Deutschlands zweitgrößter Automobilzulieferer ZF will sich offenbar am Bau einer Milliarden Euro teuren Chip-Fabrik im Saarland beteiligen. Wie mehrere Medien berichten, plant das US-Unternehmen Wolfspeed auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf nahe Saarlouis das weltweit größte Werk für Halbleiter aus Siliziumkarbid zu errichten, in dem bis Ende des Jahrzehnts rund Tausend Mitarbeiter beschäftigt sein sollen. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, will sich ZF mit einem Minderheitsanteil beteiligen. Produktionsstart soll 2027 sein.
Bis zu 1000 Jobs in Chipfabrik von Wolfspeed und ZF
Ein ZF-Sprecher wollte sich am Sonntag gegenüber dem SÜDKURIER auf Nachfrage nicht äußern. Auch die saarländische Landesregierung und Wolfspeed, das bis Herbst 2021 noch unter dem Namen Cree firmierte, kommentieren das Thema nicht. Das „Handelsblatt“ zitiert allerdings „mehrere mit dem Projekt vertraute Personen“.

Es winken Staatsgelder aus dem Hochtechnologieprogramm IPCEI
Damit konkretisieren sich nun Pläne, über die der SÜDKURIER bereits im Herbst 2021 berichtet hatte. Demnach ist der Einstieg in den Chip-Markt bei ZF schon seit 2020 Thema im Vorstand. Auslöser sind die seit Beginn der Corona-Pandemie grassierenden Engpässe bei elektronischen Bauteilen und Halbleitern. ZF wolle im Bereich der Mikroelektronik etwas aufbauen und denke dabei über Kooperationen auch an deutschen Standorten nach, sagte eine Quelle dem SÜDKURIER damals.
Scholz kommt ins Saarland
Flankiert werden die Pläne von Wolfspeed und ZF von umfassender staatlicher Förderung von Halbleiter-Investitionen im Rahmen des EU-Programms IPCEI-2. Dafür stehen Milliarden Euro bereit. Dem Vernehmen nach könnte der Förderbescheid in den kommenden Tagen eintreffen.
Dazu könnte passen, dass nach einem Bericht der „Saarbrücker Zeitung“ Bundeskanzler Olaf Scholz am ersten Februar im Saarland erwartet wird. Möglicherweise hat er eine gute Nachricht für das von industrieller Transformation gebeutelte Bundesland im Gepäck.
Siliziumkarbid-Technologie als Schlüssel
In die ZF-Strategie würde sich eine Chip-Fabrikbeteiligung gut einfügen. Der Konzern vom Bodensee setzt voll auf E-Mobilität und hat nach eigenen Angaben Aufträge im Wert von 25 Milliarden Euro in den Büchern. Zusammen mit Wolfspeed kooperiert man seit Jahren bei der besonders effizienten Siliziumkarbid-Technologie für Halbleiter. Außerdem befindet sich in Saarbrücken einer der größten ZF-Getriebestandorte, der nach und nach auf E-Antriebe umgestellt wird.