Walther Rosenberger und Matthias Röder, dpa

Die Alpen sind vielerorts so tief verschneit wie selten um diese Jahreszeit – die perfekte Kulisse für Wintersport. Aber der Tourismus in den Weihnachtsferien fällt wegen der Reisebeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie praktisch aus. Die Wochen über Weihnachten und Neujahr machen meist 20 bis 30 Prozent des Umsatzes in der Wintersaison aus. Die Hoffnung ruht auf der Zeit danach. Ein Blick auf die Lage in den einzelnen Ländern – Stand 16. Dezember.

Baden-Württemberg – exklusives Pistenvergnügen möglich

Im Südwesten stehen die Lifte im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb de facto still. Der Betrieb von Sportstätten im Freien, wie etwa Skilifte oder Langlaufloipen, ist durch die Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg zwar nicht verboten, allerdings setzt der Gesetzgeber für den Betrieb enge Grenzen.

Insbesondere muss der Betreiber unter allen Umständen sicherstellen, dass Grüppchenbildung ausgeschlossen sind und Abstände gewahrt werden. De facto heißt das, dass pro Skilift oder Loipe nur die allgemein unter Corona-Bedingungen zulässige Anzahl an Personen erlaubt ist.

Konkret: Allein, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Haushalts – Kleinkinder nicht mitgerechnet – ist Wintersport auf Loipen und Pisten in Baden-Württemberg erlaubt. Man muss also nur noch einen Lift- oder Loipenbetreiber finden, der seine Anlage unter diesen betriebswirtschaftlich eher ungünstigen Umständen öffnet. Dann aber hat man die Piste für sich ganz alleine – wann gibt es das sonst?

Tatsächlich findet sich auch ein Liftbetreiber, der seinen Kunden diesen im Wortsinn exklusiven Wintersportspass ermöglicht. Der Salach-Lift auf der Schwäbischen Alb vis-a-vis der Burg Lichtenstein hat offen. Wer will, kann nach Angaben der Betreiber die Anlage für 150 Euro pro Stunde mieten. Man sei gut ausgebucht, heißt es von den Salach-Lift-Betreibern.

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Bayern – Halligalli abgesagt

In Bayern ist beim Thema Ski- und Wintersport eher klare Kante angesagt. Dort stehen Bahnen und Lifte bereits seit dem Teil-Lockdown, also seit Ende Oktober. Wenn eine Bahn fährt, dann nur, um Mitarbeiter nach oben zu bringen, etwa Wartungszwecken. Übrigens: Skitouren im Gelände sind weiterhin nicht verboten – im gesamten Alpenraum, aber auch in den deutschen Mittelgebirgen.

Österreich – die Lifte sind zu

Österreichs Lifte dürfen laut ADAC ab dem 24. Dezember genutzt werden – da facto aber nur von Einheimischen. Einreisende aus dem Ausland unterliegen bis zum 10. Januar nämlich strikten Quarantäneregeln, die einen Skiurlaub praktisch verunmöglichen. So soll der Eintrag des Virus nach Österreich durch Touristen unterbunden werden.

Bundesländer wie Vorarlberg oder Tirol sind extrem vom Wintertourismus abhängig – und vor allem von deutschen Gästen. Die Branche setzt ihre Hoffnungen daher auf den späteren Hochwinter beziehungsweise auf das Frühjahr. Wenn die strikten Hygienemaßnahmen eingehalten werden und greifen, könnte Skivergnügen dann wieder möglich sein. Übrigens: Hotels und Lokale öffnen am 7. Januar wieder.

Schweiz – Ski Heil zwischen Matterhorn und Säntis

Das Land widersetzt sich bislang dem Druck aus den Nachbarländern, den Skibetrieb in der Hochsaison über Weihnachten einzustellen. Mit einer guten Saison rechnet dennoch kaum jemand. Hotels und Skipassanbieter sehen nur wenig Anfragen aus dem Ausland, auch weil viele Länder strikte Quarantänemaßnahmen für Rückkehrer vorsehen.

Zermatt mit dem Skigebiet am Matterhorn und die Aletsch Arena mit dem Skigebiet im Unesco-Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch rechnen in diesem Winter mit Einbußen von 25 bis 30 Prozent. Die große Skiarena Arosa/Lenzerheide im Kanton Graubünden hofft, mit einem blauen Auge davon zu kommen, weil traditionell 80 Prozent der Gäste aus der Schweiz stammen.

Allerdings haben die einheimischen Urlauber auch im Sommer den Ausfall der ausländischen Gäste nicht wettgemacht: Die Zahl der Übernachtungen ging um gut 40 Prozent zurück. Der Vorverkauf bei Skipässen verläuft vielerorts schleppend, gehofft wird noch auf spontan Reisende und Tagestouristen. Aus dem Rahmen fallen die Titlis-Bergbahnen in der Innerschweiz mit einer Rekordzahl an vorab verkauften Skipässen – fast plus 40 Prozent.

„Außer Betrieb“ steht auf einem Schild, auf dem diverse Bahnen und Lifte zu Skigebieten in Tirol aufgeführt sind.
„Außer Betrieb“ steht auf einem Schild, auf dem diverse Bahnen und Lifte zu Skigebieten in Tirol aufgeführt sind. | Bild: Peter Kneffel/dpa

Italien – Ski-Gaudi abgesagt

Die Regierung in Rom hat die Schließung der Skigebiete bis zum 6. Januar angeordnet. Davon betroffen sind vor allem die Betreiber in den norditalienischen Regionen Trentino und Südtirol, Venetien und im Aostatal. In den Winterferien seien diese oft ausgebucht gewesen, betont der italienische Verband der Reise- und Tourismusindustrie Federturismo. Es sei weder mit einem Zustrom italienischer noch ausländischer Gäste zu rechnen.

Bis Anfang Januar gelten zudem strenge Reisebeschränkungen. Ausländische Gäste müssen nach den Verordnungen mit einer Quarantäne rechnen. Neben den Betreibern der Skigebiete sind Hotels, Restaurants, Busunternehmen und Skischulen von den Schließungen betroffen. Der Wintertourismus erziele in einer Saison einen Umsatz von etwa elf Milliarden Euro. Der Verband rechnet nun mit einem Umsatzverlust von 70 Prozent in der Branche.

Frankreich – Au Revoir Skivergnügen

Hier bleiben die Skilifte bis mindestens 7. Januar geschlossen. Der Ärger in Tourismusregionen wie Charmonix, Savoyen oder Les Trois Vallées darüber ist groß. Viele kritisierten, die Entscheidung der Regierung sei nicht verhältnismäßig – man würde vor Ort Hygieneregeln einhalten.

Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht sah das anders: Der Staatsrat wies eine Beschwerde von Skiregionen und Tourismusbranche ab. Eine Schließung über die Weihnachtsferien sei angesichts der Corona-Pandemie gerechtfertigt, entschied das Gericht. Die französische Regierung will die Liftbetreiber nun unterstützen.