Seit Januar versuche ich nun mit meiner Familie auf Plastik zu verzichten, wo es nur geht – und wir sind schon gut dabei. Bei der letzten Abholung brauchten wir nur noch einen einzigen gelben Sack für die Tür stellen, doch ich fürchte, viel weniger werden wir nicht mehr schaffen. Ein riesiges Problem sind die vielen Dinge, an die wir uns im Haushalt gewöhnt haben und die fast ausnahmslos aus Plastik sind oder in Plastik verpackt sind. Allein die Verpackungen der Putzmittel, die sich bei mir in der Waschküche angesammelt haben, würden locker zwei gelbe Säcke füllen. Hier unser Überblick, wo wir schon Plastik vermeiden und wo nicht:
- Waschmittel: Bis zu dem Zeitpunkt, als wir mit unserem „Plastikpakt“ begonnen haben, habe ich mir nicht sonderlich viele Gedanken darüber gemacht, wie mein Waschmittel verpackt ist. Seit Jahren schon griff ich zu der gewohnten Packung, natürlich war diese aus Kunststoff. Nun aber kaufe ich wieder die gute alte Pappbox, in der das Waschmittel sogar einfach so eingefüllt ist – der Plastikmüll reduziert sich einzig auf die Trage-Lasche. Das funktioniert wunderbar und ich habe sogar den Eindruck, dass ich mit dem „normalen“ Waschpulver deutlich mehr dreckige Wäsche durchschleuse als mit dem bisher gewohnten. Im Internet kursieren viele Tricks, wie man mit Hausmitteln eigenes „Waschpulver“ herstellen kann – etwa aus Efeublättern und Essig oder mit einer Waschnuss. Die Firma Sonett aus dem Deggenhausertal stellt Wasch- und Putzmittel her, die keine Inhaltsstoffe enthalten, die als umweltschädlich gelten und sie sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar. In den Unverpackt-Läden kann man die Sonett-Mittel selbst abfüllen oder sie im Internet bestellen – allerdings sind die Produkte dann in Kunststoff-Flaschen verpackt.
- Geschirrspülmittel: Spülmaschinen-Tabs waren eines der ersten Dinge, die von meiner Einkaufsliste gestrichen wurden. Jeder einzelne Tab ist mit Plastik umhüllt – ich frage mich, wozu das eigentlich nötig ist. Erstens nervt die Fummelei gewaltig, wenn man die Dinger aus der Verpackung bekommen muss, zweitens ist gar nicht einzusehen, warum die Tabs nicht lose in die Pappverpackung gefüllt werden können. Ich benutze nur noch Spülmaschinenpulver, das ich entweder im Unverpackt-Laden besorge oder im Pappkarton. Es gibt auch Tabs mit einer Folie, die sich auflöst – eine sinnvolle Alternative, die wir aber noch nicht ausprobiert haben.
- Putzmittel: Parkett-, Boden-, Universal-, Essig-, Glas-, WC- oder Badreiniger – es ist unglaublich, für was es alles Produkte gibt. Und jedes Reinigungsmittel ist ausnahmslos in einer Plastikflasche zu kaufen. Immer neue Produkte ersinnt die Industrie und macht uns glauben, dass wir sie brauchen. Seit ich versuche, auf Plastik zu verzichten, fällt mir erst auf, wie irrsinnig das ist, wie viel Chemie in den Produkten steckt und wie oft auch Mikroplastik. Bei dem Online-Anbieter Villa Lavanda bin ich fündig geworden und habe gleich drei wunderbare plastikfreie Haushaltsreiniger gefunden, die genauso gut sind wie ihre handelsüblichen Plastik-Pendants. Küchen-, Glas- und Kalkreiniger reichen aus, um einen normalen Haushalt sauber zu bekommen. Auch wenn die Produkte teurer sind, gebe ich das Geld gerne dafür aus, denn die Reiniger sind frei von Chemie und werden in Glasflaschen geschickt. Tom Rothenbücher gründete die Firma – er ist Taucher und produziert alle Produkte selbst. Im Grunde könnte ich auch meine Putzmittel selbst anrühren, Rezepte dazu haben eingefleischte Plastikvermeider zuhauf ins Internet gestellt, aber auch in diesem Fall fehlt mir dazu der Nerv und die Zeit. Es wird noch einige Zeit dauern, bis unsere Altbestände aufgebraucht sind. Danach aber werde ich versuchen, mit viel weniger Putzmitteln auszukommen als bisher. Eine echte Alternative sind für mich auch die Frosch-Produkte. Deren Reiniger sind zwar in Plastikflaschen abgefüllt, diese bestehen aber zu hundert Prozent aus Altplastik, teilweise auch aus Recyclat aus dem gelben Sack.
- Putzlappen & Co.: Wussten Sie, dass die Mikrofaser-Lappen, die es überall gibt, bei jeder Verwendung Mikroplastik ins Abwaschwasser abgeben? Ich wusste das bisher auch nicht. Ich habe mittlerweile umgestellt auf Schwämme und Putzlappen, die aus Naturfasern hergestellt werden. Auch Spülbürsten gibt es aus Bambus oder Holz, eine problemlose Umstellung.
