Der Waschlappen ist dank Winfried Kretschmann in aller Munde. Der Ministerpräsident empfahl kürzlich, Energie zu sparen, indem man das Textilstück für die Körperhygiene nutzt, statt zu duschen.
Seine Aussage sorgte für ordentlich Wirbel – sowohl unter Politikern als auch unter SÜDKURIER-Lesern. Aber ist es wirklich unhygienisch, sich mit einem Waschlappen zu waschen?
Mikrobiologe: „Man muss in Habachtstellung sein“
Mikrobiologe Markus Egert von der Hochschule Furtwangen hat das Wachstum von Bakterien in Schwämmen erforscht. Er sagt dazu: „Man muss hygienisch schon in Hab-Acht-Stellung sein, wenn man sich mit einem Waschlappen wäscht.“
„Ich kann den Ekel vieler Menschen vor dem Lappen verstehen, aber mit den richtigen Maßnahmen kriegt man es in den Griff.“ Generell müsse es nämlich nicht gesundheitsgefährdend sein, den Lappen der Dusche vorzuziehen – das hänge nämlich von den folgenden Faktoren ab:
An welchen Körperstellen wende ich den Lappen an?
„Wenn ich Gesicht, Arm und Oberkörper nehme, ist das weniger schlimm als am Unterkörper. Dort können Fäkalbakterien in den Lappen geraten“, sagt der Forscher. Außerdem empfiehlt Egert einen Lappen pro Person. „Wenn nur ich mich damit abrubbele, ist die Gefahr geringer, als wenn das ein gemeinsamer Waschlappen für mehrere Personen ist.“
Was man auf keinen Fall sollte, so Egert: „Worst-Case-Szenario wäre, dass ich mir an dem einen Tag damit den Hintern putze und am nächsten Tag das Gesicht wasche. Das sollte so nicht sein.“
Wie oft wechsele ich den Lappen?
„Wenn ich ihn für den ganzen Körper nutze, dann würde ich ihn täglich wechseln“, empfiehlt der Villinger. „Das Wichtigste für Mikrobenwachstum ist nämlich immer Wasser.“ Daher müsse der Lappen nach der Nutzung, immer gut getrocknet werden, um ein gefährliche Ausbreitung zu verhindern.
„Ich muss ihn auch regelmäßig waschen. Das heißt: mindestens bei 60 Grad und mit Pulvervollwaschmittel.“ Um bei all den Waschlappen in der Waschmaschine aber keine Unkosten zu verursachen, rät er: „Der Trick wäre, dass man sich mehrere kauft und guckt, dass man täglich einen frischen hat. Und dann mit der normalen Haushaltswäsche mit Handtüchern zusammen wäscht.“
Hygiene und Energie sparen – passt das zusammen?
„Hygiene und Energie sparen ist immer gegenläufig“, erklärt Egert. Einer der großen Stromfresser sei nämlich auch die Waschmaschine. „Wenn ich also sparen will, wasche ich kälter. Das führt aber zu einem größeren Keimwachstum.“
Er vermute, dass länger benutzte Waschlappen bei „einer mittelhohen“ Keimzahl lägen. „Das ist deutlich mehr als auf einer Badoberfläche oder einem Toilettensitz.“
Zwar sei die Forschung zu Waschlappen nicht sonderlich ausgeprägt, so Egert. Man könne sich aber an der Forschung zu Badeschwämmen orientieren. „Die sind ähnlich verkeimt wie Spülschwämme.“ Diese könnten laut seinen Untersuchungen mehr als 50 Milliarden Mikroben pro Quadratzentimeter vorweisen.
Sind wir bei Hygiene überversorgt?
Wenn Menschen also regelmäßig die Waschlappen austauschten, sei hygienisch nichts zu befürchten. Generell sagt Egert: „In puncto Hygiene sind wir zu Hause manchmal aber auch überversorgt.“
Drei Mal täglich zu duschen sei auch nicht gesund, eine Dusche pro Tag reiche. „Und wenn ich abends stattdessen mit dem Waschlappen mit den Oberkörper abwasche, ist das mit Sicherheit eine gute Idee“, so Egert.