An den Wänden viel Weiß, grüne Pflanzen hängen von der Decke, durch die Mitte des Verkaufsraums ziehen sich zwei lange Tresen. Unter Glas wartet die Ware: Cannabis soll hier den Besitzer wechseln. Und das ganz legal.
Noch allerdings liegt der freie Verkauf von Haschisch und Marihuana in der Zukunft. Doch so könnten dann die Filialen der Marke Heesh aussehen. Die beiden Unternehmer Lars Müller und Stefan Hackl haben vor Kurzem das Franchise-Konzept für die nach eigenen Aussagen erste Kette in Deutschland vorgestellt.
Lizenzierte Händler sollen damit sämtliche bis dahin legale Cannabisprodukte vertreiben können. „Damit geben wir unseren Franchise Partnern alles an die Hand, um sofort durchstarten zu können, sobald die Legalisierung Realität ist“, sagt Müller.

Cannabis-Freigabe könnte enormen Wirtschaftszweig entstehen lassen
Denn Branchenvertreter erwarten, dass das Geschäft mit den getrockneten Cannabisblüten blühen wird. Die Bundesregierung schätzt die jährliche Nachfrage auf rund 400 Tonnen, das würde einem Umsatz von rund drei bis vier Milliarden Euro entsprechen. Mit der Legalisierung könnte auf einen Schlag der weltweit größte Markt für legales Cannabis entstehen.
Und so gibt es auch für Heesh bereits einige Interessenten, wie das Unternehmen auf Nachfrage mitteilt: „Mittlerweile verzeichnen wir rund 200 Anmeldungen für Franchising aus ganz Deutschland.“ In Baden-Württemberg könnten die ersten Läden in Freiburg, Mannheim, Karlsruhe, Rastatt, Stuttgart, Ulm und Heilbronn entstehen. Für manche Standorte hätten sich gleich mehrere Interessenten gemeldet. Zu Beginn wolle man sich auf Ballungsräume konzentrieren, später könnten aber auch in mittelgroßen und kleineren Städten Filialen errichtet werden.
Cannabis-Legalisierung: Das plant die Bundesregierung
Die Bundesregierung hat die Freigabe in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat im Oktober 2022 das Eckpunktepapier für die „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken“ vorgestellt. Es sieht unter anderem folgende gesetzliche Regelungen vor:
- 20 bis 30 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum im privaten und öffentlichen Raum dürfen in Deutschland erworben und gekauft werden. Laufende Ermittlungs- und Straffverfahren sollen eingestellt werden.
- Kundinnen und Kunden müssen volljährig sein. Auch eine Obergrenze für den THC-Gehalt bis 21 Jahren ist denkbar.
- Der Vertrieb soll über lizenzierte Fachgeschäfte erfolgen. Auch in Apotheken könnte es unter Umständen möglich sein, Cannabis zu kaufen.
- Produktion, Lieferung und Handel sollen innerhalb eines staatlich kontrollierten und lizenzierten Rahmens stattfinden. Aber auch der Eigenanbau soll in gewissem Umfang möglich sein. Es gelten Vorgaben für Qualität und Reinheit.
- Für Cannabis darf keine Werbung gemacht werden. Aufklärung, Prävention, Beratungs- und Behandlungsangebote sollen weiterentwickelt werden.
- Es ist die Einführung einer Cannabissteuer vorgesehen.
Auch das Konzept für Heesh berücksichtigt diese Punkte. So soll in den Läden geschultes Personal die Kunden beraten und dafür sorgen, dass die Droge verantwortungsvoll abgegeben wird.

Gleichzeitig sind noch viele Aspekte unklar. So ließen sich zum derzeitigen noch keine Aussagen über die Verkaufspreise machen. „Beispielsweise ist noch nicht klar, wie der Anbau schlussendlich vonstattengehen soll und auch zum Thema Besteuerung sind noch keine klaren Parameter bekannt“, heißt es dazu gegenüber dem SÜDKURIER.
Auch die Frage, welche Produkte – also etwa fertig gedrehte Joints – in welchem Ausmaß verkauft werden dürfen, oder ob der Konsum in den Geschäften grundsätzlich vom Gesetzgeber gestattet sein wird, könne noch nicht beantwortet werden.
Bei Heesh allerdings soll das Kiffen im Laden nicht erlaubt sein. Die Kette sei zu reinen Vertrieb der Produkte konzipiert und soll sich klar von den umstrittenen Coffeeshops wie in den Niederlanden abgrenzen, in denen auch konsumiert werden und teilweise Alkohol ausgeschenkt werden darf.
Wann wird Kiffen in Deutschland legal?
Letztlich ist vor allem eine Frage noch offen: Wann wird Cannabis in Deutschland legalisiert? Kritiker hatten zuletzt bemängelt, dass das Eckpunktepapier der Bundesregierung gegen EU-Recht sowie gegen internationales Recht verstoße.
Gesundheitsminister Lauterbach erklärte Mitte März zwar, er habe sehr gute Rückmeldungen von der EU-Kommission bekommen. Doch nun zeichnet sich ab, dass der Verkauf eingeschränkt werden könnte. Demnach könnte Cannabis zunächst nur in Vereinen, sogenannten Social Clubs, in bestimmten Modellregionen verkauft werden – ähnlich wie bereits in der Schweiz. Das hatten zuletzt mehrere Medien unter Berufung auf Regierungskreise berichtet.
Auch Lauterbach räumte ein, das ursprüngliche Eckpunktepapier sei mittlerweile verändert worden. Details nannte der SPD-Politiker bisher nicht. Wann der angepasste Vorschlag präsentiert werden soll, steht laut Auskunft des Bundesgesundheitsministeriums ebenfalls nicht fest. Es sei ein hochkomplexes Verfahren, heißt es.
Wenn die Cannabis-Legalisierung in Deutschland umgesetzt wird, dann wahrscheinlich nicht vor 2024. Offen bleibt, ob das Rauschmittel direkt auch in modernen, hell eingerichteten Läden wie denen der Marke Heesh den Besitzer wechseln wird – oder ob das erhoffte Milliardengeschäft platzt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version waren die aktuellen politischen Entwicklungen zur Cannabis-Legalisierung noch nicht berücksichtigt. Wir haben den Artikel daher aktualisiert.