Deutschlands drittgrößter Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen verzeichnet einen weiteren prominenten Personalabgang. Nach SÜDKURIER-Informationen verlässt Detlef Gagg nach gut 21 Jahren das Unternehmen. In einem internen Schreiben des ZF-Gesamtbetriebsrats, das dieser Zeitung vorliegt, heißt es, die Personalie komme „völlig unerwartet“. Man bedauere, dass Detlef Gagg das Unternehmen verlasse.

Harter Verhandler, aber fair und verlässlich

Der studierte Arbeitsrechtler Gagg gehört bei ZF nicht zur obersten Führungsspitze, wohl aber zum exponierten Management, des Automobilzulieferers. Im Lauf seiner Karriere bekleidete er unter anderem das Amt des Divisionspersonalleiters an ZFs größtem Getriebestandort in Saarbrücken. Außerdem war er Leiter Arbeitsrecht. Zusammen mit Dirk Hanenberg führte er zudem mehrere Jahre den Hauptstandort in Friedrichshafen und war dort für die Verwaltungsbereiche zuständig.

Detlef Gagg: Wird vom Betriebsrat als als scharfsinnig und verlässlich beschrieben.
Detlef Gagg: Wird vom Betriebsrat als als scharfsinnig und verlässlich beschrieben. | Bild: Felix Kästle

Von Seiten des Gesamtbetriebsrats hieß es, man habe Gagg als „scharfsinnig, fair im Umgang und verlässlich“ wahrgenommen. Gleichzeitig sei er aufseiten des Konzerns ein harter Verhandler gewesen.

Ohne konkret zu werden, liefert der Betriebsrat einen möglichen Grund für Gaggs Abgang gleich mit. Auch gegenüber dem Vorstand habe er mit seiner Meinung „nicht hinter dem Berg gehalten“, heißt es in dem Schreiben. Allerdings hatte Gagg nach Informationen aus Unternehmenskreisen seine Arbeitszeit zuletzt auch schon reduziert.

Hanenberg, Geissdörfer, Grotendorst, Büchsner – alle verließen ZF

Gagg ist nicht der erste Top-Manager außerhalb des Konzernvorstands, der der ZF in den vergangenen Monaten den Rücken gekehrt hat. Im September 2019 verließ Dirk Hanenberg, mit Gagg Co-Standortleiter in Friedrichshafen und Produktionsverantwortlicher für die Nutzfahrzeug-Sparte, nach einer offen ausgetragenen Meinungsverschiedenheit mit ZF-Chef Wolf-Henning Scheider das Unternehmen. Wenig später folgte Michael Büchsner, ehemaliger Divisionsleiter für passive Fahrzeugsicherheit. Er wechselte an die Spitze des Autozulieferers Stabilus.

ZF-Chef Wolf-Henning Scheider führt ZF seit Anfang 2018.
ZF-Chef Wolf-Henning Scheider führt ZF seit Anfang 2018. | Bild: Felix Kästle

Auch 2020 kam es zu mehreren hochkarätigen Abgängen. Im April 2020 bat mit Klaus Geissdörfer der Chef der Industrietechnik-Sparte des 150.000-Mitarbeiter-Konzerns um die Auflösung seines Vertrags. Kurz zuvor hatte mit Jörg Grotendorst, Chef der Sparte für E-Mobilität, eine Nachwuchshoffnung das Handtuch geworfen. Grotendorst soll sich nach Informationen dieser Zeitung mit ZF-Chef Scheider überworfen haben. Seinen neuen Arbeitgeber Rheinmetall hat Grotendorst indes mittlerweile ebenfalls wieder verlassen. Und vor gut einem halben Jahr verließ der bisherige ZF-Vertriebschef Matthias Benz das Unternehmen. Auch er war nicht im Vorstand.

„Wir wünschen ihm alles Gute“

Angesichts der Entwicklung schlägt der Konzernbetriebsrat nun Alarm. Man beobachte „mit zunehmender Sorge, dass erfahrene Führungspersönlichkeiten wie Detlef Gagg die ZF verlassen“, heißt es in dem Schreiben. Für seine berufliche Zukunft wünsche man ihm „alles Gute“.

ZF bestätigt Abgang Gaggs

„ZF äußert sich grundsätzlich nicht zu internen Personalien unterhalb der Vorstandsebene“, sagte ein ZF-Sprecher. Er bestätigte allerdings das Ausscheiden Gaggs und verwies darauf, dass die Fluktuation des ZF-Topmanagements im Vergleich zu anderen Branchenfirmen gering sei.