Jedes Jahr erhalten Millionen Beschäftigte in Deutschland von ihren Arbeitgebern ein Dankeschön zum Jahresende: Rund 50 Milliarden Euro haben Firmen in Deutschland in den vergangenen Jahren durchschnittlich an ihre Mitarbeiter in Form von Weihnachtsgeld ausbezahlt. Anbei eine Auswahl, welche Arbeitgeber und Branchen sich im Süden Baden-Württembergs spendabel zeigen.

Bauindustrie

Das Familienunternehmen Sto aus Stühlingen (Kreis: Waldshut) zahlt seiner Belegschaft eine „tarifliche Jahresleistung“, wie Thade Bredtmann, Personalleiter der Sto-Gruppe, sagt. Diese richte sich nach der Umsatzrendite im Vorjahr. Für 2023 heißt das: Mit dem Novembergehalt sind 132 Prozent eines tariflichen Monatsentgelts extra auf den Konten der Beschäftigten eingetrudelt. „Die tarifliche Jahresleistung wird nur an die Stammbelegschaft ausbezahlt und basiert auf den Regelungen der Verbandstarifverträge der Chemischen Industrie“, sagt Bredtmann. In Deutschland profitierten mehr als 2000 Beschäftigte von der Zahlung.

Vom Schweizer Sanitär-Spezialist Geberit, der sein größtes Produktionswerk in Pfullendorf betreibt, heißt es, 1913 Mitarbeiter am Standort erhielten Weihnachtsgeld gemäß des Chemie-Tarifvertrags.

Automobilzulieferer

Als tarifgebundenes Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie zahlt die Donaueschinger IMS Gear ihren Mitarbeitern Weihnachtsgeld. Nach Angaben eines IMS-Gear-Sprechers beträgt es bis zu 60 Prozent eines Brutto-Monatslohns, abhängig von der Betriebszugehörigkeit. Auszubildende erhalten ebenfalls ein Weihnachtsgeld.

Zur Einordnung: Laut Metall-Tarif Baden-Württemberg erhält ein Mitarbeiter der mittleren Entgeltgruppe 12 monatlich 4721,50 Euro Grundgehalt. Hinzu kommt eine Leistungszulage und diverse Zuschläge. Bei dem Spezialisten für Getriebe- und Antriebslösungen kommen rund 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Genuss der Sonderzahlung. IMS Gear (Umsatz von 547 Millionen Euro) beschäftigt weltweit 3200 Mitarbeiter, davon 1750 an seinen deutschen Standorten im Schwarzwald.

Ganz ähnlich läuft es bei ZF Friedrichshafen. Auch hier ist das Weihnachtsgeld eine „tarifliche Sonderzahlung“ und beträgt nach Angaben eines ZF-Sprechers 25 bis 60 Prozent eines Bruttomonatsgehalts. Bei dem nach Bosch zweitgrößten Autozulieferer Deutschlands (Umsatz 2022: 43,8 Milliarden Euro) profitiere der Großteil der rund 53.000 hierzulande Beschäftigten von der Sonderzahlung.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Stockacker Automobilzulieferer Eto Magnetic zahlt seiner Stammbelegschaft 50 Prozent vom jeweiligen durchschnittlichen Monatsverdienst der Monate Januar bis Oktober als Weihnachtsgeld, wie ein Firmen-Sprecher sagt. Leiharbeiter sind ausgenommen.

Trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Situation bezahlt auch Marquardt aus Rietheim (Kreis: Tuttlingen) in diesem Jahr Weihnachtsgeld im Rahmen der tariflichen Vereinbarungen der IG Metall.

Maschinenbau

Beim Waldkircher Sensorspezialisten Sick profitieren nach Firmenangaben alle 6750 Mitarbeitenden in Deutschland vom Weihnachtsgeld. Dazu kommen – unter anderen Bedingungen – Auslandsbeschäftigte. Auch „die wenigen Zeitarbeitenden“ erhielten in Abhängigkeit von ihrer Einsatzzeit bei Sick anteilige Sonderzahlungen, sagt eine Sick-Sprecherin. Bei außertariflichen Angestellten werde das Weihnachtsgeld in zwölf monatliche Zahlungen aufgeteilt und somit verstetigt ausbezahlt.