- Alu- und Frischhaltefolie: Die gibt es wohl in jedem Haushalt, bisher natürlich auch in meinem. Es ist ja auch ungemein praktisch, wenn man den Kuchen, den übrig gebliebenen Kartoffelsalat oder andere Essensreste einfach in der Schüssel abdecken kann. Gerade habe ich „Bees Wrap“ entdeckt – das sind Baumwolltücher, die mit Bienenwachs, Jojobaöl und Baumharz beschichtet sind. Man kann sie wieder verwenden und sie halten Brot, Käse, Obst und Gemüse frisch. „Bees Wrap“ gibt es im Internet oder in den Unverpackt-Läden in Konstanz, Markdorf oder Ravensburg zu kaufen.
Auch Nord- und Ostsee sind vermüllt

2017 veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) eine Studie zur Lage der Vermüllung von Nord- und Ostsee. Das Ergebnis des Amtes: Es haben sich an der Nordsee „keine signifikant abnehmenden Trends“ beim Meeresmüll ergeben.
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Wie viel Müll liegen in Nord- und Ostsee?Im Schnitt gibt es laut UBA elf Kilo Müll pro Quadratkilometer in der Nordsee, ein Großteil davon ist aus Plastik. Der Naturschutzbund schätzt, das jährlich etwa 20 000 Tonnen Müll in die Nordsee gelangen und dass bereits 600 000 Kubikmeter auf dem Meeresboden liegen.
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Woher kommt der Müll?Bei regulären Monitoring-Aktivitäten wurden an den Küsten der Nordsee durchschnittlich 389 Plastikteile auf 100 Meter Küstenlinie gefunden, an der Ostsee 70 Teile pro 100 Meter. Laut UBA stammt etwa ein Drittel des Mülls aus Fischerei und Schifffahrt, ein weiteres Drittel aus Tourismus- und Freizeitaktivitäten an Land und auf See.
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Welche Auswirkungen hat das?Vor allem Seevögel verwechseln Plastikteile mit Nahrung. Das Umweltbundesamt untersucht regelmäßig verendete Eissturmvögel. Bei über 90 Prozent von ihnen wird Plastikmüll in ihren Mägen gefunden.
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Was wird getan?An der Nordsee hat sich der Verein „Küste gegen Plastik“ gegründet, der den Plastikmüll nicht mehr hinnehmen möchte. Die Mitglieder organisieren Müllsammelaktionen und haben eine App entwickelt, mit der Kunden Herstellern mitteilen können, dass sie Produkte ohne Plastik wünschen. „Replace Plastic“ gibt es in den gängigen App-Stores.
Meine Tipps für die Plastikvermeidung

Auch beim Putzen gilt grunsätzlich: Weniger ist mehr. Sowohl das Umweltbundesamt (UBA) als auch Verbraucherschützer sind sich einig, dass man für eine saubere Wohnung nur vier Reiniger benötigt: ein Handspülmittel gegen Fett, einen Allzweckreiniger, einen Entkalker auf Zitronensäurebasis und für hartnäckigen Schmutz eine Scheuermilch. Überlegen Sie also, ob Sie wirklich die vielen verschiedenen Reinigungsmittel benötigen.
- Wenn Sie die Gelegenheit haben, schauen Sie doch in einen der drei verpackungsfreien Läden in unserer Region vorbei und kaufen dort plastikfreie Glasreiniger, Waschmittel und Co.
- Falls Sie Zeit und Lust haben, können Sie Putzmittel auch selbst herstellen. Hier ein Rezept für Waschmittel aus dem Garten, das Doris Lichnovsky in der Facebook-Gruppe „Plastikfrei leben – Tipps und Tricks“ mitgeteilt hat: Für eine Waschmaschine mit fünf Kilogramm Fassungsvermögen benötigt man zehn Efeublätter, ein Wäschenetz und 100 Milliliter Essig. Für den Duft kommen getrocknete Lavendelblüten dazu. Die Efeublätter durchreißen und ins Wäschenetz geben, für den Lavendel ein separates Wäschenetz benutzen. Der Essig kommt ins Weichspülfach. Bei heller Wäsche kommt noch ein Löffel Waschsoda zusätzlich ins Waschpulverfach, bei müffeliger Sportwäsche ein Löffel Natron. Nach dem Waschen kann man das Efeu auf dem Kompost entsorgen. Ich habe es selbst probiert – und es funktioniert!
- Viele Rezepte für selbst gemachtes Putzmittel gibt es in der Facebook-Gruppe „Plastikfrei leben – Tipps und Tricks“ oder im Internet. Schwer umzusetzen sind sie meist nicht. Als Reinigungsmittel können Zitronensäure, Essigessenz, Seife und Natronlauge eingesetzt werden. Für ein Raumspray können Sie Wasser und Zitronensaft mischen. Ausgepresste Zitronen- und Orangenschalen eignen sich zum Putzen von Edelstahl.
- Bevorzugen Sie Naturmaterialien auch im Haushalt? Viel Plastik können Sie durch Holz, Metall, Bambus oder Mais ersetzen, etwa Schneidebretter, Schüsseln, Strohhalme oder Spülbürsten.
- In Bad Säckingen gibt es das Geschäft Zeitgeist, das faire und ökologische Produkte verkauft. Dort gibt es auch Küchenutensilien aus Emaille und Porzellan.