwald-Baar Klinikum kein Weihnachtsgeld. Die übrigen Beschäftigten erhalten ein Weihnachtsgeld, das zwischen 58 Prozent und 88 Prozent des Novembergehalts schwanken kann, erklärt eine Sprecherin. Nach diesem Prinzip werden auch die Beschäftigten im Hegau-Bodensee-Klinikum vergütet, teilt eine Sprecherin mit.