Die Höhe des Jahresend-Bonus ist abhängig von der Beschäftigungsdauer und dem individuellen Vergütungssystem. 2022 machte Sick mit Werken unter anderem in Waldkirch am Oberrhein, Denzlingen, Donaueschingen, Freiburg, Karlsruhe und Überlingen einen Umsatz von knapp 2,2 Milliarden Euro.

Der Friedrichshafener Anlagenbauer Zeppelin zahlt seinen Mitarbeitern nach Angaben eines Sprechers „zwischen 50 und 80 Prozent eines Monatsgehaltes“ nach Maßgabe des Metalltarifvertrags. Im Ausland gebe es abweichende Regelungen, heißt es. 5500 Mitarbeitende in Deutschland, 350 in Österreich bekommen den Bonus, auch wenn sie in Zeppelin-Gesellschaften arbeiten, die nicht tarifgebunden sind. Der Umsatz des Stiftungskonzerns betrug zuletzt rund 3,8 Milliarden Euro.

Und auch bei dem in Turbulenzen steckenden Rolls-Royce-Geschäftsbereich Power Systems (RRPS) mit seiner Marke MTU erhalten nach Angaben eines Sprechers „über 95 Prozent der Mitarbeiter an den deutschen Standorten“ Weihnachtsgeld gemäß IG Metall. Leer gehen die Praktikanten aus. Im Ausland gebe es je nach Land gesonderte Regelungen, heißt es. RRPS, das 2022 rund 3,9 Milliarden Euro Umsatz einfuhr, hat in Deutschland rund 6600 Mitarbeiter. Der mit Abstand größte Standort ist Friedrichshafen.

Der Schaffhausener Technologiekonzern Georg Fischer (GF) besitzt zwei nicht tarifgebundene Standorte in Baden-Württemberg, in Albershausen (Kreis Göppingen) mit 172 Mitarbeitenden sowie Schorndorf im Stuttgarter Speckgürtel mit gleicher Mitarbeiterzahl. Weihnachtsgeld gibt es trotzdem. Insgesamt sind in Deutschland nach Angaben eines Sprechers rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt. Teils erhalten die GF-Beschäftigten Weihnachtsgeld in Anlehnung an den IG-Metall-Tarif als Jahreszahlung, teils wird es unterjährig gestückelt ausbezahlt. In Schorndorf ist die Zahlung an den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens gekoppelt.

Luft- und Raumfahrt

Auch am größten Satellitenstandort Deutschlands von Airbus in Immenstaad bekommen die Mitarbeitenden Weihnachtsgeld laut IG-Metall-Tarif. „Auch unsere Auszubildenden, dualen Studierenden und berechtigten Leiharbeitskräfte erhalten die Zahlung“, sagt ein Sprecher. Deutschlandweit erhalten bei Airbus rund 47.500 von 55.000 Mitarbeitern den Jahresendbonus.

Die gleichen Regelungen gelten bei dem Überlinger Luftfahrt- und Rüstungskonzern Diehl Defence. Für Außertarifler gebe es ein 13. Monatsgehalt, sagt ein Diehl-Sprecher. Leiharbeitnehmer sind außen vor. In Überlingen profitierten knapp 1200 Mitarbeiter, das sind 90 Prozent der hiesigen Belegschaft, sagt der Sprecher. Das Unternehmen, das die Rakete Iris-T herstellt setzt pro Jahr etwa eine Milliarde Euro um, Tendenz stark steigend.

Pharma-Branche

In Zeiten des Fachkräftemangels können gewährte Sonderboni für die Wahl des Arbeitsplatzes mitentscheidend sein. Im Pharmaunternehmen Takeda Singen weiß man um diese Bedeutung: Nicht umsonst sei Takeda als Arbeitgeber in diesem Jahr als „Top Employer“ ausgezeichnet worden, dies auch wegen der äußerst diversen Belegschaft, die 50 Kulturen am Standort vereine.

Nach Angaben der Personalabteilung erhalten die Takeda-Tarifangestellten in Singen und Konstanz, wie an allen Takeda-Standorten in Deutschland, ein Weihnachtsgeld. Sie dürfen sich über ein volles Bruttomonatsgehalt freuen. Die meisten der 2500 Mitarbeitenden von Takeda in Deutschland seien nach Tarif beschäftigt. Bei den außertariflich Mitarbeitenden sei das Weihnachtsgeld im Jahresgehalt enthalten.

