Angesichts der Energiekrise drückt die Bundesregierung aufs Tempo und hat eine Wärmepumpen-Offensive gestartet. Ab 2024 sollen jedes Jahr 500.000 neue Pumpen in Betrieb gehen.
In der Fachwelt rennt die Politik damit offene Türen ein: „Je stärker die Energiepreise steigen, desto höher ist der Wunsch nach autarker Energieversorgung“, sagt Karl Dienst, CEO von Wegatech, einem der führenden Anbieter von Einzel- und Systemlösungen aus Photovoltaikanlagen, Stromspeichern, Wärmepumpen und E-Ladesäulen. „Eignet sich das Gebäude für die Installation einer Wärmepumpe, ist sie eine sehr gute Investition in die Zukunft.“
Doch aufseiten der Verbraucher gibt es nach wie vor viele Vorbehalte gegen diese moderne Art des Heizens. Es kursieren viele Mythen und Halbwahrheiten über Wärmepumpen. Die wichtigsten von ihnen im Faktencheck.
Sind Wärmepumpen laut?
Für den Betrieb einer Wärmepumpe werden unter anderem ein Ventilator und ein Kompressor benötigt. Ganz geräuschlos arbeiten diese nicht. Viele Menschen sorgen sich deshalb, dass die Wärmepumpe mit ihren Betriebsgeräuschen die friedliche Idylle im heimischen Garten oder der Wohnsiedlung stören könnte.
Diese Angst ist weit verbreitet, aber unbegründet: Moderne Wärmepumpen erreichen nämlich lediglich Lautstärken von 50 Dezibel, oft sogar weniger. Zum Vergleich: Der Lautstärkepegel eines Kühlschranks liegt bei 40 bis 50 Dezibel – und dieser steht bekanntlich direkt in den eigenen Wohnräumen.
Zudem lässt sich über die Wahl des richtigen Standortes die Geräuschkulisse weiter senken: „Nach Möglichkeit sollte eine Installation auf oder vor harten Flächen und Wänden vermieden werden“, sagt Alexander Steinfeldt von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft Co2online. „An diesen Flächen wird der Schall reflektiert und damit die Lautstärke der Betriebsgeräusche verstärkt.“
Ideal ist die Aufstellung auf dem Rasen und in Richtung Straße. Wer die Anlage im Raum aufstellt, kann mit Gummifüßen und einer umlaufenden Nut am Aufstellort sowie Schlauchleitungen statt Rohren die Lärmbelastung reduzieren.

Lohnen sich Wärmepumpen nur im Neubau?
In der Regel sind Altbauten schlechter gedämmt als Neubauten und benötigen daher mehr Heizenergie. Da Wärme hier schneller entweicht, können Wärmepumpen nicht so effizient arbeiten wie in gut gedämmten Neubauten. „Das ist heute aber kein Problem mehr, denn mittlerweile ist die Effizienz der Wärmepumpen weiter gestiegen“, sagt Wegatech-Experte Dienst. „Moderne Modelle können heute mehr Energie aus der Umgebung gewinnen und dadurch eine höhere Leistung entwickeln.“
Vielfach ist es auch sinnvoll, die Heizungserneuerung mit einer energetischen Sanierung des Eigenheims zu kombinieren. Die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Maßnahmen sollte dabei individuell von einem Experten geprüft werden. Anhand von Heizlastberechnungen kann dieser kompetent und unkompliziert Auskunft geben, ob der eigene Altbau problemlos mit einer Wärmepumpe beheizt werden kann.
Ist Heizen mit einer Wärmepumpe teuer?
Die Anschaffung einer Wärmepumpe schlägt je nach Größe des Hauses und damit der Pumpenkapazität mit 20 000 bis 35.000 Euro zu Buche. Damit ist sie zunächst teurer als eine Gas-Brennwerttherme. Im Betrieb allerdings ist die Wärmepumpe unschlagbar günstig, denn sie bezieht drei Viertel ihrer Energie aus Umweltwärme.
Für das restliche Viertel wird Strom benötigt. Dieser ist zwar mit rund 36 Cent pro Kilowattstunde immer noch teurer als Gas, das dieses Jahr etwa 15 Cent pro Kilowattstunde kostet (im Vergleich zu 6 Cent im Jahr 2021). Doch moderne Wärmepumpen können mit einer Kilowattstunde Strom vier Kilowattstunden Wärme produzieren.
Damit sind sie viermal so effektiv wie eine konventionelle Gas- oder Ölheizung. Um den Gaspreis also mit den Kosten einer Wärmepumpe zu vergleichen, muss der Strompreis durch vier geteilt werden. Wird ein Teil des Stroms kostenlos durch eine eigene Solaranlage geliefert, sinken die Kosten einer Wärmepumpe sogar noch weiter. Zudem erstattet der Staat über verschiedene Förderprogramme bis zu 45 Prozent der Anschaffungskosten.

Sind Wärmepumpen tatsächlich klimafreundlich?
Eine Wärmepumpe benötigt elektrische Energie und erscheint damit auf den ersten Blick wenig klimafreundlich. „Allerdings bezieht sie etwa 75 Prozent ihrer Energie aus Umweltenergie aus der Luft oder der Erde, während eine Gasheizung vollständig fossil betrieben wird“, so Wegatech-CEO Dienst.
Im Vergleich zu herkömmlichen Heizungen erzeugt eine Wärmepumpe also beträchtlich weniger CO2 und ist damit deutlich umweltschonender. Lediglich die restlichen 25 Prozent des Energiebedarfs werden durch Strom gedeckt. Und dieser wird Jahr für Jahr klimafreundlicher.
Schädigt das Kältemittel von Wärmepumpen die Umwelt?
Um die aus der Umwelt gespeicherte Wärme der Sonne in Heizenergie umwandeln zu können, benötigen Wärmepumpen ein Kältemittel, das bei niedrigen Temperaturen verdampft. Die meisten Wärmepumpen nutzen dazu Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW) als Kältemittel, die keine Auswirkungen auf die Ozonschicht haben.
Schädigende HFCKW- und HCKW-Kältemittel sind verboten. Da das Kältemittel zudem in einem geschlossenen Kreislauf zirkuliert, der regelmäßig gewartet und nicht verbraucht wird, entstehen so auch keine CO2-Emissionen.