Unzulässige Motor-Getriebe-Varianten der Hersteller Audi und ZF Friedrichshafen sind offenbar auch in Deutschland zum Einsatz gekommen. Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen aus dem Jahr 2017 hervorgeht, seien „die festgestellten Abgasstrategien“ von rund 24 000 Audi-Fahrzeugen „nicht vorschriftsmäßig und damit unzulässig“, heißt es in dem Schriftstück.

Was bislang nicht bekannt war: Zum Einsatz kamen auch Automatikgetriebe von ZF in Friedrichshafen. „Bei den Audi-Modellen A7 und A8 mit den Euro-5-Motoren V6 3,0 TDI und V8 4,2 TDI mit den Getriebevarianten AL 551 und AL 951 haben die Analysen des Kraftfahrt-Bundesamtes ergeben, dass die Fahrzeuge nicht so gebaut worden sind, dass sie die für die Erteilung der Typgenehmigung vorgesehenen Schadstoffgrenzwerte im Getriebeschaltmodus einhalten“, schreiben die Beamten des BMVI. Die Fahrzeuge seien nicht vorschriftsmäßig, weil über die Lenkwinkelerkennung die Schaltstrategie angepasst werde und in der Folge die zulässigen Schadstoffgrenzwerte im Getriebeschaltmodus überschritten werden. Der Sachverhalt weist Ähnlichkeiten mit einem gestern nach Recherchen des SÜDKURIER bekannt gewordenen Fall in den USA auf.

„Weder als Beklagte geführt noch benannt“

Dort sieht sich ZF Schummel-Vorwürfen von US-Verbraucherschutzanwälten gegenüber. In einer Sammelklage wird ZF Mitverschwörung bei Abgasmanipulationen mit Getrieben vorgeworfen. Beklagte in dem Verfahren sind Audi und Bosch. ZF wird aber – zusammen mit anderen Zulieferern, in einer 520-Seiten-starken Sammelklage als „Co-Conspirator“ bezeichnet. Die „direkte oder indirekte“ Mitwirkung von ZF an den Schummeleien sei, so die Kläger, „wahrscheinlich“. Das Friedrichshafener Stiftungsunternehmen verweist darauf, „in dieser Klage weder als Beklagte geführt noch benannt“ zu werden. Zudem seien ZF „keine behördlichen Untersuchungen zu dieser Thematik gegen ZF“ weltweit bekannt.

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Mit Blick auf die im Jahr 2017 vom Bundesverkehrsministerium monierten Audi-Fahrzeuge mit ZF-Getriebe sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: „Es ist naheliegend, dass es sich auch beim vorliegenden Fall, um Tricksereien handelte, die über Getriebeeingriffe funktionieren. Ich vermute, dass ZF in diesem Fall eine ähnliche Rolle zukommt, wie bei den jetzt in den USA aufgekommenen Vorgängen.“ Den Nachweis zu führen, dass ZF involviert sei, werde aber „wahrscheinlich schwer“, sagte er. Eine Stellungnahme von ZF zu dieser Sache war bis Redaktionsschluss nicht erhältlich.

Es geht um das Getriebe AL 951

Eine Weiterung stellt auch dar, dass nun ein weiterer ZF-Getriebetyp betroffen ist. Interne Bezeichnung: AL 951. Dabei handelt es sich um ein Automatikgetriebe für drehmomentstarke Achtzylinder-Dieselmotoren. Die in den USA erhobenen Vorwürfe bezogen sich nach bisherigem Kenntnisstand auf kleinere Schaltboxen des Typs AL 551 von ZF.