Krankenhäuser

Im Gesundheitswesen sind die Beschäftigten nicht benachteiligt. Neben Applaus, wie zu Zeiten der Corona-Pandemie, erhalten sie eine Jahressonderzahlung, so wird das Weihnachtsgeld im Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) bezeichnet. Den zusätzlichen Mittelzufluss auf dem Privatkonto dürfen alle Beschäftigten verzeichnen, die sich am 1. Dezember des Jahres in einem Arbeitsverhältnis gemäß dem TVöD befinden, schreibt die Krankenhausbetriebsgesellschaft des Hegau-Bodensee-Klinikum auf Anfrage.

In Zahlen ausgedrückt: Im Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz (GLKN) profitieren rund 2700 Beschäftigte von der Sonderzahlung. Je nach Entgeltgruppe werden zwischen 52 und 85 Prozent des Brutto-Durchschnittsgehaltes ausgezahlt. Im Klinikverbund GLKN arbeiten rund 3700 Beschäftigte an den Standorten in Singen, Konstanz, Gailingen und Engen. Im ärztlichen Dienst muss man übrigens auf die Sonderzahlung verzichten: Der Tarifvertrag für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern im Bereich der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände sieht kein Weihnachtsgeld vor.

Medizintechnik

Das Familienunternehmen Karl Storz zahlt nach eigenen Angaben Weihnachtsgeld an die Stammbelegschaft. Die Firma sei zwar nicht tarifgebunden, aber der Geschäftsführung sei es „sehr wichtig“, die Mitarbeitenden für ihren engagierten Einsatz zu belohnen. Das Weihnachtsgeld betrage in der Regel rund 60 Prozent eines Monatsgehalts.

An den internationalen Standorten des Medizintechnikunternehmens gibt es unterschiedliche Formen und Benefits, um die lokalen Teams und ihren Einsatz zu würdigen. Karl Storz beschäftigt rund 3300 Mitarbeitende in Deutschland – weltweit sind es 8800. Neben den Standorten in der Region Tuttlingen ist das Medizintechnikunternehmen in Deutschland auch in Stutensee und Berlin vertreten. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2022 betrug 2,05 Milliarden Euro.

Beim Medizintechnik-Unternehmen Aesculap in Tuttlingen stehen 3400 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste. Wer mehr als ein halbes Jahr dem Betrieb angehört, darf ein Weihnachtsgeld erwarten. Grundlage hierfür bilde der Tarifvertrag über die Absicherung betrieblicher Sonderzahlungen für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. Die Höhe der Zahlung umfasst, gestaffelt nach der Betriebszugehörigkeit, zwischen 30 und 60 Prozent des Brutto-Monatsverdienstes. Innerhalb des B.-Braun-Konzerns, zu dem die Chirurgie-Sparte Aesculap gehört, erzielte diese im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro.

Energieversorger

Bei den Stadtwerken Konstanz dürfen sich auch in diesem Jahr Mitarbeiter auf eine Sonderzahlung freuen. Der tarifgebundene Kommunalbetrieb zahlt 950 Beschäftigten ein Weihnachtsgeld aus. Die Tarifbeschäftigten erhalten jeweils ein volles Monatsgehalt zusätzlich. Die Stadtwerke GmbH erwirtschaftete mit ihren Beteiligungen im Jahr 2022 einen Umsatz von 222,9 Millionen Euro. In der gesamten Unternehmensgruppe sind 980 Mitarbeiter beschäftigt. In den Genuss der Sonderzahlung kämen auch alle tariflich Beschäftigten der Bädergesellschaft mbH (BGK) und der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB).

Lebensmittel

Das Unternehmen Hügli Nahrungsmittel GmbH aus Radolfzell bezahlt seine Mitarbeiter nach Tarifvertrag, wodurch sie auch ein Weihnachtsgeld erhalten. 720 Menschen arbeiten bei Hügli. Sie erhalten jeweils 110 Prozent eines Monatsgehalts. Der Jahresumsatz der Hügli-Gruppe belief sich zuletzt auf 400 Millionen Schweizer Franken.