Große Kälte und Akkus – das ist keine gute Kombination. Doch nicht nur deswegen ist der Winter nicht die ideale Jahreszeit für Elektroautos.

Warum sinkt die Reichweite von Elektroautos im Winter?

Anders als beim Verbrennungsmotor entsteht bei Elektroautos keine Abwärme. Um den Innenraum zu heizen, müssen E-Autos also Strom aus ihren Akkus ziehen. Auch die Batterie an sich muss auf Betriebstemperatur gebracht werden. Generell gilt: Je niedriger die Außentemperatur, desto höher der Verbrauch.

Wie groß sind die Einbußen?

Im Winter sinkt die Reichweite von Elektroautos um durchschnittlich 20 Prozent. Das legt ein Praxistest des norwegischen Automobilclubs NAF aus dem Jahr 2020 nahe. Die 20 getesteten Modelle unterschieden sich erheblich. So büßte der Opel Ampera-e bei Eis und Schnee 30 Prozent seiner Norm-Reichweite ein; beim Tesla Model S waren es 26 Prozent. Am besten schnitt der Hyundai Kona ab (minus neun Prozent). Der ADAC spricht von Einbußen zwischen 10 und 30 Prozent, je nach Witterung und Fahrzeug.

Die Reichweite nimmt ab, je kälter es draußen ist.
Die Reichweite nimmt ab, je kälter es draußen ist. | Bild: Katharina Thalmann

Wie lässt sich die Reichweite erhöhen?

Grundsätzlich hilft es, den Öko-Modus zu aktivieren, um weniger Energie zu verbrauchen. Statt die Heizung voll aufzudrehen, lieber nur 20 Grad einstellen und stattdessen die Sitzheizung nutzen. Diese verbraucht deutlich weniger Strom. Wer alleine unterwegs ist: „Driver only“-Funktion nutzen. So wird der Beifahrer-Bereich nicht beheizt. Wer zu Hause eine Wallbox hat, kann das Auto schon vor dem Losfahren aufwärmen. Den Strom zieht das Auto dann aus dem Netz.

Spart es Strom, wenn man das Licht ausstellt?

„Energie zu sparen darf niemals auf Kosten der Sicherheit gehen!“, warnt der ADAC. So sollten Scheiben stets eis- und beschlagfrei sein. Auch am Licht dürfe keineswegs gespart werden. Der dafür benötigte Strom sei ohnehin minimal.

Dauert das Aufladen an einer Ladestation bei Kälte länger?

Ja – vor allem, wenn man kurz nach dem Losfahren lädt, also der Akku noch kalt ist. Um ihn zu schonen, drosselt das Auto automatisch die Ladeleistung. Auch hier gibt es je nach Modell große Unterschiede. Im Praxistest des norwegischen Automobilclubs schnitt der Audi e-tron 55 quattro am besten ab. Sein Akku war nach nur 27 Minuten wieder zu 80 Prozent aufgeladen. Der Tesla Model 3 kam auf 35 Minuten. Schlusslicht war der Januar I-Pace mit knapp 80 Minuten.

Wie beschleunigt man die Ladezeiten im Winter?

Indem man möglichst erst dann lädt, wenn das Auto schon aufgeheizt ist – also möglichst am Ende einer Reise. Auch bei schnellen Autobahn-Fahrten über eine längere Zeit erwärmt sich der Akku (wenngleich dadurch auch mehr Strom verbraucht wird). Manche Fahrzeuge wärmen die Batterie automatisch vor, wenn ein Ladestopp im Navi eingeplant ist.

Die Ladeklappe sollte von Eis und Schnee freigehalten werden, damit sie nicht zufriert.
Die Ladeklappe sollte von Eis und Schnee freigehalten werden, damit sie nicht zufriert. | Bild: Przybilla, Steve

Lohnt sich eine Wärmepumpe?

Darüber wird unter E-Auto-Fahrenden gerne leidenschaftlich diskutiert. Der ADAC empfiehlt sie in seinen Wintertipps. Der Leipziger Elektroauto-Vermieter Nextmove ist hingegen zwiegespalten: Bei einer Vergleichsfahrt mit zwei VW ID.3 verbrauchte das Fahrzeug mit Wärmepumpe im Durchschnitt sogar etwas mehr Strom als das ohne. Wärmepumpen zählen meist als Sonderausstattung; bei manchen Herstellern fallen deutlich über 1000 Euro Aufpreis an. Da die Reichweiten-Zugewinne oft nur gering ausfallen, lohnt sich eine solche Investition nur für Vielfahrende in Regionen, in denen es häufig friert und schneit.

Muss ich Angst haben, dass im Stau die Batterie leer geht?

In der Regel nicht, weil E-Autos im Stand nur wenig Strom verbrauchen. Der ADAC hat dazu im vergangenen Jahr einen Test gemacht. Ein Renault Zoe und ein VW e-up standen zwölf Stunden im Freien. Heizung und Standlicht waren eingeschaltet, die Außentemperaturen lagen zwischen minus neun und minus 14 Grad Celsius. Nach zwölf Stunden waren 70 Prozent des Akkus beim Renault Zoe bzw. 80 Prozent beim VW e-up verbraucht. „Unser Test zeigt, dass die Urangst, im Stau liegen zu bleiben, unbegründet ist“, sagt ADAC-Sprecherin Katja Legner. Natürlich kommt es darauf an, wie voll der Akku zu Beginn des Staus ist – genau wie beim Benzintank.

Warum stapelt sich vor Ladestationen oft der Schnee?

Immer wieder kommt es vor, dass Stromtankstellen entlang der Autobahnen nicht oder nur unzureichend geräumt werden. Die Verantwortung dafür schieben die Beteiligten, genau wie den Schnee, gerne hin und her. Das Raststätten-Konsortium Tank&Rast verweist auf die Autobahn GmbH, die für Verkehrsanlagen zuständig sei. Diese wiederum antwortet, die Konzessionsnehmer organisierten den Winterdienst auf ihrem Gelände in der Regel selbst. Was auch immer die Gründe sein mögen: Wer im Winter nicht liegen bleiben möchte, packt am besten eine Schaufel ein, um die Stromquelle im Notfall selbst freiräumen zu können.

Darf ich mein Elektroauto mit fast leerem Akku abstellen, wenn es friert?

Besser nicht. Da sich Akkus geringfügig selbstentladen, kann es sonst vorkommen, dass das Auto am nächsten Morgen nicht mehr startet. Um die Lebensdauer zu erhöhen, sollte der Akku beim Parken noch mindestens 20 Prozent voll sein, egal ob im Sommer oder Winter. Unterschreitet man diese Werte, kann das mitunter sogar zu Garantieverlust führen. So heißt es im Handbuch des VW ID.3: „Bei Frost das Fahrzeug nicht mehrere Stunden unter 40 Prozent abstellen.“ Auf Rückfrage erklärt VW jedoch, dabei handele es sich lediglich um einen „Pflegehinweis“.

Was sollte man sonst noch beachten?

Die altbekannten Wintertipps von Verbrennern treffen auch auf batteriebetriebene Fahrzeuge zu: Winterreifen benutzen, Luftdruck kontrollieren, Schnee vorm Losfahren vom Auto fegen. Bei Frost sollten automatisch einklappbare Spiegel deaktiviert werden, damit deren Motor nicht beschädigt wird. Dichtungen und Gummis mit Pflegemittel einsprühen, damit sie nicht spröde werden. So geht die Tür auch bei Minusgraden noch auf – und die Ladeklappe.