Ihren Stolz verbargen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht, als sie am Mittwoch in der Orangerie der Staatskanzlei in München einen „Freudentag für den Industriestandort Bayern“ (Aiwanger) verkündeten: Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen und der Halbleiterspezialist Wolfspeed wollen im Freistaat ein gemeinsames Forschungszentrum für Chips aus Siliziumkarbid eröffnen – noch dazu im „Zentrum der Metropolregion Nürnberg“, wie der Nürnberger Söder verkündete.
Wunderstoff Siliziumkarbid
Wo genau das Forschungszentrum im Großraum Nürnberg/Fürth/Erlangen entstehen soll, werde in wenigen Wochen bekannt gegeben, sagte ZF-Vorstandsvorsitzender Holger Klein. Das Zentrum werde mit 150 hochqualifizierten Mitarbeitern starten. Mittelfristig könne die Beschäftigtenzahl auf bis zu Tausend ansteigen, sagte ein ZF-Sprecher dem SÜDKURIER. Siliziumkarbid werden große Vorteile gegenüber den bisherigen Silizium-Halbleitern zugesprochen.
Damit, betonte Söder, werde in Bayern die „Tür zu einer neuen Zukunft“ aufgestoßen. Es werde etwas unternommen, was noch niemand zuvor getan habe, verkündete Wolfspeed-Chef Gregg Lowe.
Das neue Forschungszentrum ist in Kombination mit einer künftigen Fabrik für Siliziumkarbid-Chips zu sehen, die ZF und Wolfspeed auf dem Gelände eines stillgelegten Kohlekraftwerks im saarländischen Ensdorf schnellstmöglich errichten will. Beides zusammen werde Deutschland in eine „führende Position“ bei dieser Technologie bringen, versprach Wolfspeed-Vorstandsvorsitzender Lowe.
Hohe Subventionen für Ansiedlung von EU und Bayern
In die Fabrik in Ensdorf sollen zwei Milliarden Euro, in das Forschungszentrum im Raum Nürnberg knapp 300 Millionen Euro investiert werden. Davon fließen 90 Millionen aus EU-Fördertöpfen, außerdem 40 Millionen Euro aus bayerischen Steuermitteln, ließ Söder wissen.

Mit der neuen Siliziumcarbid-Technik wollen ZF und Wolfspeed vor allem die Automobilindustrie wie zum Beispiel die bayerischen Hersteller BMW und MAN versorgen. Bayern mache damit als Chip-Forschungsstandort „einen Sprung nach vorne“, betonte der Ministerpräsident. Der Wirtschaftsstandort könnte sich „nicht zukunftsfähiger aufstellen“.
In Bayern ist bereits das ZF-Zentrum für Leistungselektronik angesiedelt
ZF unterhält bereits eine Reihe von Standorten in Bayern mit zusammen 18.000 Beschäftigten. Der größte ist in Schweinfurt mit etwa 9000 Mitarbeitern, dazu kommen Regensburg, Bayreuth und Nürnberg. In Auerbach in der Oberpfalz ist das Kompetenzzentrum von ZF für Leistungselektronik angesiedelt. Dieser Umstand habe, zusammen mit der Hochschullandschaft, für den Standort gesprochen, hieß es.
ZF Betriebsrat wertet Investitionsentscheidung positiv
Der ZF-Gesamtbetriebsrat begrüßt die Investitionsentscheidung. Dass der Standort Deutschland gestärkt werde, sei ein positives Zeichen, sagte ein Sprecher dem SÜDKURIER. In einer Zeit angespannter Lieferketten sichere dies dem Unternehmen ein Stück Unabhängigkeit.